Was muss ein Rostbraten kosten, wenn man gutes Fleisch einkauft, Service und Koch anständig bezahlt? Derzeit ist auf Speisen noch 7 Prozent Mehrwertsteuer angesetzt, doch das könnte sich Ende des Jahres ändern. Foto: nja

Nicht nur die Gastronomen brauchen eine Perspektive, sondern auch wir Gäste. Denn bei all den Rechnereien sollte man nicht vergessen, dass Restaurants weit mehr als Orte sind, an denen man satt wird. Ein Kommentar unserer Redakteurin Anja Wasserbäch.

Das Damoklesschwert der Mehrwertsteuererhöhung schwebt über den Gastronominnen und Gastronomen des Landes. Aber nicht nur über denen: Auch über allen Gästen, die vielleicht im kommenden Jahr eine Feier planen oder schlichtweg gerne essen gehen, was für viele jetzt schon Luxus ist und wohlüberlegt sein muss.

Es war eine Hilfe zur Selbsthilfe

Wir erinnern uns: Die Verringerung auf sieben Prozent war eine Hilfe zu Selbsthilfe. Es ging um die Subventionierung einer Branche, die in den vergangenen Jahren schwer gebeutelt wurde, die – wie natürlich so viele Handwerksbetriebe – mit Personalmangel und Preissteigerungen zu kämpfen hat. Bei all Rechnereien sollte man aber nicht vergessen, dass Restaurants weit mehr als Orte sind, an denen man satt wird. Egal, was wir in der Zeit der verdammten Pandemie gebacken und gekocht haben, der Besuch in einem Lokal ist etwas anderes. Selbst wenn man wohlweislich nicht überall besser als zuhause isst. Aber in einer Wirtschaft kommt viel zusammen, was zusammen gehört: die Atmosphäre, der Service, das Essen, die Begleitung. Alles muss stimmen, um manchmal noch Jahre später von einem gelungenen Besuch zu schwärmen.

Es geht viel verloren, wenn überall in den Innenstädten der Republik nicht nur das gleiche geshoppt, sondern das gleiche Fast Food gegessen wird

Wenn jetzt im Restaurant innen wieder 19 Prozent verlangt werden, zum Mitnehmen aber sieben Prozent wird das am Ende auf die Gäste umgelegt werden müssen. Und es wird für viele Essengeher ausschlaggebend sein, ob und wie häufig sie sich einen Restaurantbesuch leisten. Ob sie nur etwas zum Abholen bestellen. Natürlich muss man auch weiterdenken, was da hinter Küche und Service dran hängt: die Produzenten, Lieferanten, Handwerker. Sie alle brauchen eine Perspektive.

Schon jetzt schließen mehr Restaurants in Deutschland als neue aufmachen. Es geht viel verloren, wenn überall in den Innenstädten der Republik nicht nur das gleiche geshoppt, sondern das gleiche günstige Fast Food gegessen wird. Man sollte Kulinarik als Kultur verstehen – und die ist auch des Öfteren subventioniert.