Einbrecher waren 2023 im Landkreis Rottweil häufiger am Werk. Foto: fotokitas - stock.adobe.com

Mehr Körperverletzungen, mehr Diebstähle und mehr Sachbeschädigungen – die Lage im Kreis Rottweil hat sich 2023 verschlechtert. Ein Blick in die Kriminalitätsstatistik des Polizeipräsidiums Konstanz zeigt auch – die Hemmschwelle sinkt.

„Trotz steigender Kriminalitätsbelastung im Polizeipräsidium Konstanz können sich die Bürgerinnen und Bürger sicher fühlen, sagt Hubert Wörner, Präsident des Polizeipräsidiums Konstanz. Pro 100 000 Einwohner lägen die Straftaten (ohne Ausländerrecht) mit 4001 deutlich unter dem Landeswert von 4 952.

Die Polizeiliche Kriminalstatistik im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums verzeichnet im Jahr 2023 insgesamt 35 211 Straftaten, dies entspricht einem Anstieg um 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Der Anteil der geklärten Delikte steigt dabei auf 68,9 Prozent. Diese Entwicklung sei maßgeblich geprägt durch den Anstieg von ausländerrechtlichen Delikten, vorwiegend mit Grenzbezug im Landkreis Konstanz.

Zahl der Straftaten steigt im Kreis

Ein Blick in den Landkreis Rottweil zeigt, auch hier ist die Zahl der Straftaten gestiegen. Im Landkreis Rottweil werden im Jahr 2023 insgesamt 4 732 Straftaten (ohne Ausländerrecht) erfasst. Dies sind 613 Fälle, oder 14,9 Prozent mehr als im Vorjahr.

Der Anteil der aufgeklärten Fälle steigt um 2,1 Prozent auf 66,4 Prozent.

Bei den Rohheitsdelikten ist eine Zunahme um 122 Fälle feststellbar. Hierbei fallen 75 Fälle auf die Zunahme der Körperverletzungsdelikte, die im Landkreis Rottweil auf 583 Fälle steigen.

Mit 1 250 Diebstahlsdelikten werden 163 Fälle, d.h. 15, Prozent mehr als im Vorjahr registriert. Diebstahlsdelikte ohne erschwerende Umstände steigen um 120 Fälle auf 910 Delikte. Von den 43 zusätzlichen Straftaten des Diebstahls unter erschwerten Bedingungen entfallen 15 Delikte auf eine Zunahme des Wohnungseinbruchsdiebstahls auf nunmehr 43 Delikte sowie des Tageswohnungseinbruchs um sieben auf insgesamt 19 Fälle.

Die Anzahl der Ladendiebstähle steigt um 75 auf 315 Delikte.

Sachbeschädigungen in Schramberg

Die registrierte Anzahl der Sachbeschädigungen weist eine leichte Steigerung von 569 auf 593 Fällen auf. Dies ist im Wesentlichen auf einen Anstieg der Fallzahlen in der Stadt Schramberg von 88 auf 116 Fällen zurückzuführen. Hier ist eine Gruppe Jugendlicher für eine Serie von Sachbeschädigungen verantwortlich.

Auch in den Nachbarkreisen ist die Kriminalität auf dem Vormarsch. Im Schwarzwald-Baar-Kreis und im Landkreis Tuttlingen stieg die Zahl der Straftaten (ohne Ausländerrecht) 7 259 auf 7 920, beziehungsweise von 4 803 auf 4 581 Fälle, bei einem Anstieg der Aufklärungsquote von 5,5 (SBK) und 2,1 Prozent (TUT).

Mehr aufgeklärte Fälle

Die Aufklärungsquote im Präsidiumsbereich stieg um 4,7 auf 65,7 Prozent an. „Mit diesem Anstieg der Aufklärungsquote liegen wir erneut deutlich über dem Landesdurchschnitt“, so Wörner. Dieser liegt bei 61,2 Prozent.

Dies spiegelt sich auch in einer Erhöhung der Anzahl der Tatverdächtigen auf 15 554 (+1 056) wider. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen liegt bei 38,8 Prozent, der Anteil der Flüchtlinge bei 7,7 Prozent. Die Tatverdächtigen unterteilen sich in 687 Kinder, 1 601 Jugendliche, 1 176 Heranwachsende sowie 12 090 Erwachsene.

