Kai Hohenfeld erläutert den Besuchern des Kunstmuseums Albstadt die Technik des Landschaftsradierers Felix Hollenberg. Foto: Bender

Premiere im Kunstmuseum: Erstmals hat ein kunstsinniger Kuchen-Sonntag stattgefunden. Im Mittelpunkt stand das Werk von Felix Hollenberg

Albstadt - Kaffee, Kuchen und Kunst – die Alliteration steht für eine Verbindung, die das Kunstmuseum Albstadt am Sonntag erprobt hat und durchaus überzeugend fand, auch wenn die Besucherzahl hitzebedingt ein wenig hinter den Erwartungen zurückblieb. Doch wer der Einladung zum Kaffeekränzchen mit "Baustellenführung" folgte, bereute nichts: Der Kuchen war köstlich, und die Einführung von Museumsleiter Kai Hohenfeld ins Radierwerk von Felix Hollenberg hatte fast schon exklusiven Charakter.

Ein einziger Tisch genügte

Wobei der Ausdruck "Führung" den Sachverhalt nicht ganz trifft, denn genaugenommen beschränkte sich, was Hohenfeld zu zeigen hatte, auf einen einzigen Tisch – der Faszination des Sujets tat das keinen Abbruch. Anhand verschiedener Werke des Künstlers machte der Direktor dessen Arbeitsweise und besondere Qualität anschaulich, "die unscheinbarsten Orte zu inszenieren und in etwas Magisches zu verwandeln". Hollenberg, so Hohenfeld, lebte von 1868 bis 1945, war also Zeitgenosse der Pioniere der klassischen Moderne, "ein Künstler der Moderne, aber kein moderner Künstler", wie Hohenfeld gleich zu Beginn feststellte: Vehement habe er sich jeglicher Strömung der Kunst, jedem "ismus", entzogen. Es seien die Naturstimmungen und die ausgefeilte Radiertechnik des Künstlers, welche seine Werke zu etwas Besonderem machten.

Mit der Lupe Einzelheiten erkennen

Beispielsweise die 1891 entstandenen "Weidenstämme am Bach", welches die Einsamkeit einer Winterlandschaft widerspiegelten, oder der "Heideteich am Wald" aus dem Jahre 1895, die 1902 entstandene Radierung "Die Heide am Abend" und der "Abend am Neckar" von 1922 – all diese Werke nahm Hohenfeld unter die Lupe, und zwar wortwörtlich: Das Utensil lag bereit, damit die Besucher auch kleine Einzelheiten erkennen konnten, etwa winzige Veränderungen, welche Hollenberg immer wieder an seinen Druckplatten vornahm. Die feinen Unterschiede zwischen den verschiedenen Drucken zu entdecken, mache den besonderen Reiz für den Betrachter aus, erklärte Hohenfeld.

Anschließend ins Säurebad

Zur Technik: Hollenberg zeichnete seine Landschaften mit der Radiernadel auf eine geschwärzte Kupferplatte mit Ätzgrund, die anschließend in ein Säurebad gelegt wurde. Auch den Druck mit der Druckerpresse pflegte der Künstler selbst zu übernehmen – er war einer der wenigen Künstler, die das taten und sich so die Möglichkeit offenhielten, ein Werk noch in dieser Phase zu verändern und zu verfeinern.

Am Kunstmuseum Albstadt stellt Hollenbergs Schaffen einen wichtigen Sammelschwerpunkt dar: Rund 1000 Radierungen und 50 Druckplatten nennt es sein Eigen – unter anderem dank seinem Freundeskreis des Museums, der auch de Kuchen-Sonntag tatkräftig unterstützte. Dieser soll künftig an jedem dritten Sonntag eines Monats ab 13 Uh stattfinden und die Möglichkeit eröffnen, entspannt zu plauschen, anderen Kunstfreunden zu begegnen und Barrieren abzubauen.