Im Kreis Rottweil ist die Zahl der Infizierten um 33 gestiegen. (Symbolbild) Foto: SamaraHeisz5/ Shutterstock

Zweiter Todesfall bekanntgegeben. Infizierten-Zahl im Landkreis steigt unaufhörlich. Innehalb eines Tages verdoppelt.

Kreis Rottweil - Ein denkwürdiger Mittwoch. Ein zweiter Patient aus dem Kreis ist an den Folgen der Coronavirus-Erkrankung gestorben, meldet das Ministerium am Abend. Zudem schnellt die Zahl der Infizierten auf 50 hoch.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Im Kreis herrscht ein Datenwirrwarr. Lange Zeit wähnte man sich hier auf einer Insel der Glückseligen. Wochenlang konnte man bei den Infizierten eine Zahl im einstelligen Bereich vorweisen. Manch einer dürfte dies als eine Art Beweis dafür betrachtet haben, wie sehr die Verantwortlichen die Sache im Griff hätten.

Gleich zweimal schnellen Zahlen nach oben

Mit vier, später acht Coronavirus-Patienten nahm der Kreis einen unteren, wenn nicht sogar den untersten Platz in einer Tabelle des Sozialministeriums für das Land ein. Wie viel die Statistik wert ist, zeigt sich am Mittwoch. Gleich zwei Mal gibt das Landratsamt deutliche Erhöhungen bei den Fallzahlen bekannt. Es ist eine Annäherung an die wahren Dimensionen in Schritten.

Um 14.48 Uhr am Mittwochnachmittag erhält unsere Redaktion eine E-Mail mit dem aktuellen Sachstand. Es wird mitgeteilt, dass im Landkreis Rottweil seit dem 21. März – das ist der Samstag vergangener Woche – weitere 19 Coronavirus-Fälle bestätigt werden. Am Samstag selbst waren es drei Fälle, am Sonntag zwei, am Montag sechs und am Dienstag acht. Damit liegen, Stand Mittwoch 14.48 Uhr, insgesamt 36 (23 Männer, 13 Frauen) bestätigte Fälle vor. Die Altersspanne der neu hinzugekommenen Patienten, so die Behörde, liege zwischen 21 und 64 Jahren.

Am Abend dann kann auf der Seite der Kreisbehörde im Internet, es ist inzwischen 18 Uhr vorbei, von einem weiteren gravierenden Anstieg Kenntnis genommen werden. Demnach werden am Mittwoch selbst 14 weitere Coronavirus-Fälle gezählt. Damit gibt es im Kreis 50 Patienten (29 Männer, 21 Frauen), die an der Lungenkrankheit leiden. Die Altersspanne der neu hinzugekommenen Fälle liegt der Behörde zufolge zwischen 21 und 78 Jahren. Das Gesundheitsamt, so heißt es, stehe mit den Erkrankten in Verbindung, ermittele die Kontaktpersonen und treffe erforderliche Maßnahmen.

Der Kreis ist damit immer noch weit entfernt von Fallzahlen, wie sie in anderen Landesteilen festgestellt werden. Doch die Dynamik der Entwicklung ist frappierend und macht doch eher deutlich, wie das vorliegende Datenmaterial und die Datenerhebung einzuordnen sind.

Wir hatten bereits in den vergangenen Tagen auf die verzerrte Statistik hingewiesen und davor gewarnt, die niedrige Fallzahl als eine Art Entwarnung für den Kreis zu deuten. Man hat es nun Schwarz auf Weiß: Die Krankheit macht vor den Kreisgrenzen nicht halt.

Zweiter Todesfall wird Rottweil zugerechnet

Und als müsste man am Mittwoch damit nicht schon genug schlechte Nachrichten verdauen, vermeldet das Sozialministerium in der täglichen Pressemitteilung, die unsere Redaktion um 18.41 Uhr erreicht, was auf der Seite des Landratsamts nicht steht: Es gibt einen zweiten Todesfall, der dem Kreis Rottweil zugerechnet wird.

Es gehört eigentlich nicht zur üblichen Behördenpraxis, dass das Ministerium in Stuttgart etwas vermeldet, was das Landratsamt nicht auch mitteilen würde, vor allem, wenn es sich um eine solche bedeutende Nachricht handelt.

Die Nachfrage bei der Pressestelle in Stuttgart ergibt folgendes: Das Landesgesundheitsamt hat die Meldung eines zweiten Todesfalls vom Gesundheitsamt aus Rottweil in Empfang genommen. Demnach sei der Patient – männlich und knapp 90 Jahre alt – am Dienstag am Coronavirus gestorben.

Bereits am Montag vergangener Woche verstarb ein 80 Jahre alter Mann am Coronavirus im Schwarzwald-Baar-Klinikum. Er stammte aus dem Kreis Rottweil. Der Patient war nach bisherigen Erkenntnissen zunächst nicht als Corona-Fall in der Klinik aufgenommen worden. Welche Folgen das für Personal und Patienten hatte, darüber schweigt sich das Krankenhaus im Nachbarlandkreis unserer Zeitung gegenüber beharrlich aus.

Die heutige Erkenntnis ist bereits acht Tage alt

Nicht nur durch den Meldeverzug gibt die Statistik ein lückenhaftes Bild wieder. Auch durch lange Wartezeiten auf die Befunde wird der Datenfundus beeinträchtigt. Die Labore benötigen inzwischen bis zu acht Tage, um ein Ergebnis zu liefern.

Hinzu kommen Pannen wie in Ravensburg. Dort sind zunächst 2000 Proben liegengeblieben. Auch der Kreis Rottweil war davon betroffen. Acht Tage sind in Zeiten einer Pandemie eine kleine Ewigkeit. In den vergangenen acht Tagen sind die Fallzahlen in Baden-Württemberg um mehr als das Dreifache angestiegen.

Das bedeutet: Was heute als gesichert gilt, ist der Stand von vor acht Tagen. Es ist daher davon auszugehen, dass die tatsächliche Ziffer um das Drei- bis Vierfache höher ist. Für den Kreis bedeutete dies eine Zahl von Infizierten, die zwischen 150 bis 200 liegen dürfte.