Ganz so trist, wie es dieses Foto erscheinen lässt ist es in Horb zwar nicht. Doch die Große Kreisstadt Horb hat wie zahlreiche andere Kommunnen im Landkreis mit einem Rückgang der Einwohner zu kämpfen. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Kreis Freudenstadt ist Schlusslicht im Land. Ländlich strukturierte Gebiete am stärksten betroffen. Kreisstadt legt leicht zu.

Kreis Freudenstadt - Da nützt auch der Streit um den Zensus nichts – der Landkreis Freudenstadt hat weiterhin die rote Laterne im Land, wenn es um Abwanderung geht. Allein zwischen Mai 2011 (dem Stichtag für den Zensus) und Juni 2013 sank die Bevölkerung im Kreis um 1135 Personen. Und das, obwohl die Gesamtbevölkerung des Ländles insgesamt sogar um 111.000 Einwohner anstieg. Stuttgart hat 14.370 Einwohner mehr, Ludwigsburg 9372, Karlsruhe 8136. Ein Sprecher des statistischen Landesamts: "Der Bevölkerungsrückgang trifft ausschließlich ländlich strukturierte Kreise."

Wird Horb zur "großen Schrumpfstadt"?

Besonders hart trifft das Horb. Wird die Große Kreissstadt zur "Großen Schrumpfstadt"? Zwischen dem 9. Mai 2011 und dem 30. Juni 2013 gab es ein Bevölkerungsminus von 604 Einwohnern – ein Rückgang von 2,4 Prozent. Prozentual noch höher ist der Verlust in Glatten: Hier gab es ein Minus von 2,8 Prozent – statt 2411 Einwohner lebten dort noch 2344. Ganz anders Freudenstadt: In der Landkreis-Metropole gab es sogar einen Zuwachs von 0,4 Prozent. Die Einwohnerzahl stieg um 83 auf 22 259 Bewohner. Fast konstant blieb Eutingen mit einem Verlust von zwei Bewohnern. In Alpirsbach ging die Zahl der Bevölkerung von 6453 auf 6390 zurück – minus ein Prozent. Baiersbronn hat 100 Einwohner verloren – ein Minus von 0,7 Prozent auf 14 478. In Dornstetten gab es einen Rückgang um 113 Personen auf 7793 – minus 1,4 Prozent. Albert Schindlers Empfingen dagegen blieb im Aufwind – mit zwei neuen Bewohnern stieg die Einwohnerzahl auf 3878. Grömbach hat elf verloren, damit sank die Zahl der Bewohner von 654 auf 643. Loßburg hat ein Minus von 1,1 Prozent zu verzeichnen – statt 7464 Einwohnern waren es lediglich 7385. In Pfalzgrafenweiler gab es einen Zuwachs von sieben Einwohnern auf 7079.

Schopfloch hat einen Verlust von 38 zu verzeichnen auf 2592 Bewohner. Wörnersberg hat 2,1 Prozent verloren und liegt jetzt bei 231. Auch Bad Rippoldsau-Schapbach lag mit einem Verlust von 2,2 Prozent ziemlich vorne mit seinen zuletzt 2183 Einwohnern. In Seewald ging es um 30 Einwohner (minus 1,4 Prozent) auf 2177 Einwohner zurück. Aus Waldachtal zogen 66 Bewohner weg – die Zahl sank von 5770 auf 5704.

Doch woran liegt das? Vor allem am Wegzug der Jugendlichen. Das Wanderungssaldo des statistischen Landesamts für den Landkreis Freudenstadt bestätigt den Trend: Im Jahr 2012 hat es in allen Altersgruppen einen Zuwachs gegeben. Kinder unter 15 Jahren plus 107.

Bei den 25- bis 45-Jährigen gab es einen Zuwachs von 105 Einwohnern. Sogar bei den Älteren ab 45 gab es vor zwei Jahren ein Plus von 82 Bewohnern. Dafür zogen 224 Bewohner zwischen 15 und 24 weg – also all jene Landkreisbewohner, die zur Ausbildung oder ins Studium gehen. Da spricht einiges dafür, dass das größte Potenzial für neue Bewohner des Landkreises jenseits der 25 Jahre liegt – also in der Altersgruppe, die schon mit beiden Beinen im Berufsleben steht und dann bei einer guten, sicheren Stelle auch Nachwuchs bekommt. Offenbar sorgen die großen Firmen wie Homag oder fischer dafür, dass der Landkreis nicht ganz ausblutet.

"Besorgniserregend" findet Landrat Klaus Michael Rückert die Zahlen des statistischen Landesamts. Auf Anfrage unserer Zeitung sagte er: "Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass die Lebensqualität und die Berufsaussichten im Kreis Freudenstadt gut sind." Man könne zwar nicht mit einer Maßnahme "den Hebel umwerfen", müsse aber ständig daran arbeiten die Infrastruktur wie Straßenanbindung, Breitbandversorgung, Bildung und Gesundheitsversorgung zu verbessern.

"Wir müssen aufpassen, dass wir nicht abgehängt werden", so Rückert. Es seien viele kleine Bausteine, die die Städte, Gemeinden und der Landkreis zusammen anpacken müssten. Der Landrat ist vom guten Potenzial des Kreises Freudenstadt überzeugt. Der Eindruck des Kreises aus der Ferne sei oft schlechter als aus der Nähe, betonte er.