Walerija Peter richtet ihr Atelier im Horber Künstlerhaus ein. Foto: Lück

Schon die bunten Vögel im Neckar beim Finde-Festival haben gezeigt: Walerija Peter wird wieder ganz neue Impulse in Horbs Kulturleben setzen. Gut für uns alle: Die Künstlerin bereitet schon spektakuläre Aktionen vor – und will das Künstlerhaus zum neuen Treffpunkt machen.

Horb - Ihr "Wohnzimmer" hat sie schon im Atelier aufgebaut: Tisch, Stühle, Blumenständer – das Holz skelettiert. Walerija Peter lacht: "Ich stamme aus Kasachstan. Mein Motto ist: Alles ist vergänglich. Wir sterben ohnehin alle – und deshalb müssen wir vorher richtig leben." Das "Wohnzimmer" – die skelettierten Möbel. Die neue Künstlerhausbewohnerin sagt: "Montag kommt das nächste Teil – ein riesiger Schrank, den ich aus Stuttgart hole. Ich fange jetzt an, im Winter zu produzieren, denn im Sommer plane ich Performances in Horb zu machen!"

Ursprünglich ist sie Glaskünstlerin

Klasse. Aber: Eigentlich ist Walerija Peter doch Glaskünstlerin, oder? Die Künstlerin: "Als Jugendliche wollte ich schon immer Kunst studieren. Das war für mich ein unerreichbarer Traum. Ich habe mich dann schlau gemacht und wollte Richtung Skulptur gehen. Bei den ersten Recherchen habe ich gemerkt, dass entweder Bildhauerei oder Malerei an der Kunst-Uni für mich passt. Da habe ich dann erst das Handwerk als Glas- und Porzellanmalerin gelernt. An der Uni in Mainz wurde mir dann gesagt: Du bist zu fertig in Deinem Handwerk!"

Doch das ist schon lange her. Vor sechs Jahren hat sie ihren "Master of Fine Arts" gemacht. Sie war in Australien, um mit den Aborigines Glaskunst zu schaffen und von ihnen zu lernen. Walerija Peter: "In der Corona-Zeit hatte ich das Gefühl, dass sich die Welt nicht mehr dreht. Natürlich kann man von Residency zu Residency (Atelier auf Zeit, d. Red.) um die Welt ziehen. Aber da hat man immer das Problem: Man kommt gerade so in Schwung und muss schon wieder weg. Deshalb habe ich Langzeit-Residenzen gesucht und mich überall beworben. Ein Künstler muss frei sein – und die zeitliche Sicherheit bringt eine verlässliche Struktur zum Entfalten!"

Bewerbung in Horb

Also hat sich auch in Horb beworben. Sagt: "Am 5. Juli rief mich Josef Nadj an – kurz vor meinem Geburtstag. Das war das größte Geschenk für mich." Beim Finde-Tandems-Kunstfestival schnupperte die Künstlerin schon mal rein, schuf mit Henna Nerg die Schwäne im Camouflage-Look auf dem Neckar. Und so ein Schwan ziert jetzt auch den Eingang des Künstlerhauses.

Schon damals fiel auf, dass Walerija mit Henna auch in der Kommunikation bewusst eine Einheit gebildet hat. Sie sagt: "Richtig. Das ist mir wichtig. Ich verbinde gerne Welten, teile die Einsamkeit, teile aber auch meine Freunde. Jeder Künstler ist ne Rampensau, es gehört aber auch dazu, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Das ist wohl die russische Bescheidenheit."

Und genau mit diesem Ansatz – sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen – will Walerija neue Wege mit dem Künstlerhaus gehen. Es noch weiter öffnen. Die Künstlerin: "Ich sehe das Haus als amorph. Es soll ein Ort der Begegnung werden. Wir werden es jetzt öffnen – jeden ersten Sonntag im Monat haben wir offenes Atelier. Am Sonntag, 5. Dezember, geht es los von 15 bis 19 Uhr. Mit Kaffee, Tee, Gesprächen. Kleine Kunst zum kaufen und ein bisschen Flohmarkt. Wir freuen uns auf die Menschen und das Gespräch! Es wird wieder Zeit, dass das Künstlerhaus zum lebendigen Ort wird. Je verrückter, desto besser!"

Wenn das Wetter draußen wieder besser ist, sind im nächsten Jahr auch Band-Auftritte und Performances geplant.

Ein neuer Impuls im Künstlerhaus

Die Künstlerin Walerija Peter liebt Glas. Sie sagt: "Es ist Materie und nicht Materie. Mir ist egal, ob es hier einen Ofen für das Glas gibt oder nicht. Mein Motto ist: Ein guter Künstler kann auch mit dem Besen malen. Gib mir Material, dann mach ich was draus!"

Fazit: Mit Walerija Peter kommt ein ganz neuer Impuls ins Künstlerhaus. Sie nimmt die Tradition von Monika Golla auf, die sehr viele Akzente wie den Multimedia-Kunstpreis, den klingenden Tannenbaum vor dem Rathaus oder dem roten Sofa angefangen hatte. Mimosa Pale sowie Steffi und Klaus Müller (Videos und Band-Performances mit vielen Künstlern) haben diese Impulse aufgenommen und auf ihre Art umgesetzt. Nun geht es einer neuen Künstlerin weiter – wir sind gespannt!