Bei den Fahrübungen der jungen Teilnehmer wurde so manches Verkehrshütchen in Mitleidenschaft gezogen. Foto: Klormann

Kreisjugendreferat organisiert Fahrsicherheitstraining für Schüler: Bremsen und lenken auf rutschigem Boden.

Kreis Calw - Überhöhte Geschwindigkeit, nasses Laub auf der Fahrbahn oder ein unvorhergesehenes Hindernis – Ursachen für Autounfälle gibt es viele. Überdurchschnittlich oft trifft es dann junge Menschen im Alter zwischen 17 und 25 Jahren. Speziell für diese Fahrergruppe organisiert das Kreisjugendreferat Calw deshalb seit einigen Jahren Fahrsicherheitstrainings. So auch jüngst in Haiterbach.

Eigentlich ist Franziska Maurer nicht wirklich schnell unterwegs. Der Tacho ihres Autos zeigt gerade einmal 40 Stundenkilometer, als die 18-Jährige aus Schönbronn plötzlich eine Vollbremsung hinlegen muss. Kein Problem bei dieser Geschwindigkeit, sollte man meinen. Doch die Strecke, auf der sie fährt, ist nass, der Untergrund glatt – Bedingungen, wie sie sonst nur bei Glatteis oder Schneematsch herrschen.

Längerer Bremsweg auf nasser Straße oft nicht bewusst

Schon greift das Antiblockiersystem (ABS) des Fahrzeugs ein. Das Auto gerät leicht ins Schlingern, Franziska lenkt dagegen. Endlos erscheinende Sekunden später kommt das Gefährt schließlich zum Stehen. Nach einem Bremsweg von mehr als 20 Metern. Rund acht Meter wären es bei trockener Fahrbahn gewesen. Ein gewaltiger Unterschied, der vielen, vor allem jungen Autofahrern häufig nicht bewusst ist – und fatale Folgen haben kann.

An diesem Tag ist allerdings nichts passiert. Die Gefahrensituation, der Franziska sich stellen musste, war allerdings auch gar keine. Sondern lediglich Teil eines Fahrsicherheitstrainings auf dem Parkplatz der Firma Gebrüder Schuon Logistik in Haiterbach.

Seit 13 Jahren organisiert das Kreisjugendreferat Calw in Zusammenarbeit mit Kreisverkehrswacht, TÜV Südwest und Polizei dort den praktischen Teil der Aktion "Ohne Sprit fahr ich mit", die nun in die 14. Runde geht. Im jährlichen Wechsel zwischen Calw und Nagold werden bei diesem Projekt Schüler im Kreis für den Umgang mit Fahrzeug und Verkehr sensibilisiert, sowohl bei theoretischen, als auch bei praktischen Lehreinheiten.

Diesmal testen Fahranfänger der Annemarie-Lindner-Schule, der Rolf-Benz-Schule sowie der Kaufmännischen Schule Nagold ihr Können unter schwierigen Bedingungen. Dabei steht vor allem das Thema überhöhtes Tempo – eine der häufigsten Unfallursachen – im Vordergrund. Und so brausen die Fahranfänger unter der Anleitung von Michael Hennefarth und Dieter Burkhardt von der Kreisverkehrswacht mit verschiedenen Geschwindigkeiten über die rutschige Fläche, fahren Kurven, bremsen, weichen aus. Die einzigen Opfer sind an diesem Tag die kleinen Verkehrshütchen, die Hindernisse simulieren sollen. Im Straßenverkehr hätte es dagegen wohl manchmal auch gekracht.

Doch genau das soll den Schülern schließlich bewusst werden. "Sie sollen zwar merken, dass Technik wie das ABS sie unterstützt, aber eben auch, dass sie sich nicht nur auf die Technik verlassen dürfen", meint der Vorsitzende der Kreisverkehrswacht Carsten Lachenauer und fügt hinzu: "Zu schnell ist einfach zu schnell." Für Wolfgang Borkenstein vom Kreisjugendreferat sind solche Schulungen übrigens gerade im ländlichen Raum besonders wichtig. Denn anders als in Städten könne man sich dort nicht immer problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewegen und sei viel mehr auf das Auto angewiesen.