Straßenbauarbeiter Robert Parazk (von links), „MehrSi“-Mitglied Wolfgang Richau, Straßenbauarbeiter Sascha Ilin, gewerblicher „MehrSi“-Unterstützer Joe Fink, Unternehmer Stefan Beilharz, Straßenbauarbeiter Jazek Kodlowski, Alexander Marquart vom Straßenbauamt Zollernalbkreis und „MehrSi“-Gründerin Monika Schwill nach der gemeinsam geleisteten Aktion Foto: Rahmann

Die deutschlandweit tätige gemeinnützige GmbH „MehrSi“ rüstet zusammen mit dem Zollernalbkreis die Landesstraße zwischen Rosenfeld und Leidringen nach. Für „MehrSi“-Gründerin Monika Schwill aus Brühl bei Köln ist damit ein weiterer Schritt in Richtung mehr Sicherheit für Motorradfahrer getan.

„Ich habe kein Motorrad. Ich habe Freunde verloren“, sagt Monika Schwill, die vor 20 Jahren „MehrSi“ gegründet hat und sich selber als „Motor“ der gemeinnützigen GmbH versteht. „MehrSi“ steht für „mehr Sicherheit“ für Motorradfahrer im Straßenverkehr, soll aber auch eine Anspielung auf das französische „merci“ (Danke) sein.

MehrSi-Gründerin Monika Schwill Foto: Steffen Maier

So wurde die in Brühl bei Köln wohnende Schwill auch nur dank eines Hinweises von „MehrSi“-Mitglied Wolfgang Richau auf den Kurvenbereich entlang der Landesstraße 390 zwischen Rosenfeld und Leidringen aufmerksam. Auf einer Länge von 70 Metern rüstete „MehrSi“ nun die bestehenden Leitplanken in einer gemeinsamen Aktion mit dem Zollernalbkreis mit einem Unterfahrschutz nach. Dabei handelt es sich um unterhalb der bestehenden Leitplanken federnd angebrachte Stahlplanken, die den Aufprall gestürzter Motorradfahrer mildern können. Außerdem sollen die Stahlplanken verhindern, dass diese unter den Leitplanken gegen die scharfkantigen Stützpfosten prallen.

Die Kosten für den Schutz übernimmt das Land

Ebenfalls eine große Gefahrenquelle für Motorradfahrer seien stählerne Leittafeln in Kurven. „Jedes starre Hindernis im Seitenraum kann tödlich sein“, sagt Schwill. Motorradfahrer, die mit 60 bis 80 Stundenkilometern gegen so eine Leittafel prallen, haben kaum Überlebenschancen, bestätigt Stefan Beilharz. Zehn der stählernen Leittafeln und Pfosten auf der L390 wurden bei der Aktion gegen Kunststoff-Alternativen seiner regionalen Firma Beilharz aus Vöhringen ersetzt. Der Vorteil dieser Alternativen: Sie geben nach.

Foto: Steffen Maier

„Es geht um Prävention“, sagt Alexander Marquart vom Straßenbauamt Zollernalbkreis, das die Aktion betreut. Der Kreis wolle potenziell gefährliche Motorradstrecken nachrüsten. Die Kosten von ungefähr 2200 Euro für den Unterfahrschutz übernimmt das Land Baden-Württemberg. Die flexiblen Kurvenleittafeln, die von „MehrSi“ bezahlt werden, kosten rund 2600 Euro.

Foto: Steffen Maier

Schwill reist durch das ganze Land, um ihr Projekt voranzutreiben. „MehrSi“ habe deutschlandweit bereits über 1000 Kurven und damit 118 Kilometer Straße sicherer gemacht. Wie lange will sie dieses Engagement noch leisten? „Solange bis es Pflicht ist“ und es zum Beispiel einen flächendeckenden Unterfahrschutz in Deutschland gebe, sagt sie. Im Rahmen von „MehrSi“ betreut sie auch Angehörige von schwer oder tödlich verunglückten Motorradfahrern. Manchmal brauche es neben Empathie dazu auch etwas rheinländischen Humor, sagt Schwill.

Auch Rennradfahrer profitieren von dem Schutz

Sie will auch das Klischee „aufbröckeln“, dass Motorradfahrer „alles Raser“ seien. Motorradunfälle können viele Ursachen haben: Rollsplit, Öl auf der Fahrbahn oder der Fehler eines Autofahrers. Und auch wenn ein Motorradfahrer sich einmal überschätzt: „Selbst ein Fahrfehler muss verziehen werden“ und dürfe nicht schreckliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Die Nachbesserungen der Straßen seien zudem nicht nur für Motorradfahrer wichtig, sagt Schwill. Auch Rennradfahrer seien oft mit hohen Geschwindigkeiten auf Straßen unterwegs und hätten zudem viel weniger Schutzausrüstung.