Das Motorradfahren ist für Kevin Wahr nach wie vor ein Lebenselexier, doch geht er mittlerweile vieles entspannter an. Foto: Rüger

Motorradsport: Ehemaliger Deutscher Meister aus Nagold freut sich über Töchterchen. Drei Rennen sind noch nicht abgesagt. 

Es ist ruhiger geworden um den Nagolder Motorradfahrer Kevin Wahr. Der 31-Jährige hat sich peu á peu vom Profisport zurückgezogen, Beruf und Familie stehen nun im Mittelpunkt.

Dennoch wollte der IDM-Meister Supersport des Jahres 2013 die diesjährige Rennserie bestreiten, doch die Corona-Pandemie hat ihm und den anderen Rennfahrern einen Strich durch die Rechnung gemacht. 

Töchterchen ist geboren

2019 hatte der Nagolder Rennfahrer, der das Motorradfahren mittlerweile als "Hobby" bezeichnet, nur beim Finale zur Internationalen Deutsche Motorrad Meisterschaft (IDM) in Hockenheim  teilgenommen. Dort war er mit dem zweiten Platz auf das Podium gefahren. Doch vieles ist für den frisch gebackenen Vater einer kleinen Tochter entspannter geworden. "Vielleicht gibt es noch drei Rennen im August oder September. Bislang sind sie nicht final abgesagt. Wir werden sehen", so Wahr. 

Erster Sieg im Jahre 2011

Der erste Sieg im Jahr 2011 ist ihm noch gut in Erinnerung: "Das war ein Regenrennen, das vergisst man nicht."

Im Meisterjahr 2013 hatte Kevin Wahr das Kunststück vollbracht, acht Rennen der Serie in Folge zu gewinnen, ehe er in der Klasse Supersport um die Weltmeisterschaft fuhr." Die drei Jahre, wo ich um die Weltmeisterschaft mitfahren durfte, sind von den Erfahrungen, die ich gemacht habe, fast genauso schön wie der Titel 2013", erzählt Wahr. 

Auf Lausitzring ein paar Runden gedreht

In den letzten Monaten der Corona-Krise hat Kevin Wahr seinen Lederoverall wenig bis gar nicht getragen und ist kaum auf seinem Motorrad gesessen. Es herrschte in sportlicher Hinsicht völliger Stillstand. Vor allem das Rennfeeling hätte ihm gefehlt, erzählt Wahr.

So organisierte er privat kürzlich einen Trip an den Lausitzring, wo er im Rahmen eines Hobbyrennens endlich wieder einmal auf der Rennstrecke sein dufte. Denn seine Passion ist nach wie vor das Motorradfahren und das hat ihm in der jüngsten Vergangenheit doch sehr gefehlt. "Man konnte zumindest wieder ein paar Runden drehen. Ein komplettes Rennen hätte ich wohl nicht durchgestanden", berichtet Wahr und ergänzt: "Das Fahren an sich verlernt man zwar nicht, doch die Ausdauer hat definitiv gefehlt", erzählt der Nagolder.

Familie und Beruf im Vordergrund

Vom professionellen Rennsport hat sich Kevin Wahr zwar Ende 2018 verabschiedet, doch das bedeutet nicht, dass er keine Rennen mehr fährt. "2020 war geplant, alle Rennen der deutschen Meisterschaft zu fahren, aber nicht mehr in der Intensität wie in den Jahren, als ich professionell gefahren bin.

Doch der Rennsport fehlt dem 31-Jährigen: "Wenn es sich ergibt, würde ich 2021 auch gerne wieder fahren - allerdings ist es so, dass sich die Priorität gedreht hat. Familie und Familienbetrieb sind nun das Wichtigste und der Rennsport muss hinten anstehen."

Kevin Wahr ist viele Jahre auf höchstem Niveau Motorrad gefahren. Langsam nimmt er nun Abschied vom Rennsport. Gerne blickt er mittlerweile auf seine Erfolge zurück. "Dann sieht man doch wieder Fotos oder die alte Lederkombi im Keller hängen und dann erinnerst du dich an deine besonderen Momente und dann sind das schöne Erinnerungen und man ist auch dankbar, dass man so was machen konnte."

Zur Person

Kevin Wahr

geboren am 24. 1989 in Nagold

Anfänge

Kevin Wahr bestritt sein erstes Rennen im Jahr 1995 auf einem Pocket Bike. Von 1995 bis 2001 startete er in der deutschen Pocket-Bike-Meisterschaft. Zwischen 2002 und 2005 war er als Hobby-Rennfahrer unterwegs. In der Saison 2006 belegte Kevin Wahr im Yamaha-Cup den siebten Gesamtrang.

Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft

2007 startete er erstmals in der Supersport-Klasse (600 cm³) der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft, die er als 28. abschloss. Im folgenden Jahr errang er auf einer Suzuki GSX-R 600 des Teams Orange-Shark-DMV den achten Platz in der Gesamtwertung. In der Saison 2009 wiederholte Wahr auf einer Triumph Daytona 675 des Teams G-LAB Racing trotz einiger Stürze diese Platzierung in der IDM Supersport. 2009 absolvierte er als Wildcard-Pilot auf dem Nürburgring sein Debüt in der Supersport-Weltmeisterschaft. Er belegte dabei den 14. Platz und erhielt damit zwei WM-Punkte.

In der Saison 2010 startete Kevin Wahr anfangs für das Team Truck-Tec Wahr Racing seines Vaters auf einer von Michael Galinski vorbereiteten Yamaha YZF-R6 in der Supersport-Klasse der Deutschen Meisterschaft. Nachdem er im verregneten ersten Rennen der zweiten Saisonveranstaltung in Motorsport Arena Oschersleben seinen ersten Sieg erreichte, wurde er für den Rest der Saison vom Team Holzhauer Racing Promotion aus Wittenberge unter Vertrag genommen. Wahr erreichte im weiteren Saisonverlauf auf einer Honda CBR600RR noch vier Mal Plätze unter den ersten Drei und belegte im Gesamtklassement den vierten Rang. Im folgenden Jahr wechselte er innerhalb des Teams zu den Superbikes. Am Saisonende belegte er den 17. Platz. Für die Saison 2012 wechselte er wieder zurück in die Klasse Supersport und konnte mit seiner Yamaha erneut den vierten Rang belegen. Im Jahr 2013 wurde er mit neun Siegen, wovon er acht hintereinander Gewann, Meister in der IDM Supersport.

Supersport-Weltmeisterschaft

Ende Januar 2014 gab Wahr bekannt, dass er mit einer Yamaha R6 und dem Team Wahr by Kraus Racing in die Supersport-Weltmeisterschaft aufsteigt. Beim ersten Rennen der Saison in Phillip Island fuhr er auf Platz sechs. Im Verlaufe des Jahres erreichte er noch zwei weitere Top-Ten-Resultate. Wegen des geringen Budgets konnte Wahr nur an sieben von elf Rennen teilnehmen. Dennoch erzielte er den 16. Platz in der Saison-Gesamtwertung.

Im Jahr 2015 bestritt Wahr seine erste volle Saison in der Supersport-WM im tschechischen SMS Racing Team auf einer Honda CBR600RR. Die Saison war von einigen Ausfällen gezeichnet. Beim drittletzten Rennen im französischen Magny-Cours mit Rang sechs das beste Ergebnis der Saison verbuchen. Im darauf folgenden Lauf in Jerez in Spanien gelang ihm mit Position neun ein weiteres Top-10-Ergebnis. Die Saison schloss Wahr auf Gesamtrang 17 ab.