Sie fährt Traktor, streift bei Sonnenuntergang durch die Felder und fängt Kälber ein – und rund 79 000 Menschen sehen ihr dabei zu. Paula Altner ist Landwirtin und Influencerin und zeigt, dass sie hart arbeiten und dabei trotzdem gut aussehen kann. Wir haben sie bei der Arbeit in Holzhausen besucht.
Sie sind jung, lieben das Landleben und haben schon jetzt jede Menge Verantwortung: Paula Altner (21) und Jakob Schon (20) sind Landwirte aus Leidenschaft und kümmern sich um 58 Hektar Land (Hälfte Grünland, Hälfte Acker), rund 100 Rinder und ein paar Kälbchen. Abseits von Stall und Feld in den sozialen Medien ist Paula derweil ein kleiner Star. Ihre Fotos und Videos, die sie während der Arbeit macht, werden von mehr als 100 000 Menschen gesehen.
Glamourös ist Paula Altners Leben dabei überhaupt nicht. Sie wuchs sehr bodenständig auf – umgeben von Enten, Hühnern und Wachteln. Die Tochter von Selbstversorgern besuchte in Hessen die Waldorfschule, ehe sie auf das Gymnasium wechselte.
Spontaner Trip nach Holzhausen
Vor dem Abitur brach sie die Schule ab und ging für eine Weile nach Kanada. „Ich hasse es einfach dazusitzen und zuzuhören. Ich habe schon immer lieber etwas Praktisches gemacht“, erklärt sie. Danach arbeitete sie in einem Milchviehbetrieb mit und entschied anschließend, doch noch ihr Abitur zu machen. Dieses schloss sie mit einem Durchschnitt von 1,1 ab.
Noch zwischen schriftlichem und mündlichem Abitur lud sie die ersten Bilder von sich auf Instagram hoch. Dort sah Jakob sie und schrieb sie an. Einem spontanen Impuls folgend fragte er sie, ob sie nicht beim Dreschen auf dem Hof helfen wolle.
Paula kam nach Holzhausen – „und irgendwie bin ich seitdem nie wieder so richtig gegangen“, sagt die 21-Jährige lachend. Sie und Jakob wurden ein Paar und verbringen seitdem quasi jede Minute zusammen – meist bei der Arbeit auf dem Hof. „Ich wollte immer mit Tieren arbeiten. Vor allem Kühe sind mein Ding. Deshalb möchte ich auch Ärztin für Großtiere werden.“
Jede Menge Arbeit
Vor einem Jahr hat sie nun erst einmal eine Ausbildung zur Landwirtin im bayerischen Rosenheim begonnen. Wegen ihres Abiturs hat sie nur noch ein weiteres Jahr vor sich und wird den Rest ihrer Ausbildung in Dietingen absolvieren. Parallel gibt es auf dem Hof in Holzhausen mit der Bullenmast jede Menge zu tun.
„Wir bekommen die Tiere meist mit drei Monaten. Sie bleiben dann etwa eineinhalb Jahre hier“, erklärt Jakob Schon. Die Kälber waren Paulas Wunsch. Jakob wollte schon immer den Hof seiner Großeltern übernehmen und absolvierte seine Lehre zum Landwirt in Hochmössingen und Dürrenmettstetten.
Als sein Opa noch während seiner Ausbildung starb, musste Jakob früh Verantwortung übernehmen. Seit Sommer 2022 gehört ihm der Hof. Seine Eltern unterstützen ihn bei der Arbeit, aber das meiste machen er und Paula, wie sie erzählen. Ihre Reife in jungen Jahren erklären sie so: „Wenn man Verantwortung für viele Tiere und große Flächen hat, muss man schnell erwachsen werden.“
Mehr fürs Tierwohl tun
Zusammen haben sie einiges mit dem Hof vor. Er soll moderner werden. Zudem liegen ihnen das Tierwohl, gute Qualität und die Umwelt am Herzen. Deshalb würden die Tiere gehegt und gepflegt und dann möglichst stressfrei geschlachtet. Das Fleisch wollen sie direktvermarkten. „Das einzige Fleisch, das ich kaufe und esse, ist das, bei dem ich weiß, woher es kommt“, sagt Paula Altner. Beim Schlachten sei sie dabei, damit die Tiere ruhig bleiben.
