Sie freuen sich über den neuen Flößerkunstweg entlang der Schiltach (von links): Hans Harter, verantwortlich für die Texte auf den Infotafeln, Schiltachs Bürgermeister Thomas Haas, Kreisarchivar Bernhard Rüth, Künstlerin Beatrix Beck, Schiltachs Flößer-Obmann Hartmut Brückner, Schrambergs Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr und Flößer Otto Schinle Foto: Sum

Der Radweg zwischen Schiltach und Schramberg hat eine kulturelle Aufwertung bekommen: Er wurde zum Flößerkunstweg mit drei Stationen erweitert, der sich langfristig noch weiterentwickeln soll. 

Schiltach/Schramberg - Aufmerksamen Beobachtern sind die massiven Granitsteine samt Flößerhut, die entlang des Radwegs durchs Schiltachtal stehen, bereits aufgefallen. Was sich dahinter verbirgt, haben die Macher, Unterstützer und Förderer bei der offiziellen Eröffnung des Flößerkunstwegs diese Woche erklärt.

Drei Stationen zählt der Flößerkunstweg momentan. Und der Name ist Programm: Er beschäftigt sich gleichermaßen mit Kunst wie mit Flößerei. Alle drei Stationen – die erste befindet sich auf Schramberger Gemarkung kurz unterhalb von "Bienen Herzog", die zweite an der Sommerwiese in Hinterlehengericht und die dritte an der Kesslerhalde in Schiltach – sind mit den Flößerhut-Granitstein-Gebilden von Künstlerin Beatrix Beck markiert. Für sie bilden der mehr als 1,5 Tonnen schwere Stein und der 230 Kilo schwere Hut aus Stahl "eine Gestalt", die mit ihrer Massivität sowohl die Flößerei als auch Arbeit und Industrie verkörpere.

Unzählige Stunden ehrenamtlicher Arbeit

Die Granitsteine haben zudem einen ganz eigenen Bezug zur Flößerei. Sie waren einst im Rappenweiher verbaut – dort war damals das Wasser gestaut worden, um die Floßfahrt auf der Schiltach zu ermöglichen. 2015 wurden im Zuge der Renaturierung des Flusses zahlreiche der ursprünglich 23 Wehr-Bauwerke abgebaut. Die Schiltacher Flößer um Thomas Kipp setzten es sich zum Ziel, einen Teil dieser "Flößerei-Denkmale zu retten", erinnert Otto Schinle. Neben dem im Rappenweiher, einst Schramberger Floßeinbindestätte, verbauten Holz stießen sie dort auch auf neun immense Granitstein-Trommeln. Beides lagerte zunächst am Flößerschopf mit dem Ziel, aus ihnen Kunst kreieren zu können, so Schinle. "Wir sind fast ausgeflippt angesichts des Materials", erinnert sich Beck, welche Reaktion Stein und Holz bei den Künstlern ausgelöst haben. Und zu guter Letzt bieten drei Infotafeln wertvolle Hintergrundinformationen zur Schiltach und ihrer Bedeutung für die Flößerei, die Flusswehre und die Fabriken.

Es sollte jedoch seine Zeit dauern, bis die Vision des Kunstwegs im Foyer des Rathauses vorgestellt wurde. 2018 war das. Danach, so erinnert Beck, wurde es konkreter: Der Gemeinderat – die Stadt trug die Kosten des Projekts von rund 7300 Euro – gab sein Okay, die Stationen wurden entwickelt und die Genehmigungen der Behörden eingeholt.

Unzählige Stunden an ehrenamtlichem Engagement flossen außerdem in den Flößerkunstweg. Tatkräftige Unterstützung kam von Thomas Kipp und Otto Schinle. Hans Harter recherchierte die historischen Hintergründe und lieferte die Texte für die Infotafeln.

Damit ist der Anfang gemacht. Die Stationen stehen fest. Sie sollen sich, so hoffen die Beteiligten, aber noch weiterentwicklen. Der Arbeitskreis Kunst etwa hat bereits Kontakt "zu bedeutenden regional ansässigen Künstlern" wie Ulrike Balkau aus Tennenbronn aufgenommen, sagt Beck, deren Arbeiten den Kunstweg bereichern könnten.

Perspektivisch könne der Flößerkunstweg Teil der Regio Kunstwege (siehe Infokasten) werden, meint Kreisarchivar Bernhard Rüth. Er könnte so die Verbindung Richtung Ortenau und den Kreis Freudenstadt schaffen.

Weitere Informationen: Das Projekt Regio Kunstwege

Der Verein Bodensee Kulturraum möchte das Bewusstsein für einen regionsübergreifenden gemeinsamen Kulturraum schaffen. Der Verein führt länderübergreifende Kunstprojekte durch und ist Träger der Regio Kunstwege.

Diese sollen auf besondere Objekte und Orte der Gegenwartskunst im öffentlichen Raum hinweisen, die Kunstwerke erklären und vernetzen.Bisher gibt es Kunstwege am Bodensee, am Hochrhein, im Gebiet Donau/Hegau, auf der Schwäbischen Alb und in Oberschwaben. Der Schwarzwald-Kunstweg im Schwarzwald-Baar-Kreis ist derzeit in Arbeit. Vor Kurzem eröffnet wurde der Kunstweg oberer Neckar, der vom Hohenkarpfen über Deißlingen, Rottweil, Oberndorf und Sulz verläuft. Eine Nebenroute führt über Dunningen nach Schramberg und Lauterbach.

n Die Kunstwege listen im Internet, www.kunstweg.eu, Skulpturen, Museen, Galerien und bedeutende Kunstobjekte in den Kommunen auf.