Bisher hatte die AfD trotz mehrmaliger Anläufe kein kommunales Spitzenamt wie einen Landrat oder einen Oberbürgermeister gestellt. Foto: dpa/Martin Schutt

Die AfD hat erstmals in Deutschland einen Landratsposten gewonnen. Bei der Stichwahl im thüringischen Landkreis Sonneberg holte ein Kandidat die absolute Mehrheit.

Die AfD hat erstmals in Deutschland einen Landratsposten gewonnen. Bei der Stichwahl im thüringischen Landkreis Sonneberg holte der AfD-Kandidat Robert Sesselmann am Sonntag 52,8 Prozent der Stimmen und erhielt damit die nötige absolute Mehrheit, wie die Wahlleitung mitteilte. Der CDU-Kandidat Jürgen Köpper, der auch von der Linken, der SPD, den Grünen und der FDP unterstützt wurde, unterlag demnach mit 47,2 Prozent.

Bisher hatte die AfD trotz mehrmaliger Anläufe kein kommunales Spitzenamt wie einen Landrat oder einen Oberbürgermeister gestellt. Zuletzt unterlagen AfD-Kandidaten bei der Landratswahl im Kreis Oder-Spree in Brandenburg und der Oberbürgermeisterwahl in Schwerin, der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns.

Bei der Landratswahl in Sonneberg hatte in der ersten Wahlrunde am 11. Juni keiner der damals vier Kandidaten und Kandidatinnen die absolute Mehrheit der Stimmen erhalten, weshalb eine Stichwahl nötig wurde. Mit 46,7 Prozent verpasste der 50-jährige Sesselmann die erforderliche Stimmenzahl vor zwei Wochen aber nur knapp.

Wahlbeteiligung bei 59,6 Prozent

Insgesamt waren in dem Kreis im Süden Thüringens rund 48.300 Wahlberechtigte in 69 Stimmbezirken zur Wahl aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag am Sonntag bei 59,6 Prozent. Das war deutlich mehr als noch vor zwei Wochen, als nur 49,1 Prozent ihre Stimme abgegeben hatten. Die Landratswahlperiode dauert sechs Jahre.

Für Sesselmann war es bereits der zweite Anlauf auf den Spitzenposten im Landratsamt. Bereits 2018 war der Jurist bei der Landratswahl in Sonneberg angetreten, scheiterte damals aber noch mit 29,8 Prozent. Mit diesem Ergebnis kam er damals auch nicht in die Stichwahl.

Sesselmann sitzt seit 2019 für die AfD im Thüringer Landtag. Seit 1998 arbeitet der gebürtige Sonneberger als selbstständiger Rechtsanwalt in der Stadt, er ist Fachanwalt für Arbeitsrecht. Der Vater dreier Kinder ist seit 2018 auch Beisitzer im Landesvorstand der Thüringer AfD.

Zentralrat der Juden zeigt sich erschüttert

Der Zentralrat der Juden zeigt sich tief erschüttert vom Wahlerfolg der rechtspopulistischen AfD im thüringischen Landkreis Sonneberg. „Um es klar zu sagen: Nicht jeder der AfD-Wähler hat eine rechtsextreme Gesinnung“, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster nach Angaben der „Jüdischen Allgemeinen“. „Aber die Partei, deren Kandidaten sie gewählt haben, ist laut Landesverfassungsschutz rechtsextrem.“

Dass so viele Menschen dem zustimmen, beunruhige ihn zutiefst, meinte Schuster. „Das ist ein Dammbruch, den die demokratischen politischen Kräfte in diesem Land nicht einfach hinnehmen dürfen.“

Im Landkreis Sonneberg hatte der AfD-Kandidat Robert Sesselmann am Sonntag die Stichwahl um das Amt des Landrats gewonnen. Es ist das erste kommunale Spitzenamt für die Rechtspartei bundesweit.

Auch das Internationale Auschwitz Komitee reagierte entsetzt. Exekutiv-Vizepräsident Christoph Heubner erklärte: „Heute ist ein trauriger Tag für den Landkreis Sonneberg, für Deutschland und für die Demokratie. Eine Mehrzahl der Wählerinnen und Wähler hat sich offensichtlich aus der Demokratie verabschiedet und sich bewusst für eine rechtsextreme, von einem Nazi dominierte Zerstörungs-Partei entschieden.“