Jenny Bitzer Foto: Schwarzwälder-Bote

Fußball: Die Profispielerin Jenny Bitzer verbringt Weihnachten und Neujahr zu Hause in Unterdigisheim

Die 22-jährige Jenny Bitzer aus Unterdigisheim lebt ihren Traum – als Profifußballspielerin in den USA. Über die Feiertage hat sie ihre Heimat besucht.

Meßstetten-Unterdigisheim. Von New York zurück nach Unterdigisheim – "schon eine krasse Umstellung", meint Jenny Bitzer. Die 22-Jährige ist zurzeit bei ihrem Vater Helmut auf Heimatbesuch. Denn ihre Berufung hat sie in den USA gefunden – als Fußballspielerin in der Universitätenliga. Frauenfußball sei dort professioneller und habe ein höheres Ansehen, weil die Förderung besser sei, erzählt sie. Denn die Colleges, eine Art Hochschulen, müssen für Männer und Frauen die gleiche Anzahl an Sportstipendien stellen.

Da es im American Football keine Frauenmannschaften gibt, muss mit anderen Sportarten ausgeglichen werden: Basketball, Volleyball und "Soccer" – der europäische Fußball.

Das Talent hat der SV Unterdigisheim bereits entdeckt

Als Talent entdeckt und gefördert wurde Jenny Bitzer anfangs noch von ihrem Verein, dem SV Unterdigisheim. Doch schon bald wurde ihr klar, dass sie in höheren Klassen spielen wollte. Schließlich zog sie mit 16 Jahren nach Sinsheim, wo sie in der Auswahl der TSG Hoffenheim spielte und die vom DFB geförderte "Eliteschule des Fußballs" besuchen durfte.

In dieser Zeit reifte der Wunsch in ihr, nach dem Abitur Profispielerin zu werden. Dabei wandte sie ihren Blick nach Westen: "In den USA ist das nämlich so: Wenn du gut im Sport bist, dann kannst du ein Stipendium für eine Uni bekommen, die ansonsten viel zu teuer wäre. Der Dienst, den du der Universität dann auf sportlicher Ebene erweist, ist dann quasi die Bezahlung."

Zunächst wurde sie in ein Team der Division One, der höchsten Collegeliga, in Ruston/Louisiana, aufgenommen. "Anfangs hatte ich es schwer – das Spiel ist in den USA einfach um einiges rauer. Aber durch das Training bin ich inzwischen um einiges stärker geworden und lasse mich nicht mehr herumschubsen."

Die Erfahrung, sich in einer anderen Kultur zurechtzufinden, hat sie geprägt: "Klar hatte ich mich gut vorbereitet, vor allem sprachlich, aber in der Praxis ist das dann doch noch mal etwas anders." Auch beim Essen habe sie sich umstellen müssen – jeden Tag Rührei mit Schinkenspeck zum Frühstück ist eben nicht jederfraus Sache.

Doch in Louisiana gefiel es ihr schon bald nicht mehr so gut: "Mein Trainer hat sich nicht wirklich für uns interessiert. Sein Erfolgskonzept war einfach: Jede Saison ein paar neue Spielerinnen rekrutieren, dann werden schon ein paar sehr gute dabei sein".

"New York City ist der Hammer – fast alle sind weltweit vernetzt"

Deshalb wechselte sie nach zwei Jahren ans "Manhattan College" nach New York City und in das dortige Team. Dort gefällt es ihr immer noch richtig gut: "Die Stadt ist der Hammer – alles ist so riesig. Und die Leute sind so freundlich, aufgeschlossen und fast alle weltweit vernetzt." Auch sie selbst hat inzwischen weltweit Freunde, mit denen sie dank sozialer Medien auch in Unterdigisheim in Kontakt bleibt.

Sie hat in den USA viele Dinge gelernt – das Wichtigste: "Sich durchzusetzen. Man braucht neben Talent vor allem Willensstärke und Ausdauer, um in die Startelf eines Spitzenteams zu kommen." Erfolgreich durchgesetzt hat sie sich, denn vergangenes Jahr wurde sie in ihrer Liga zur Abwehrspielerin des Jahres gekürt.

Für die Zukunft stehen Jenny Bitzer alle Möglichkeiten offen, denn in ihrem Studienfach "Business Administration and Management", einer speziellen Kombination der Betriebswirtschaftslehre, ist sie ebenfalls sehr erfolgreich. Ihre Fußballschuhe möchte sie aber auf keinen Fall an den Nagel hängen: "Wer weiß, vielleicht komme ich wieder zurück nach Europa, wenn meine Spiellizenz ausläuft."