Auch handgemachte Kleidung gab es. Foto: Kappe

Textilkunst im wahrsten Sinne gab es am Sonntagnachmittag im Maschenmuseum in Tailfingen. Neun Ausstellerinnen präsentierten Textilien aller Art, Handarbeit sowie genähte oder gefilzte Arbeiten.

Albstadt-Tailfingen - Einst war der Textil-Kunst-Markt im Maschenmuseum eine Institution. Nach fast dreijähriger Pause ging nun die achte Auflage über die Bühne. Susanne Göbel, Leiterin der Albstädter Museen, sowie die Ausstellerin der ersten Stunde, Heide Neubert, waren im Vorfeld auf einigen Kunsthandwerkermärkten unterwegs, um neue Ausstellerinnen zu rekrutieren – erfolgreich: Nicht nur aus Albstadt und Umgebung waren Künstlerinnen dabei, sondern auch von weiter her. Das Ambiente hätte nicht passender sein können. Dort, wo die Geschichte der Textilindustrie nebst großen Maschinen ausgestellt ist, präsentierten die Ausstellerinnen moderne Textilkunst in teilweise traditioneller Fertigungsweise.

Zu bestaunen gab es beispielsweise übergroße, leichte und farbenfrohe Decken, in alter Webtechnik gefertigt sowie wertvolle seidene Unikate und mit Woll-, Metall- und Seidenfäden genähte Kleidung. Ebenso handgewebte Einzelstücke, besonderen Häkelschmuck aus feinem Garn, handgemachte Lampenschirme sowie Deko-Objekte und unterschiedliche Kreationen mit gefilzter Wolle. Auch Schmuckstücke aus Papiergarn waren zu sehen.

Bewusstsein für die Wertigkeit der Arbeiten

Präsentiert wurden sie von den Künstlerinnen Isabella Buchholz, Dagmar Hawener, Martina Kählig, Heide Neubert, Regina Neugart, Sara Preisetanz, Daniela Sander-Neumann, Sybille Weber und Christine Ziegler. Heike Götz demonstrierte den vielen Besuchern die Technik der Schwälmer Weißstickerei. Bei der filigranen Arbeit nutzt sie sogar eine Lupe, so fein wird gearbeitet. "Man kann gar nicht ermessen, was Handarbeit wirklich ist und wie viel Aufwand und Energie in jedem einzelnen Stück stecken", gab Susanne Göbel zu bedenken. Dies zu begreifen sei im heutigen Maschinenzeitalter oft schwierig zu begreifen.

Daher war es ihr ein besonderes Anliegen, dass die Besucher mit den Ausstellerinnen ins Gespräch kamen, um zu erkennen, wie viel Zeit und Mühe hinter der jeweiligen Arbeit eigentlich stecken. "Es muss einfach ein neues Bewusstsein für die Wertigkeit der gefertigten Handarbeiten entwickelt werden", war sie sich einig.

Schiffchenarbeit aus der Ukraine

Auf reges Interesse stieß ebenso die Vorführung der besonderen Handwerks-Technik der aus der Ukraine stammenden Handarbeits- und Zeichenlehrerin Natasha Mishareva, mit der sie feine Spitze herstellt. Ihre Schiffchenarbeit ist dortzulande als "Occhi" bekannt. Mishareva habe die Technik selbst vor über 30 Jahren in einem Kurs gelernt und dort ihre Liebe dazu entdeckt. Susanne Göbel denkt bei entsprechendem Interesse darüber nach, künftig mit der Ukrainerin auch einen Kurs in dieser besonderen Technik anzubieten.

Die Besucher unterhielten sich vor dem Ambiente des historischen Café Rieger im "Stüble" des Maschenmuseums bei Kaffee und Kuchen und waren sich einig, dass die gezeigte Kunst nahezu unbezahlbar und ganz besonders war.