Einbrüche im Schülerverkehr schmerzen die Busunternehmen im Kreis Freudenstadt besonders stark. Foto: Rath

ÖPNV im Kreis erlebt durch Corona regelrechten Einbruch. Lösung für Seewald in Sicht?  

Kreis Freudenstadt - Die Folgen von Corona und des staatlich verordneten Stillstands von Wirtschaft und öffentlichem Leben waren für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) Im Kreis Freudenstadt "dramatisch". An Lösungen für Seewald werde gearbeitet.

Mit dieser Botschaft wartete Martin Mäule von der Geschäftsführung der Verkehrsgemeinschaft Landkreis Freudenstadt (VGF) am Montag in der Sitzung des Technischen Ausschusses des Kreistags auf. Schon 2019 seien die Entwicklungen aufgrund geburtenschwacher Schülerjahrgänge "einschneidend" gewesen. Corona habe die Einnahmen dann noch mal regelrecht einbrechen lassen. Mäule sagte, die in der VGF organisierten Busunternehmer im Kreis gehen davon aus, dass die Fahrgastzahlen auch 2021 noch "erheblich unter denen der Vor-Corona-Zeit" liegen werden. "Ich bin jedoch optimistisch, dass wir zusammen eine Lösung finden werden", sagte Mäule.

Lage beruhigt sich

Uwe Hellstern (AfD) hakte nach, wie es um den Infektionsschutz in Schulbussen bestellt sei und ob es Probleme mit überfüllten Fahrzeugen gebe. Laut Reinhard Geiser, Erster Landesbeamter, habe der Kreis als einer der ersten rasch reagiert und mit Landeszuschüssen Zusatzbusse bestellt. Der Kreis sei "ständig im Kontakt" mit der VGF und bemüht, Probleme zu lösen. Die Lage in Schulbussen werde sich erfahrungsgemäß wieder beruhigen. Der Mindestabstand von 1,5 Metern lasse sich in Schulbussen nicht einhalten, ergänzte Franz Schweizer (CDU), Kreisrat und selbst Busunternehmer. Dennoch seien Busse "keine Virenschleudern", versicherten er und Mäule. "In Bussen besteht Maskenpflicht. Experten sagen, dass Ansteckungen mit Masken ausgeschlossen werden können. Wir verlassen uns auf deren Einschätzung", so Schweizer.

Wie es um die Beförderung von Schülern in Besenfeld bestellt sei und welchen "Plan B" die VGF für den Fall habe, dass der ÖPNV nicht rasch wieder auf die Beine komme, wollte Ludwig Wäckers (Grüne) wissen. Geiser erklärte, das Problem in Besenfeld sei gelöst. Mäule erklärte, die staatlichen Hilfen hätten bislang geholfen, die schlimmsten Folgen aufzufangen. Wie es weiter gehe, wisse er nicht. Er sei jedoch "optimistisch". Den "Plan B" beschrieb der VGF-Vertreter so: "Entweder wir schultern die Finanzierung zusammen mit dem Land. Oder wir müssen das Angebot anpassen. Aber wir hoffen immer noch."

Gerhard Gaiser (SPD) anerkannte "die außergewöhnliche Situation" und fragte sich, wie sich das Vertrauen der Fahrgäste in den Infektionsschutz wieder gewinnen lasse. "Virenkiller", also Luftreinigungsfilter in den Fahrzeugen, seien laut Mäule in Reisebussen wirkungsvoller als in Linien- oder Schulbussen mit ständig wechselnden Fahrgästen. Allerdings gebe es kein erhöhtes Infektionsrisiko in Bussen. Der Verband der Busunternehmen sei dabei, eine Aufklärungskampagne zu starten.

Busverbindung bricht wegen Firmen-Insolvenz weg

Wie es mit der unterbrochenen Busverbindung von Seewald nach Altensteig im Nachbarkreis Calw weitergeht, ist derzeit offen. "Das ist eine über Jahrzehnte gewachsene Verbindung", so Richard Koch (AfD). In Seewald sei der Unmut deshalb groß. Der Kreis möge mit den Bürgern Kontakt aufnehmen, ehe die Lage "weiter eskaliert". Problem ist offenbar die Insolvenz der Firma Rexer, die die kreisübergreifende Linie bislang bediente. Franz Schweizer deutete an, dass es Überlegungen gebe, die Lücke zu schließen. Auch die VGF werde sich "bemühen". Mehr könne er im Moment aufgrund der laufenden Insolvenz nicht sagen. Von einer "Eins-zu-eins-Übernahme" des Rexer-Geschäfts sei laut Mäule derzeit eher nicht auszugehen.

Laut Geschäftsbericht für 2019 habe der VGF nahezu in allen Geschäftsfeldern rückläufige Fahrgastzahlen zu verkraften gehabt. Das Minus betrage in Summe 2,8 Prozent. Gravierend sei der Einbruch im Schülerverkehr um drei Prozent, der das Rückgrat des ÖPNV im ländlichen Raum darstelle. Es gelte, die Zeit zu überbrücken, bis wieder geburtenstärkere Jahrgänge an die weiterführenden Schulen kämen. Positiv habe sich das Geschäft mit Feriengästen entwickelt, die über die Konus-Karte sämtliche Angebote des ÖPNV in Kreis und über die Verbünde hinweg kostenlos nutzen könnten. Gegenfinanziert werden die Freifahrtscheine über Anteile an der Kurtaxe. Die Entwicklung im Fremdenverkehr sei "sehr erfreulich" und wirke sich finanziell "positiv aus".