So lässt sich’s aushalten: Diese Mittelalterlich Gewandeten genossen die Schlossfestspiele in Geislingen in vollen Zügen. Foto: Schweizer

Es hat sich herumgesprochen: Geislingen ist eine gute Adresse für Geschichtsinteressierte. Am Wochenende haben sogar Gruppen aus Ungarn, Frankreich und Tschechien ihre Lager aufgeschlagen.

Für drei Tage hielt das Mittelalter Einzug in Geislingen. Gaukler, Händler, Musiker und Handwerker ließen eine Zeitspanne von rund 1000 Jahren nochmals aufleben – begleitet von Regen und Sturm, aber auch ein bisschen Wärme. Ihrem Ruf als Sonnenstadt wurden die Gastgeber allerdings erst am Sonntag so richtig gerecht. Dann hatten sich die meisten Wolken endgültig verzogen, und mit den Strahlen von oben kamen auch die erhofften Besucherscharen.

Zum Auftakt gab’s Regen

Markus und Anja Katz von „Fabula Corvinus“, die den Markt zum dritten Mal organisierten, wollten trotz verhaltener Resonanz am Samstag nicht klagen. Der Start am Freitag sei gut gewesen, obwohl leichter Regen gefallen sei, hätten sich an die 250 Besucherinnen und Besucher auf dem Gelände getummelt. Nach wie vor ist das (Mittelalter-)Ehepaar – er nennt sich Markus von Heudorf, sie Alwina vom Knollenacker – begeistert vom Ambiente: „Es schreit einfach danach, mit Leben erfüllt zu werden.“ Mittlerweile habe sich die Veranstaltung auch schon etwas etabliert, die Geislinger würden sich darauf freuen. Und nicht nur die. Immer mehr Gäste aus dem Ausland kommen ins beschauliche Städtle – dieses Jahr aus Ungarn, Frankreich und Tschechien.

20 Händler boten ihre Waren feil

Rund um das Schloss boten an die 20 Händler in Hütten und Zelten vielfältige Waren, von Schmuck und Kleidung, Gewürzen und Filzarbeiten bis zu Schwertern und Helmen. Einige Stände zeigten mittelalterliches Handwerk, etwa ein Korbmacher und Frauen beim Klöppeln und am Spinnrad, denen man bei der Arbeit über die Schulter schauen durfte. Dieses Jahr sollte mehr der Schlossgarten mit ins Geschehen eingebunden werden, was aber aufgrund der aufgeweichten Böden schlichtweg unmöglich war.

Immer wieder klirrten auch die Schwerter. Dann lieferten sich die „Leitwölfe“ unter staunenden Blicken – darunter viele „Gewandete“, also im mittelalterlichen Outfit – spannende Kämpfe nach festen Wettbewerbsregeln. Wer wollte, durfte sich danach am historischen Glücksrad versuchen oder sich beim Rattenfängerspiel einen kleinen Preis ergattern.

Feuershows und Folklore

Gleich sechs Gastronomen warteten darauf, den Hunger stillen zu dürfen. Zum Beispiel mit Langos – ein in reichlich Fett frittierter Teigfladen, den man gerne in Ungarn isst –, mit Speck, Crème fraiche und anderen deftigen Sachen. Für den süßen Zahn gab es unter anderem Maulbeeren und mit Rosenwasser überzogene Mandeln.

Zu den Höhepunkten zählten am Freitag und Samstag die nächtlichen Feuershows, bei denen Marco Katz, der Sohn von Markus und Anja Katz, als Feuerspucker mitwirkte. Auch musikalisch gab es einiges auf die Ohren. So war die Folkband „Funkendrang“ am Start, am Sonntag ließ der Fanfarenzug aus Stetten bei Haigerloch die Instrumente schmettern.

Termin für 2025 steht schon fest

Der Markt in Geislingen war der Auftakt für viele weitere Mittelalterfeste in diesem Jahr. „Historicus Mercatus“ nennt sich zum Beispiel der Markt am zweiten Juni-Wochenende in Tuttlingen. Vom 11. bis 13. Oktober lebt der „Glanz der Ritterzeit“ in Lautlingen wieder auf. Dann ohne Ortsvorsteher und Mit-Organisator Heiko Peter Melle, der Ende Januar überraschend verstorben ist. Das Ehepaar Katz denkt gerne an ihn zurück: „Er war ein Macher, was er gesagt hat, hat hinterher auch funktioniert.“

Der Termin für den vierten Schlossfestspiele steht auch schon fest. Sie finden vom 28. bis 30. März 2025 statt. Dann – so hoffen die Organisatoren – wieder mit durchgängigem T-Shirt-Wetter – so wie 2023 bei der zweiten Auflage.

Schon immer ein geschichtsträchtiger Flecken

Ob früher auf dem heutigen Festplatz in Geislingen tatsächlich Schwerter geklirrt haben und Metbier getrunken wurde? Man weiß es nicht. Geislingen, und das ist definitiv verbrieft, war aber schon immer ein geschichtsträchtiger Flecken – auch beim Blick in die Historie des Mittelalters, wo es zwei Burgen gegeben hat. So steht in der (Stadt- ) Chronik, dass in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts die Herren von Bubenhofen, ein zu damaliger Zeit bedeutsames Rittergeschlecht, den Ort zu ihrem Herrschaftsmittelpunkt wählten. Wolf der Ältere, Heinrich I. Sohn, ließ 1426 neben einer bereits bestehenden herrschaftlichen Burg das Schloss errichten, den ursprünglichen Bau des heutigen Nordwestflügels. In den Annalen ist darüber hinaus im Jahr 1490 der Sweninger Burghof vermerkt, der wohl einem Ritter namens Sweningen oder den Herren von Schwenningen gehört hatte. Die alte Burg diente später dem Burgvogt als Wohnung, in Geislingen nannte man sie nur noch das „alte Burggesäß am Rathaus“.