Mark Reutter in seiner Praxis. Foto: Fritsche

Nicht nur die Corona-Pandemie brachte viele Veränderungen für die Beschäftigten im Bereich der Physiotherapie mit sich.

Froh sind die Beschäftigten der „Praxis für Physiotherapie und Myoreflex“ in der Hauptstraße, dass die Corona-Zeit und die damit verbundenen Beschränkungen weitgehend vorbei sind. »Nur die Patienten müssen zur Zeit noch eine FFP2-Maske tragen«, erläutert Inhaber Mark Reutter beim Gespräch mit unserer Redaktion in seiner Praxis in der Hauptstraße von Schiltach.

Freiwillig mit Maske

Das Personal wäre zwar davon befreit, aber in der Praxis tragen sie die Masken freiwillig weiter. „Jetzt in der Erkältungs- und Fasnetsaison darauf zu verzichten, macht keinen Sinn“, begründet er. Bis zu zehn Absagen von Patienten hat er am Tag zur Zeit wegen Krankheit, auch ein bis zwei Mitarbeitende fallen deshalb aus.

Große Belastung

„Wir sind gut durch die Corona-Zeit gekommen, auch wenn Umstellungen nötig waren“, erzählt er. So wurde zum Beispiel das Gerätetraining durch einen Online-Terminplaner auf der Webseite optimal eingeteilt, so dass nie zu viele Patienten im Trainingsbereich waren.

Präventionskurse mussten eingestellt werden, seit kurzem könnten sie wieder stattfinden. Dass am Anfang der Pandemie Hausbesuche in den Altenheimen nicht möglich waren, bedauert er besonders. „Für unser Team war und ist diese Zeit immer noch eine große Belastung, zum Beispiel durch das ganztägige Tragen des Mundschutzes und die erweiterten Hygienevorschriften bei gleicher Behandlungszeit“. Als Folge der Pandemie hat er in seiner Praxis heute eine Reihe von Post- oder Long-Covid-Patienten. Außerdem wollten viele keine Reha mehr oder brächen diese ab und kämen deshalb schneller und länger zur Behandlung.

Viele Veränderungen

Am Freitag konnte Reutter das 20-jährige Jubiläum seiner Praxis feiern, die er am 10. Februar 2003 gegründet hatte. Viel habe sich in dieser Zeit verändert: „Mehr Patienten bei weniger Personal, Dokumentationspflicht und Digitalisierung in allen Bereichen, ein Irrsinn an Bürokratie und Verwaltungsaufwand“. Der Leistungsdruck wäre auch dadurch größer, weil OP- und Reha-Termine oft verschoben würden und dadurch die notwendige Vorplanung erschwert werde.

Zu seinem Beruf ist Reutter, der aus Schiltach stammt, durch eine Sportverletzung beim Tennis mit 16 gekommen: Er musste Physiotherapie machen und spürte, dass das seine Berufung werden könnte.

Nach dem Abitur 1996 machte er seine Ausbildung zum Physiotherapeuten in Schwenningen, die er 2001 mit dem Staatsexamen abschloss. Zunächst arbeitete er in Reha-Kliniken in Freudenstadt und Donaueschingen, bis er sich 2003 selbstständig machte. Heute beschäftigt er sieben Physiotherapeuten, eine Sportlehrerin und vier Beschäftigte in der Anmeldung.

Ganzheitliche Betrachtung

Reutter hat eine Reihe von Fortbildungen gemacht, von denen eine hervorsticht: Sein Behandlungsschwerpunkt ist die Myoreflextherapie. „Eine ursächliche, keine rein symptomatische Therapie, die den Körper ganzheitlich betrachtet“. Vor sechs Jahren hat er die Ausbildung begonnen und vor drei Jahren in Frankfurt abgeschlossen. Angewendet werde Myoreflextherapie bei Schmerzzuständen und neurologischen Erkrankungen. »Bei dieser Therapie werden Knochenhautansätze mit hoher Intensität getriggert«, erklärt er. Für diese Behandlung kommen Patienten mit Sportverletzungen von weit her, zum Beispiel von Geisingen an der Steig oder Gengenbach.

Nicht weit weg von Schiltach – in Gutach – beherbergt übrigens das „Zentrum für interdisziplinäre Therapien“ im Elternhaus der Brüder Kurt und Reiner Mosetter die „Keimzelle“ der Myoreflextherapie.