Nach ihrer Ausbildung zur Landwirtin will Paula Altner Tiermedizin studieren, voraussichtlich in Gießen oder München. Fünf bis sechs Jahre werde das wohl dauern. Am Wochenende will sie immer nach Holzhausen zurückkommen, um auf dem Hof zu helfen. „Das Endziel ist dann natürlich, irgendwann mal eine eigene Praxis zu haben“, sagt sie.
Erfolg kam unerwartet
Dass sie in den sozialen Medien so erfolgreich sein würde, hätte sie nie gedacht, sagt sie. Während der Schulzeit habe sie noch große Angst davor gehabt, verurteilt zu werden, Spaß an den Fotos und Videos habe sie aber schon immer gehabt. „Nach der Schule dachte ich, jetzt mache ich es einfach.“
Mit den vielen Followern kamen die ersten Werbeanfragen und Kooperationen, vor allem mit Modemarken, aber beispielsweise kürzlich auch mit Disney, um eine neue Serie zu bewerben. Wenn Paula Altner nun Traktor fährt, die Tiere versorgt oder andere Arbeiten erledigt, versucht sie, dabei ein Video zu drehen oder sich von Jakob fotografieren zu lassen.
Dabei vernachlässigt sie die Arbeit aber nicht. „Die kommt immer zuerst. Und wenn mal keine Zeit ist, um ein Video zu drehen, dann geht es eben nicht“, sagt sie. In der Landwirtschaft habe man oftmals wetterbedingt enge Zeitfenster, in denen man dann schnell so viel wie möglich erledigen müsse.
Viele Follower sind Männer
Zu ihren Followern gehören zu 97 Prozent Männer, die meisten selbst aus der Landwirtschaft und aus Deutschland oder Österreich. Manche interessieren sich für die Arbeit, anderen gefalle einfach das Bild eines blonden Mädchens vor einer großen Maschine – da macht sich Paula Altner keine Illusionen.
Es gebe aber auch junge Frauen, die sie anschreiben und um Rat fragen. „Darüber freue ich mich am meisten.“ Die meisten Reaktionen seien positiv. Nur hin und wieder gebe es mehr oder weniger gut gemeinte Ratschläge zur Arbeitsweise oder ein wenig Angeberei, wenn einer einen größeren Traktor habe. Da stehe sie aber drüber, sagt die 21-Jährige lachend.
Image der Landwirte aufpolieren
Ihre Videos auf Tiktok seien eigentlich nur so zum Spaß, auf Instagram will Paula gern mehr über ihre Arbeit informieren und Verständnis für die Landwirtschaft schaffen. „Ich möchte Öffentlichkeitsarbeit betreiben und zeigen, was die Landwirte leisten. Das sollte man wirklich zu schätzen wissen.“ Außerdem will sie jungen Menschen zeigen, wie viel Spaß die Arbeit machen kann, und damit das Image der Landwirte aufpolieren.
Paulas Lieblingsarbeit auf dem Hof ist übrigens alles, was in die tiermedizinische Richtung geht. „Ich spritze zum Beispiel gern die Kälber“, sagt sie. Praktisch, für Jakob sind Spritzen nämlich ein Graus, wie er lachend erzählt.
Ein Herz für die Kälbchen
Paula wollte unbedingt Holsteinkälber, weil diese als Abfallprodukt der Milchwirtschaft gelten. Für sie hat sie extra einen geräumigen Stall gebaut. Sie wolle, dass es den Tieren gut gehe.
Später möchte sie versuchen das Fleisch der Kälber ebenfalls direkt zu vermarken. Klar müsse dem Käufer nur sein, dass er für gutes Fleisch auch mehr zahlen müsse. Denn: „Ein Ein-Euro-Steak bedeutet einfach zwangsläufig, dass das Tier kein schönes Leben hatte.“
Instagram und Tiktok: @paulas_landleben