Pfarrer Manfred Mergel wird Aach vermissen. Foto: Liza Huber

Ab Neujahr bleibt das Licht in der Pfarrstelle dunkel, denn die Kirchengemeinde Aach muss sich zum Jahresende von ihrem Pfarrer und Seelsorger Manfred Mergel verabschieden.

Dornstetten-Aach - Vor acht Jahren hatte Mergel seinen Pfarrdienst in Aach – einer beweglichen Pfarrstelle – angetreten. Er gehe nicht gerne und auch nicht unbedingt freiwillig, stellte er im Gespräch mit unserer Redaktion klar. Denn eigentlich wollte Mergel bis zum Ende seiner aktiven Dienstzeit im September 2023 in Aach bleiben.

Ein Wunsch, dem der Pfarrplan der evangelischen Landeskirche Württemberg entgegenstand. Der sieht vor, dass die drei Pfarrstellen in Dornstetten, Aach und Hallwangen ab kommendem Jahr von drei auf zwei reduziert werden. Künftig wird es in Dornstetten ein Pfarramt Nord geben: mit Hallwangen und dem nördlichen Teil Dornstettens. Dem neuen Pfarramt Süd gehört dann auch Aach an.

Neue Aufgaben zum Schluss

Für seine letzten Dienstmonate werden Pfarrer Mergel neue Aufgaben zugewiesen. Unter anderem wird er Religionsunterricht am Dornstetter Gymnasium erteilen und vermutlich auch als Springer eingesetzt. "Ich gehe sehr ungern. Ich wäre gerne bis zuletzt in Aach geblieben", bedauert Mergel seinen vorzeitigen Abschied. Ihm werden "seine Aachemer", aber auch der Kirchengemeinderat, mit dem er "konstruktive und harmonische Entscheidungen habe treffen können", fehlen, sagt Mergel. Seine Zeit in Aach betrachtet er als "Fügung Gottes".

Noch keine Pläne für die Zukunft

Für die Zeit nach der Pensionierung hat der scheidende Pfarrer noch keine konkreten Pläne. Natürlich werde er "ein biss‘le weitermachen in der Mundart-Arbeit und vielleicht auch mal wieder ein Buch schreiben". Denn was Mundart in der Kirche angeht, gilt Pfarrer Mergel als Pionier, hat er doch Predigten auf Schwäbisch erst salonfähig gemacht.

Predigten und Bibelzitate in Mundart kommen an

Mit seinen schwäbischen Sprüchen, Predigten und Bibelzitaten hat er nicht nur die Herzen der Aacher, sondern vieler Württemberger erreicht und ganze Vortragssäle, Kirchen und Festzelte auf dem Cannstatter Wasen gefüllt. Dabei war der Pfarrberuf dem 1959 in Göppingen geborenen Sohn eines Metzgermeisters keineswegs in die Wiege gelegt. Doch Mergel engagierte sich früh in der kirchlichen Jungschararbeit und plante, nach Abitur und Zivildienst eine Ausbildung zum Jugendreferenten zu beginnen. Dass er sich im letzten Moment umentschied, um Theologie zu studieren, lag an den Empfehlungen seines Konfirmationspfarrers und des Dekans, die beide meinten, er solle unbedingt Theologe werden. Er entschied sich schließlich für ein Theologiestudium. Nach Vikariat und einer Zeit als Pfarrverweser folgte der Pfarrdienst in Gärtringen und Simmozheim, an den er gerne zurück denkt. Prägend sei für ihn vor allem seine Zeit als junger Pfarrer auf der Alb gewesen, sagt Mergel.

Dankbarer und zufriedener Blick zurück

Dort habe er, "den Durchbruch zum Schwäbischen erfahren" – nicht ganz freiwillig, sondern weil er seine mit breitem Schwäbisch sprechenden Schüler sonst nicht verstanden hätte, erklärt der Pfarrer, der sich mehr und mehr mit dem Dialekt befasste, den er zunehmend schätzen lernte. Mit seinen Predigten auf Schwäbisch habe er die Menschen mehr berührt und außerdem, so Mergel, werde eine Mundartpredigt dem Wort Gottes eher gerecht. Inzwischen ist Mergel Mundartpfarrer – und das mit Leib und Seele. Es war ihm stets ein Anliegen, sich Zeit für die Menschen zu nehmen, denn, so der scheidende Pfarrer: "Die Kirche ist für die Menschen da." Die vielen Verwaltungsaufgaben seien ihm stets ein Gräuel gewesen.

Zufriedener Blick zurück

Am Ende seiner Zeit als Pfarrer blickt er voller Zufriedenheit und Dankbarkeit zurück, auf eine Zeit mit besonderen Gottesdiensten, Konfirmationen, Jugendfreizeiten, Motorrad- und Mundart-Gottesdiensten. Aach sei ihm "ans Herz gewachsen", sagt Mergel und bekennt: "Ich bin mit Leib und Seele Pfarrer, und Pfarrer ist der schönste und der schwerste Beruf zugleich."