Die Raubdelikte entwickeln sich leicht rückläufig, von 184 auf 178 Fälle. Der Schwerpunkt liegt im öffentlichen Raum, 122 der Taten werden auf der Straße begangen.

Die Anzahl der Körperverletzungsdelikte beträgt 3 617 Fälle (+ 13,4 Prozent). Hierbei werden 2 563 einfache und 845 gefährliche/schwere Körperverletzungen erfasst. Die Aufklärungsquote liegt auf hohem Niveau: 91,7 Prozent.

Sinkende Hemmschwelle

4 030 Personen werden Opfer von Körperverletzungsdelikten, bei über der Hälfte der Opfer (2 187) besteht eine Vorbeziehung zum Täter. Besonders bedenklich: In 222 Fällen richten sich Messerangriffe unmittelbar gegen Personen – eine Steigerung 41,4 Prozent. Zwei Menschen werden dabei getötet, 101 Personen verletzt . Bei insgesamt 200 Tatverdächtigen sind acht Kinder und 23 Jugendliche erfasst. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich liegt bei 89,7 Prozent.

Polizeipräsident Wörner: „Im Ergebnis zeigt sich das Bild einer stetig sinkenden Hemmschwelle zur Gewaltbereitschaf.“

Gewallt gegen Polizei und Rettungskräfte

Das gilt auch bei Gewalt gegen Polizei- und Rettungskräfte. Dort steigen die Fälle auf 391 Taten (+31 Prozent). Allein 24 Fälle sind es bei den Rettungskräften. Im Schwarzwald-Baar-Kreis etwa ist die Stadt Villingen-Schwenningen am stärksten betroffen, sowohl bei den Fällen der Gewalt gegen Polizeikräfte mit 43 Fällen, als auch gegen Rettungskräfte mit fünf Fällen.

Die Fallzahlen bei Delikten gegen die sexuelle Selbstbestimmung steigen um 12,7 Prozent (815 Fälle). 77 Vergewaltigungen und vier versuchte Vergewaltigungen sowie 100 Fällen von sexuellem Missbrauch von Kindern finden sich in der Statistik. Hier stehen die sogenannten kontaktlosen Taten im Vordergrund – etwa sexuelle Handlungen vor Kindern. Zu schweren sexuellen Übergriffen kommt es in 16 Fällen. Zudem werden 148 Fälle der sexuellen Belästigung erfasst. 89 Prozent der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung konnten 2022 aufgeklärt werden. Im Falle der stattgefundenen Vergewaltigungen liegt die Aufklärungsquote bei 93,5 Prozent.

Eine Million Euro Schaden durch Diebstähle

Ein erheblicher Anteil der Gesamtkriminalität fällt auf die Diebstahlsdelikte. Hier ist laut Statistik eine Steigerung von 3,4 Prozent auf 10 578 Fälle festzustellen. Den Großteil machen Ladendiebstähle aus (+ 2 597 Fälle).

Beim Wohnungseinbruchdiebstahl steigen die Fälle 31,7 Prozent auf 270 (+31,7 Prozent). – mit einem Diebstahlschaden von etwa einer Million Euro.

Besser sieht es beim Fahrraddiebstahl aus. Dort sanken die Zahlen im Präsidium von 1 724 auf 1 483 Fälle. Hier liegt der Schaden bei rund 1,8 Millionen Euro.

660 Straftaten des sogenannten Callcenter-Betrugs, also betrügerische Anrufstraftaten, werden bearbeitet. Es handelt sich hierbei um 275 Taten, bei denen sich die Täter als „falsche Polizeibeamte“ ausgeben, 362 sogenannte „Schockanrufe“ und sechs „Enkeltricks“ sowie 17 Gewinnversprechen. Gut: Bei 94,4 Prozent der Anrufstraftaten bleibt es beim Versuch. Bei den 38 Fällen mit Vollendung entstand ein Schaden von 1,4 Millionen Euro.

Überblick

- Gesamtzahl der Straftaten steigt um 8,9 Prozent  auf 35 211
- Aufklärungsquote steigt auf 68,9 Prozent
- Deutlich weniger Diebstähle von Fahrrädern
- Zunahme der Gewalt gegen Polizeikräfte um 30,8 Prozent
- Anstieg Opfer Häuslicher Gewalt um 21,3 Prozent
- Zahl der bei Raubdelikten straffällig gewordenen Kinder und Jugendlichen steigt. Fast ein Drittel der 156 Tatverdächtigen sind Jugendliche