So sah es Anfang Juli nach dem Unfall auf dem Bahnübergang Epfendorf-Talhausen aus. Ein Zug war in einen Tieflader gerast, der dort hätte gar nicht fahren dürfen. Foto: Archiv

Nach den Zugunglücken: Volker Kauder trifft sich in Epfendorf-Talhausen mit Verantwortlichen der Bahn. Mit Kommentar.

Kreis Rottweil - Am Freitag ist es so weit: Da trifft sich Volker Kauder mit Vertretern der Bahn am Bahnhof in Talhausen zu einem Gespräch. Thema ist die Verkehrssicherheit. Ein Thema, das Diskussionen in unserer Zeitung ausgelöst hat. Dabei weiß die Bahn seit mehreren Jahren von Problemen an Kuppen.

Nach den Zugunglücken in Talhausen und Albstadt-Laufen und unserer Berichterstattung ist Volker Kauder, Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen und Unionsfraktionschef in Berlin, aktiv geworden. Er hat ein Treffen mit Verantwortlichen der Bahn für den heutigen Freitag in Epfendorf-Talhausen initiiert.

Wie er dem Schwarzwälder Boten gegenüber sagte, wolle er die Bahn nicht in eine Verteidigungsposition bringen, aber er erwarte konkrete Vorschläge, wie man die Bahnübergänge sicherer machen könnte.

Im Juli hat es bei einem Zusammenstoß eines Personenzugs mit einem liegengebliebenen Tieflader über 30 zum Teil schwer verletzte Menschen gegeben. Grund für den verheerenden Unfall war, dass der Lastwagenfahrer ein Verbotsschild missachtete. Die Straße war für Fahrzeuge von maximal 3,5 Tonnen zugelassen, der Tieflader brachte 48 Tonnen auf die Waage.

Daran, am Verhalten des Lastwagenfahrers, entzündete sich eine Diskussion. Die eine Seite sagt, die Verkehrsteilnehmer müssten sich eben an die Regeln halten (Verbotsschild, Rotlicht), dann würde so etwas nicht passieren. Die andere entgegnet, es gehe hier um ein generelles Sicherheitsproblem, das mit einem finanziell vertretbaren Aufwand zu lösen sei. Diese Seite sieht nicht nur die Verkehrsteilnehmer (Auto- und Lastwagenfahrer sowie Fußgänger) in der Pflicht, sondern auch die Deutsche Bahn, die die Verantwortung für ihre Fahrgäste zu tragen habe.

Dabei liegen uns interne Schreiben der Deutschen Bahn vor, laut denen die Sicherheit an Bahnübergangen seit Jahren ein Thema ist. Seit 2007 befassen sich die Verantwortlichen damit. In einem internen Papier wird empfohlen, die Kuppen über den Gleisen flacher zu machen, um ein Aufsitzen von Fahrzeugen zu vermeiden.

So heißt es in einem Schreiben der Zentrale der DB Netz AG: "Bei den Regelinspektionen ist folgendes zu beachten: Prüfung, ob an einem Bahnübergang erhebliche Kratzspuren im Belag vorhanden sind. Gegebenenfalls ist eine Sonderverkehrsschau bei der Straßenverkehrsbehörde zu beantragen. Ziel dieser Verkehrsschau ist die gemeinsame Beurteilung der Situation am Bahnübergang durch die beteiligten Kreuzungspartner." Im Folgenden heißt es in dem Papier: "Bei umfassenden Umbauten ist ein Höhenplan zu erstellen, aus dem die Kuppen- und Wannausrundeungen ersichtlich sind."

Hierbei seien folgende Mindesthalbmesser anzustreben: bei Bundes- und Landstraßen 70 Meter, bei Kreis- und Gemeindestraßen 50 Meter. Verkehrsexperte Franz Schilberg stellt in Frage, ob die Kuppe am Bahnübergang in Talhausen diesen Vorgaben entspricht.

Daher sieht unser Leser Hartmut Polet aus Sulz die Bahn eindeutig in der Pflicht. Er sagt, die Sicherungsanlagen an Bahnübergängen entsprächen nicht mehr dem Stand der Technik. Der Standard bei Modelleisenbahnen sei hier bereits weiter. Polet befürchtet, dass dieses Thema völlig verharmlost werde. Das könne er nicht nachvollziehen, schließlich gehe es hier um Menschenleben. Auch er will heute nach Talhausen kommen.

Indes erreichen uns Anrufe von Lesern, die beobachten, dass schwere Lastwagen, ja Sattelschlepper, die viel zu kleinen Sträßchen bei Epfendorf befahren und irgendwann umdrehen müssten. "Dann merken sie, dass sie hier falsch sind." Das deckt sich mit Beobachtungen anderer Anwohner. Vermutet wird schon lange, dass die Navigationssysteme die Fahrer auf eine falsche Fährte und in die Irre führen.

Kommentar: Zweifelhaft

Armin Schulz

Wie sicher sind eigentlich die Bahnübergänge? Das Thema hat zwei Seiten und wird – zurecht – im Kreis Rottweil rege diskutiert, nachdem es in Talhausen und in Albstadt-Laufen (Zollernalbkreis) zwei schlimme Zugunfälle mit liegengebliebenen Fahrzeugen gegeben hat.

Und es stimmt ja, würden sich alle an die Regeln halten, würde weitaus weniger passieren. Nun ist es aber leider mal so, dass der Mensch so vernünftig nicht ist. Mal wird da ein Verbotsschild ignoriert oder dort noch schnell durch die sich senkenden Bahnschranken hindurchgehuscht. Oft geht das gut, manches Mal nicht – mit möglicherweise schlimmen Folgen. Um diese Fälle geht es. Absolut oder idiotensicher wird man die Bahnübergänge nicht hinbekommen. Aber dass da schon alles gemacht wurde, was technisch und finanziell möglich ist, daran muss gezweifelt werden.