Gemeinsam wollen sie auf den Kilimandscharo (von links): Günter Hermann, der an einem Bein amputierte Tom Belz und der Arzt Klaus Siegler. Foto: Günter Hermann

Tom Belz versucht das scheinbar Unmögliche. Er ist an einem Bein amputiert und wollte den Kilimandscharo besteigen. Günter Hermann aus Furtwangen begleitete ihn auf seiner Tour und berichtet nun über seine Erfahrungen.

Günter Hermann leitet die Sport- und Physiotherapie in der Nachsorgeklinik Tannheim und hat täglich mit schweren Schicksalen von Kindern und Jugendlichen zu tun. „Manche zerbrechen daran. Andere gehen offensiv damit, machen was draus.“ Zu Letzteren gehört definitiv Tom Belz, so die Erfahrung von Günter Hermann.

Ein professionelles Filmteam war mit dabei, als Tom Belz, Günter Hermann und weitere Wegbegleiter sich im August 2018 auf den Weg zu Afrikas höchstem Berg machten. Es entstand ein beeindruckender Dokumentarfilm, der international Beachtung fand. Auf Einladung der Kolpingsfamilie wird der Film nun am Freitag, 3. März, 19 Uhr, im katholischen Pfarrsaal in Furtwangen gezeigt. Hermann und Pfarrer Harald Bethäuser werden vor Ort sein und im Anschluss an den Film über Hintergründe und bewegende Momente dieses Abenteuers sprechen.

„Zuerst habe ich ein bisschen gezögert“

„Zuerst habe ich ein bisschen gezögert“, erinnert sich Hermann, als er im Frühjahr 2018 gefragt wurde, ob er sich an der Besteigung des Kilimandscharos mit Tom Belz beteiligen wolle. Der mit ihm befreundete Psychoonkologe Klaus Siegler war mit der Anfrage auf ihn zugekommen. Siegler kennt Belz schon, als ihm mit acht Jahren wegen einer Knochenkrebserkrankung das linke Bein abgenommen wurde. Belz, Siegler und Hermann trafen sich dann zu einer Wanderung im Schwarzwald. „Der Junge ist richtig fit“, meint Hermann anerkennend über den mittlerweile 36-jährigen Tom Belz. Für Hermann war dann klar, dass er mit den beiden auf den Kilimandscharo steigen würde.

Hermann, mittlerweile 64 Jahre alt, ist sportlich trainiert, war auch mal aktiver Triathlet. Er habe das Projekt weniger als sportliche, sondern mehr als mentale Herausforderung gesehen, bei Minusgraden in engen Zelten zu schlafen , Tom Belz bei seinem Gipfelsturm zu helfen und neben den täglichen Wandereinheiten auch noch als Physiotherapeut im Einsatz zu sein. Eine Herausforderung war es auch für den begleitenden Arzt Klaus Siegler, der an Arthrose an den Sprunggelenken leide und mittlerweile 72 Jahre alt sei, schildert Hermann.

Grenzen neu ausloten

Aber gerade diese Erfahrung, Grenzen zu respektieren oder neu auszuloten, sei ein Thema, dass jeden betreffe, so Hermann. Tom Belz erreichte schließlich mit seinen zwei Gehstützen auf einem Bein nach achttägiger Wanderung den 5895 Meter hohen Gipfel des Kilimandscharos. Sieglers Gesundheitszustand hatte sich in der Höhe verschlechtert. „Er hat Symptome der Höhenkrankheit gezeigt“, so Hermann, der dann auch nicht die letzte Gipfeletappe mitmachte, sondern bei Siegler blieb. Und das sei in bester Ordnung so gewesen. „Es muss nicht immer der Gipfel sein.“

„Es muss nicht immer der Gipfel sein“

Den bei der Tour gedrehten Film bezeichnet Hermann als „pädagogisch wertvoll“, der auch regelmäßig den neuen Rehapatienten in Tannheim gezeigt wird. „Viele motiviert das“, weiß Hermann von den Kindern und Jugendlichen, wenn sie sehen, was Tom Belz aus seinem Leben gemacht hat, trotz der Behinderung. „Wir haben alle im Alltag unsere Kilimandscharos und unsere Herausforderungen zu bewältigen“, meint Hermann.