Hinter dem HGV Fluorn-Winzeln liegt ein turbulentes Jahr. Bei der Hauptversammlung wurde viel Kritik geübt. Foto: Stöhr

Hinter dem HGV Fluorn-Winzeln liegt ein turbulentes Jahr. Bei der Hauptversammlung wurde viel Kritik geübt.

Nicht nur Bürgermeister Rainer Betschner, auch Gemeinderäte, Henriette Stanley von der Wirtschaftsförderung, Andreas Frank von der Kreishandwerkerschaft Rottweil, Alexander Kiock (IHK) sowie Geschäftsführerin Sabine Gleichauf und Vertreter der Narrenzunft Winzeln waren zur Versammlung gekommen.

HGV-Vorsitzender Gerd Flaig sprach die aktuelle Verkehrssituation im Ort an. Der örtliche Handel sei auf den Durchgangsverkehr angewiesen. Dieser sei aber momentan durch den Vollausbau bei Peterzell benachteiligt, was vor allem den Ortsteil Fluorn betreffe. Hier sei eine klare Kommunikation der Landkreise von besonderer Bedeutung. Der schrittweise Ausbau geschehe zu Lasten der örtlichen Unternehmen. Für die Zukunft erhoffte sich Flaig Unterstützung vom Bürgermeister.

Innerörtliche Kommunikation bemängelt

Auch die „innerörtliche Kommunikation“ – sprich den fehlenden Handyempfang in der Ortsmitte – bemängelte der HGV-Vorsitzende und hoffte auch in dieser Sache auf eine Wende. Nicht unerwähnt blieben die vergangenen Einschränkungen durch Corona mit einem nahtlosen Übergang zum Ukraine-Krieg, der eine gewisse „Schockstarre“ ausgelöst hatte.

Die hiesigen Unternehmer seien mit einer Vielzahl an Problemen konfrontiert. Vom Fachkräftemangel über die Kostensteigerungen bei den Produkten bis hin zu den Energiepreisen habe jeder an allen Ecken und Enden zu kämpfen.

Als ob dies alles noch nicht genug wäre, kämen dann noch die Forderungen nach „exorbitanten Lohnerhöhungen“ und nach einer Vier-Tage-Woche hinzu. Der Staat vergebe Wohltaten zu Lasten der Unternehmen, die das alles zuerst einmal erwirtschaften und erdulden müssten, übte Flaig Kritik an den Plänen der Politik.

Als Beispiele nannte er die steuerfreie Inflationsprämie, Elternzeit oder die 14-tägige Ruhezeiten nach einer Geburt. Der Staat mache die Spielräume für die Unternehmen im Mittelstand immer kleiner.

Landstraße mit Schlaglöchern

Flaig verglich die aktuelle Lage in der Volkswirtschaft mit einer (ehemaligen) Autobahn: „Nach momentanem Stand sind wir auf einer Landstraße und diese Landstraße hat immer mehr Schlaglöcher.“ Ein Umdenken müsse stattfinden. Dies gehe jedoch nur im Einklang mit einer funktionierenden Wirtschaft. Ökologie gehe nur mit Ökonomie. Der größte Fachkräftemangel herrscht aus Sicht des Vorsitzenden in der großen Politik.

Ein überwiegend positives Fazit zog der Vorsitzende dagegen zum „Highlight des Jahres 2022“, der siebten Gewerbeschau mit „Kunst im Dorf“ unter dem Motto „Gewerbe bewegt sich“. Zwar habe die Pandemie die Planungen erschwert. Doch der Mut, das Risiko zu wagen, hätte sich gelohnt.

Bürgermeister Rainer Betschner sprach in seinem Grußwort von einem „guten Branchenmix“ in der Doppelgemeinde. Die Unternehmen bezeichnete er als „Stützpfeiler im Ort“. Die angesprochenen Probleme könnte er nachvollziehen, etwa was die Straßen angehe. Er sehe die Gemeinde trotzdem gut aufgestellt für die Zukunft.

Fehlende Arbeitskräfte

Henriette Stanley von der Wirtschaftsförderung zeigte sich beeindruckt, dass der HGV einer kleinen Kommune wie Fluorn-Winzeln so viele Mitglieder hat. Im Hinblick auf den Fachkräftemangel sah Stanley eher ein Problem bei den fehlenden Arbeitskräften. Einen Ingenieurmangel gebe es aus ihrer Sicht nicht.

Andreas Frank richtete Grüße vom Präsidenten der Kreishandwerkerschaft aus und sprach die schwierige Lage in der Baubranche an. Diese habe mit teuren Materialien und Preissteigerungen zu kämpfen, wobei der Kreis Rottweil im Handwerk „noch gut unterwegs“ sei.

Stellvertretend für Philipp Hilsenbek sprach Alexander Kiock von der IHK einen Dank an alle Betriebe und Gewerbetreibenden aus. „Hier wird geschafft, hier wird ausgebildet“, lobte er die Leistung vor Ort.