Im Landkreis sind aktuell 15 Freiwillige im Einsatz, davon acht Männer und sieben Frauen. Foto: Archiv

Soziale Einrichtungen im Landkreis freuen sich über zahlreiche Bewerbungen für den BFD.

Kreis Rottweil - Ein Jahr ist der Bundesfreiwilligendienst (BFD) nun alt. Und es scheint ganz so, als ob er nach einem holprigen Start in Fahrt gekommen ist. Viele soziale Einrichtungen im Landkreis haben mehr Bewerber, als sie einstellen können.

Vor einem Jahr, als der BFD in den Kinderschuhen steckte, sah es noch ganz anders aus. Der Wegfall der Zivildienstleistenden hatte in die Personalreihen vieler sozialer Einrichtungen eine große Lücke gerissen, für den Freiwilligendienst gab es kaum Bewerbungen. Vielerorts mussten Einrichtungen sogar Dienstleistungen streichen oder kürzen.

An was der holprige Start gelegen hat? Vielleicht am Lohn? Maximal 330 Euro erhält ein Freiwilliger, außerdem kann die Einsatzstelle für Berufskleidung, Unterkunft und Verpflegung aufkommen.

Doch heute bietet sich ein erfreulicheres Bild. Bundesweit gibt es rund 31 100 sogenannte "Bufdis", 3300 davon in Baden-Württemberg. Über mehr verfügen nur Nordrhein-Westfalen (6300) und Sachsen (4600). Im Landkreis sind aktuell 15 Freiwillige im Einsatz, davon acht Männer und sieben Frauen. Der Großteil – elf Einsatzkräfte – sind unter 27 Jahren.

"Wir haben mittlerweile sehr viele BFD-Bewerbungen", freut sich Anton Graf vom DRK-Kreisverband Rottweil. So viele, dass man bei weitem nicht alle Interessenten einstellen könne. Zwei "Bufdis" arbeiten momentan beim DRK, im Oktober kommt noch einer dazu. Zudem sind zwischen zehn und zwölf Kräfte im Rahmen des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) in der Einrichtung tätig. "Für den Freiwilligendienst entscheiden sich größtenteils junge Leute, bei Älteren ist die Nachfrage noch gering." Dieses Jahr hätten sich beispielsweise viele Absolventen des doppelten Abiturjahrgangs beworben.

Auch in der Stiftung St. Franziskus in Heilligenbronn freut man sich über zahlreiche BFD-Bewerbungen. "Wir haben sehr viele Anfragen, der Freiwilligendienst wird nun sehr gut angenommen", sagt Ramona Zweigart von der Stiftung. So gut, dass das vom Bund für diese Einrichtung genehmigte Kontingent an Plätzen mittlerweile ausgeschöpft ist. "Momentan haben wir acht Freiwillige", so Zweigart. Knapp die Hälfte davon sei unter 27 Jahren. Sie mutmaßt: "Vielleicht wird der Dienst auch deshalb so gut angenommen, weil es keine Altersbegrenzung wie beim FJS gibt." Die durch den Wegfall des Zivildienstes entstandenen Personallücken kompensiere man zudem mit FSJ'lern und Vorpraktikanten.

Trotz solcher positiven Stimmen sieht es nicht bei allen Trägern gleich rosig aus. "Wir haben immer noch keine Bewerbung auf unsere BFD-Stellen", bedauert Andrea Glunz von der Arbeiterwohlfahrt Rottweil. Über die Gründe für das mangelnde Interesse kann sie nur mutmaßen: "Vielleicht liegt es an unseren Aufgabenbereichen."

AWO-"Bufdis" müssen unter anderem Betreuungsdienste und Altenpflege übernehmen sowie Essen ausfahren. Mit 400-Euro-Kräften habe man in ihrer Einrichtung deshalb versucht, die durch den Wegfall des Zivis entstandenen Personallücken zu stopfen. "Doch es wäre schön, wenn sich auch einige BFD'ler finden würde", sagt Glunz.

Und ganz so unattraktiv können die Aufgaben dort schließlich nicht sein: "Zwei ehemalige Zivis arbeiten jetzt weiter bei uns, weil sie den Kontakt nicht verlieren wollten", so Glunz.