Höchst emotional diskutiert wird beim Quartiersrundgang mit Oberbürgermeister Jürgen Roth (rechts) im Wohngebiet Haslach/Wöschhalde über das Thema Lückenschluss der B 523. Foto: Heinig

Am Quartiersrundgang mit Oberbürgermeister Jürgen Roth in der Vorplanungsphase der B 523 nahmen am Montagabend rund 120 Bürger aus den Wohngebieten Haslach und Wöschhalde teil.

Die große Resonanz auf das Angebot, das Roth in den nächsten Tagen auch in Obereschach, Nordstetten und Weilersbach macht, zeigte, wie sehr die vom geplanten Straßenbau direkt betroffenen Bürger den Lückenschluss ablehnen.

Der passe nicht in die Zeit einer Klimakrise und sei mit jetzt schon explodierenden Kosten ohnehin unbezahlbar, so die einhellige Meinung. Aus den einst veranschlagten 29 Millionen Euro für die Gesamtmaßnahme seien mittlerweile rund 100 Millionen geworden, rechnete Peter Sachse, Sprecher der Bürgerinitiative „Lückenschluss - nein danke“, vor.

Emotionale Debatte

Beim Gang durch das sattgrüne Naherholungsgebiet „Guggenbühl“ mit Blick über die ganze Stadt bis zu der Stelle, an der bis 2030 eine meterbreite Trasse die Natur durchschneiden soll, wurde deutlich, wie emotional die Debatte um den Lückenschluss inzwischen geführt wird.

Nerven liegen blank

Trotz eines vom ausführenden Regierungspräsidium angestrengten Beteiligungsprozesses, durch den es bereits Informationsabende in der Neuen Tonhalle sowie Runde Tische gab, liegen die Nerven bei den Projektgegnern blank, denn sie fühlen sich nicht gehört und nicht verstanden. „Wir wollen mehr Tempo beim Klimaschutz, nicht aber auf der Straße“, sagte Sachse und Gerhard Holz fragte: „Wo sind unsere Einwände denn eingeflossen?“. Am Rande von Haslach und Wöschhalde sei eine intakte Natur in Gefahr, „die wir auf jeden Fall behalten wollen“.

Betriebe wollen Lückenschluss

Er sei gekommen, um zuzuhören, Argumente auf- und Anregungen mitzunehmen, nicht aber „um Sie davon zu überzeugen, dass die B 523 das Beste für die Stadt ist“, versprach OB Roth. Allerdings: „Die Industriebetriebe wollen den Lückenschluss und wir brauchen die Arbeitsplätze“.

Gesamtstadt verpflichtet

Dass er als Sprecher der IG Lückenschluss auch nach diesem Abend nicht gegen den Bau der Straße sein könne, dafür warb er um Verständnis. Schließlich sei er „der Gesamtstadt verpflichtet“. Die Verlängerung der B 523 verspreche zudem weniger Verkehr auf der Wieselsbergstraße und der B 33 und eine Entlastung des Nordringes, wo die Stadt in den nächsten Jahren mit weiteren Ansiedlungen rechnet.

Roth betonte noch einmal, dass der Bund Bauherr und Eigentümer der geplanten Trasse sei und das Regierungspräsidium diese realisieren müsse. Gleichwohl hatte er an diesem Abend etliche Fachleute aus der Stadtverwaltung an seiner Seite, die auch in Einzelgesprächen Details und Hintergründe erläuterten und Pläne vorlegten.

Fragen der Bürger

Aus der zum Teil sehr erregten Bürgerschaft kam dagegen die Frage der Verhältnismäßigkeit eines so teuren Straßenstückes, dass seinen Benutzern nur wenig Ersparnis an Fahrzeit bringe.

Gefragt wurde auch nach Ausgleichsmaßnahmen, nach dem offensichtlich fehlenden Willen zur Nachhaltigkeit, nach Lärmschutz, nach der drohenden Wertminderung von Immobilien, nach einem Gratisangebot des öffentlichen Nahverkehrs als Alternative.

Wie verhindern?

Und schließlich kam auch die Frage: „Was müssen wir tun, um diese Straße zu verhindern?“ Darauf antwortete Roth: „Es ist nicht umsonst, was Sie hier tun“. Noch stehe das Planfeststellungsverfahren bevor, das wiederum eine Anhörung beinhalte. Letztlich sei auch eine Klage möglich.