Da sind Oberbürgermeister Thomas Herzog und Gisela Wegner (stehend) kurz perplex: Computer und Telefon in der Wahlzentrale im Rathaus versagten urplötzlich ihren Dienst. Foto: Wegner

Landkreis-Stimmen verlassen Liberale und suchen Christdemokraten und Alternative für Deutschland.

Kreis Rottweil - Die fiebrigen Zeiten von anno 2009 mit der FDP über 20 und der CDU unter 40 Prozent sind vorbei. Es lesen sich im Landkreis fast vertraut klingende Ergebnisse. Mit einer Ausnahme: Neuling AfD.

72,0 Prozent der Wahlberechtigten haben im Landkreis Rottweil bei der Bundestagswahl ihre Stimme abgegeben. Das bedeutet im Vergleich zu 2009 eine Zunahme um 1,3 Prozent. Über ein Mehr an Stimmen freut sich im Kreis unbestritten die CDU: Sie holte laut vorläufigem Ergebnis 51,7 Prozent der Zweitstimmen und 57,8 Prozent der Erststimmen. Dass Unions-Kandidat Volker Kauder einmal mehr das Direktmandat im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen gewinnen würde, war zwar zu erwarten. Allerdings toppte die CDU die Ergebnisse im Landkreis um mehr als 13 Prozent. 2009 lagen die Zweitstimmen bei 38,3, die Erststimmen bei 48,3.

Auch bei der Alternative für Deutschland (AfD) dürften gestern Abend die Korken geknallt haben. Die neu gegründete Partei kam Landkreis im ersten Anlauf auf 5,8 Prozent. Kandidat Nikolaus Kinzler erhielt 5,0 Prozent der Erststimmen. Die SPD verzeichnet einen leichten Zuwachs bei den Zweitstimmen: Sie liegt bei 17,5 Prozent. Vier Jahre zuvor waren es noch 16,8. Kandidat Ergun Can holte 17,8 Prozent der Erststimmen (2009: 16,9 Prozent).

Größter Wahlverlierer ist im Landkreis Rottweil – wie im Bund – die FDP: Sie hatte 2009 noch 21,1 Prozent erreicht und damit das Ergebnis von 2005 nahezu verdoppelt. Jetzt kommen die Liberalen gerade einmal auf 6,4 Prozent bei den Zweitstimmen, Kandidatin Mechthild Wolber aus Rottweil sprachen 3,3 Prozent der Wähler ihr Vertrauen aus. Ernst Burgbacher, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, hatte 2009 16,1 Prozent erhalten.

Rund zwei Prozent haben die Grünen im Vergleich zur Bundestagswahl vor vier Jahren verloren. Sie lagen gestern bei 7,4 Prozent der Zweitstimmen. Susanne Kieckbusch, die seit Januar im Bundestag sitzt, erhielt 7,5 Prozent der Erststimmen. Zur Verliererfraktion gehören im Landkreis auch die Linken mit Edmund Jäger. 2009 erhielten sie noch 6,1 Prozent der Zweitstimmen, dieses Mal waren es weniger, nämlich 4,0 Prozent. Kandidat Jäger erhielt 3,8 Prozent der Erststimmen.

Im Sinne der Christdemokraten haben sich die Bürger von Bösingen (62,7 Prozent) und Hardt (61,6 Prozent) an die guten alten Zeiten erinnert, als Prozentzahlen oberhalb der 60 Usus waren. In diese Bereiche kamen auch die Ortschaften Bettenhausen (60,2), Leinstetten (66,4), Seedorf (62,4), Kaltbrunn (64,5), Gößlingen (61) und Wilflingen (61,3).

Diesem Hoch haben auf der anderen Seite die Sozialdemokraten wenig entgegenzusetzen. Ihre Hochburgen haben sich aber gleichfalls tapfer geschlagen. Mit Schiltach (24,4 Prozent) und Oberndorf (20,1 Prozent) gibt es immerhin nach einer Vakanz von vier Jahren wieder zwei Gemeinden, bei denen eine Zwei die Eins als erste Ziffer vor dem Komma abgelöst hat.

Über Hochburgen im eigentlichen Sinn verfügen die Liberalen im Landkreis nicht mehr, wenn Sulz mit 7,6 Prozent, Vöhringen mit ebenfalls 7,6 Prozent und Deißlingen mit 7,1 Prozent herausgehoben werden. Die überdrehten Tage anno 2009 mit Wahlergebnissen über 20 Prozent in fast in allen Gemeinden klingen heute wie eine Mär.

Während Grüne und Linke relativ unspektakuläre Ergebnisse einfuhren, setzte die "Alternative für Deutschland" deutliche Akzente. Prozentual am stärksten trumpfte die AfD in Eschbronn (8,1 Prozent) und Fluorn-Winzeln (7,9 Prozent) auf. Und im Landkreis wurden 5,8 Prozent ausgerechnet.