Die Kegelbahnen des ESV Rottweil glänzen durch Modernität. Foto: ESV Rottweil

Kegelabende in einer Bar muten für viele nostalgisch an. Doch ist die Sportart wesentlich mehr als ein Hobby aus vergangenen Zeiten.

Die Tagesschau meldete vor kurzem, die Zahl der Kegelbahnen in Deutschland nehme laut dem Deutschen Kegler- und Bowlingbund ab. Vor allem in den ländlichen Regionen dünne sich das Angebot deutlich aus. Wie ist es im Kreis Rottweil um die nostalgisch anmutende Sportart bestellt? Lassen sich die Aussagen bestätigen?

Jens Kaschuba, 1. Vorsitzender des ESV Rottweil, ärgert, dass Kegeln in der Öffentlichkeit oftmals als „Kneipensport auf heruntergekommenen Kegelbahnen“ dargestellt werde. So auch beim kürzlichen Beitrag der „Tagesschau“. Dies habe nichts mit modernem Kegelsport zutun, welchen zurzeit 60 000 aktive Sportkegler betreiben.

Übertragung vom ESC Rottweil in die Welt

Der ESV Rottweil verfüge über hochmoderne Sportanlagen, welche mit einer alten Kneipenbahn nicht viel zu tun haben. Über ihren deutschen Verband DKBC (Deutscher Keglerbund Classic) sei die Sportart gar bei sportdeutschland.tv vertreten. Mittlerweile übertrage man so alle Wettkämpfe aus dem ESV-Sportheim Rottweil live in die Welt.

Weiter teilt Kaschuba mit, im Freizeitbereich sei ein Trend weg von klassischen Hobbykegelclubs hin zu Spontan-Reservierungen zu sehen. Nach Corona sei hier ein Aufwärtstrend zu erkennen. Kegeln sei als klassische Indoorsportart eher im Winter gefragt, wie Kaschuba erläutert.

Kegeln werde auch von Leuten unter 40 Jahren ausgeübt, antwortet Kaschuba auf die Frage nach der Altersverteilung der Kegler. Doch sei die größere Anzahl älter. Beim ESV Rottweil habe man aber mittlerweile wieder eine gute Jugendarbeit und einige Jugendliche, welche im Alter von neun bis 16 Jahren aktiv Sportkegeln betreiben.

Seit dem Umbau der Kegelbahn 2001 biete der ESV Rottweil auch Moonlight-Kegeln an. Dies sei zu Beginn „der absolute Renner“ gewesen. Mittlerweile biete man moderierte Moonlight-Kegelpartys nur noch für geschlossene Gruppen ab 15 Personen an. Schwarzlichtkegeln ohne Moderation sei jedoch auf Anfrage immer möglich. Auch seitens des Hotel Hirt in Deißlingen heißt es, die Nachfrage auf den Kegelbahnen, welche nach wie vor in Betrieb seien, hat in den letzten Jahren etwas nachgelassen. Die Nutzer seien überwiegend ältere Menschen.

Nachfrage leicht nachgelassen

Rainer Hibinger von der Kegelbahn Arche in Zimmern ob Rottweil sagt im Gespräch hingegen, die Nachfrage sei in den letzten Jahren zwar leicht zurückgegangen, aber ist im Großen und Ganzen stabil. Pro Woche erschienen im Schnitt 10-12 Kegelclubs und an den Wochenenden finden häufig Kindergeburtstage statt. Harald Ganter gibt an, das Kegeln in seiner Ganter Kegelbahn in Dunningen habe sogar an Beliebtheit zugenommen.

Von Jung bis Alt sind alle vertreten

Dies führt er auf die 2019 erfolgte Modernisierung der Kegelbahn zurück, bei der eine Elektronische Steuerung, HPL-Segmentplatten mit Fehlwurfrinne, ein elektronisch gesteuertes Stoßdämpfersystem, ein Trend-Game-Master (ein PC mit Kegelspielen) und Schwarzlicht eingebaut wurden. Ein Rückgang der Nachfrage sei nicht ersichtlich.

Ganter berichtet, die Altersstruktur der Kegler lasse sich von Jung bis Alt festlegen. Es fänden viele Kindergeburtstage statt, viele feste Gruppierungen im Alter zwischen 20 und 50 Jahren und die „klassischen älteren Kegelclubs“ bis ins hohe Alter (zum Teil über 80 jährige) sind „noch am Start“. Insgesamt werde die Kegelbahn mehr von jungen Menschen benutzt.

Es sieht demnach so aus, dass Kegeln im Kreis Rottweil wohl durchaus noch betrieben wird, ob mit oder ohne Kegelclub, ob jung, ob alt. Es kann sich also noch lohnen eine Kegelbahn zu betreiben, beziehungsweise ältere Kegelbahnen zu renovieren und zu modernisieren.