Zu den vorgenommenen Fahrbahndeckenerneuerungen zählt auch die L 415 von Fluorn bis zur Kreisgrenze. Foto: Cools

Sie kosten viel Geld und bieten aufgrund ihres Zustands immer wieder Anlass für Beschwerden: die Straßen im Kreis Rottweil. Nachdem die Kreisstraßen kürzlich mit der Note "gut" bewertet wurden, hat das Verkehrsministerium auf Anfrage des FDP-Landtagsabgeordneten Daniel Karrais die Landesstraßen unter die Lupe genommen.

Kreis Rottweil - Schlaglöcher, Verwerfungen und Bodenwellen – die sind auf so mancher Strecke im Kreis Rottweil zu finden. Im Kreistag war regelmäßig angemerkt worden, dass insbesondere der Norden des Landkreises in Sachen Straßenqualität Aufholbedarf habe.

Um einschätzen zu können, ob die Kritik berechtigt ist, hatte die Landkreisverwaltung deshalb eine objektive Zustandserfassung des Kreisstraßennetzes mittels einer Software in Auftrag gegeben. Als Ergebnis kam eine Durchschnittsnote von 2,1 heraus. 224 Kilometer beziehungsweise 69 Prozent des Kreisstraßennetzes hatten sogar die Note 1,0 erhalten.

Relativiert wurde das Ergebnis bei der Analyse von Straßenabschnitten zwischen zwei Knotenpunkten. Bei dieser Betrachtungsweise erhielten nur noch 26 Prozent der Kreisstraßen die Note "sehr gut".

Zustand leicht verbessert

Eine Erkenntnis aus der Diskussion des Kreistags war jedoch auch, dass das Problem mangelnder Qualität offenbar eher bei den Landesstraßen zu suchen ist. "Ich fände es schön, wenn die mal in einem zumindest akzeptablen Zustand wären", hatte Kreisrat Franz Moser (CDU) angemerkt.

Wie das Landesverkehrsministerium den Zustand seiner Straßen im Kreis Rottweil bewertet, wurde nun nach einer so genannten Kleinen Anfrage des FDP-Landtagsabgeordneten Daniel Karrais an die Regierung deutlich.

So hatte Karrais bereits Anfang Oktober nach den Noten für die einzelnen Strecken, aber auch nach den ausgegebenen Mitteln für Straßenerhaltungsmaßnahmen im Kreis Rottweil und geplanten Sanierungen gefragt. "Der Zustand der Landesstraßen im Kreis Rottweil wird gemeinhin von der Bevölkerung als nicht gut bewertet", so Karrais in seiner Begründung.

Inzwischen liegt die Antwort des Landesverkehrsministeriums vor. 185 Kilometer des Landesstraßennetzes zählen zum Kreis Rottweil. Ihr Zustand werde im vierjährigen Rhythmus erfasst und bewertet. Die jüngste Bestandsaufnahme erfolgte 2020. Laut dieser befinden sich rund 69 Kilometer der Landesstraßen im Kreis Rottweil in schlechtem Zustand, 37 davon in sehr schlechtem. Dem gegenüber stehen 24 Kilometer sehr guter Qualität und 43 Kilometer guter Qualität (insgesamt 67 Kilometer).

"Der Zustand der Landesstraßen hat sich leicht verbessert. Trotzdem sind 42 Prozent in schlechtem oder sehr schlechtem Zustand. Das ist immer noch weit davon entfernt gut zu sein", mahnt Daniel Karrais an. 2019 waren laut einer Antwort auf eine damalige Anfrage des Abgeordneten noch 48 Prozent der Landesstraßen in schlechtem oder sehr schlechtem Zustand.

Felssicherung großes Thema

Auf seine Frage, welche Neu-, Um- oder Ausbaumaßnahmen an Landesstraßen es seit 2019 im Kreis Rottweil gegeben habe, heißt es: keine. Fahrbahndeckenerneuerungen seien jedoch unter anderem in den Bereichen Lauterbach, Sulz, Dornhan-Busenweiler, Oberndorf-Beffendorf und Wellendingen auf insgesamt rund sieben Kilometern vorgenommen worden. An sage und schreibe 23 Stellen auf Landesstraßen wurde ein "Vorsicht Straßenschäden"-Schild aufgestellt.

Grundsätzlich umfasse die Erhaltung des Landesstraßennetzes nicht nur die Fahrbahnen, so macht das Landesverkehrsministerium deutlich. Auch Radwege, Brücken, Tunnel, Lärmschutzwände und Felssicherungen seien wichtig. Aufgrund der speziellen Topografie im Kreis Rottweil sei vor allem Letzteres mit hohem Aufwand verbunden. 7,7 Millionen Euro an Erhaltungsmitteln seien 2019 vom Land in den Kreis geflossen, jeweils 2,6 Millionen davon für Fahrbahnen, Radwege und Ingenieurbauwerke und zwei Millionen für Fels- und Böschungssicherungen. 2020 flossen 3,7 Millionen in die Erhaltung des Landesstraßennetzes im Kreis. 2021 werden es voraussichtlich 3,9 Millionen Euro sein. "Dass die Mittel für die Straßensanierungen seit 2019 nahezu halbiert wurden, lässt befürchten, dass sich nicht genug für eine Verbesserung bewegt", befürchtet Karrais.

Im Frühjahr soll das Sanierungsprogramm für 2022 veröffentlicht werden. Für die Planung und den Neubau von Landesstraßen im Kreis Rottweil seien 3,5 Millionen Euro eingeplant. Was für Erhaltungsmaßnahmen im Kreis zur Verfügung gestellt werde, könne derzeit noch nicht beziffert werden, heißt es vom Landesverkehrsministerium.