Geschulte Mitarbeiter der Waffenbehörde werden die Angaben der Waffenbesitzer sowie die Aufbewahrungsumstände überprüfen. Foto: Klormann

Bis Ende 2016 sollen sämtliche Besitzer von Pistolen und Gewehren mindestens einmal überprüft werden.

Kreis Calw - Die Zahlen sehen zunächst schlecht aus: Seit dem Amoklauf in Winnenden und der Verschärfung des Waffenrechts 2009 wurden im Kreis Calw nur etwa zwei Prozent der Waffenbesitzer kontrolliert. Von heute an soll sich dies nun ändern. Doch auch zuvor war man im Landratsamt nicht untätig.

Insgesamt 1797 Waffenbesitzer mit 8630 Waffen sind derzeit im Kreis Calw registriert. Die meisten von ihnen sind Sportschützen, Jäger oder durch ein Erbe an die gefährlichen Gegenstände gelangt. Eines haben sie alle gemeinsam: Die Pflicht, die sichere und sachgemäße Aufbewahrung der Waffen zu gewährleisten. Dadurch soll verhindert werden, dass unberechtigte Dritte sich Gewehre oder Pistolen verschaffen können – wie es in Winnenden vor fünf Jahren mit fatalen Folgen geschehen war.

Seit dem Erlass des 2009 verschärften Waffenrechtes kann – und soll – die Umsetzung dieser Pflicht auch verdachtsunabhängig kontrolliert werden. Das ist wiederum Aufgabe des Landratsamtes. In den vergangenen fünf Jahren kontrollierte die Behörde jedoch gerade einmal 39 Waffenbesitzer.

"Das heißt aber nicht, dass wir nichts gemacht haben", stellt Thiemo Stock, Sprecher des Landratsamtes, klar. 2009 habe sich die Anzahl der Waffenbesitzer schließlich noch auf 2848 belaufen – und die Zahl der Waffen auf 10 408.

Dass seither somit mehr als 1000 Bürger knapp 1800 Gewehre und Pistolen abgegeben haben, die mittlerweile zu einem großen Teil vernichtet wurden, schreibt Reinhold Rau, Leiter des Dezernats für Land- und Forstwirtschaft sowie Verbraucherschutz im Landratsamt, den bisherigen Maßnahmen des Landratamtes zu.

So sei 2009 zunächst von sämtlichen Waffenbesitzern ein Nachweis für die sichere Aufbewahrung von Waffen und Munition verlangt worden, erklärt der Dezernatsleiter, dem auch die untere Waffenbehörde unterstellt ist. Zudem sei im Zuge dessen geprüft worden, ob die jeweiligen Besitzer, beispielsweise ehemalige Jäger oder Sportschützen, ihre Gewehre oder Pistolen überhaupt noch benötigen.

Wer bei der Aufbewahrung hätte nachbessern müssen und dies nicht wollte, sowie diejenigen, die keinen weiteren Bedarf mehr sahen, hätten daraufhin freiwillig auf ihre Waffen verzichtet.

Kontrollen seien in der Regel nur auf einen Verdacht hin erfolgt. Dass dies sich ändern sollte, räumt Rau natürlich ein. Er will auch niemandem die Schuld dafür zuschieben, dass diese Kontrollen nicht bereits erfolgt sind, gibt aber zu bedenken: "Wir sind längst kein Luxusladen mit einem Speckgürtel an Personal mehr."

Thiemo Stock übt dagegen schon deutlichere Kritik. "Die Kreise erhalten immer mehr Aufgaben von Bund und Land zugewiesen, ohne aber Ressourcen dafür zur Verfügung gestellt zu bekommen", sagt der Pressesprecher. So wird letztlich auch die Umsetzung der Kontrollen Kosten für den Kreis verursachen sowie Kräfte im Landratsamt binden, erläutert Rau.

Denn die Behörde hat es sich zum Ziel gesetzt, bis Ende des Jahres rund 30 Prozent und bis Ende 2016 sämtliche Waffenbesitzer im Kreis mindestens einmal zu kontrollieren. Für diesen Zeitraum werde deshalb ein Mitarbeiter aus der Abteilung Landwirtschaft und Naturschutz zur Unterstützung abgezogen. Zudem werde das Team um zwei pensionierte Polizisten erweitert, die als Teilzeitkräfte mitarbeiten.

Nach dieser intensiven Kontrollphase sei geplant, je 20 bis 25 Prozent der Waffenbesitzer jährlich in Wiederholungskontrollen zu überprüfen. Langfristig ist es Raus Wunsch, dass die Kontrollen zu etwas ganz Normalem werden, ähnlich dem Besuch des Schornsteinfegers.

Beginnen sollen die flächendeckenden, zunächst angekündigten Kontrollen ab heute, immer im Zeitraum von 8 bis 20 Uhr. Jeweils zwei geschulte Mitarbeiter der Waffenbehörde werden dabei die Angaben der Waffenbesitzer sowie die Aufbewahrungsumstände überprüfen, die Betroffenen gegebenenfalls über Mängel informieren und bei Verstößen auch Anzeige erstatten. Doch nicht immer werden die Kontrolleure sich vorher anmelden. "Insbesondere dort, wo Verdacht besteht, wird es natürlich auch unangekündigte Kontrollen geben", macht Rau deutlich.

"Es wird natürlich auch unangekündigte Kontrollen geben"

Wer sich bei einem solchen Besuch unsicher fühle und trotz Dienstausweisen und Uniformen einen weiteren Nachweis für die Herkunft der Kontrolleure möchte, könne gerne auch beim Landratsamt nachfragen. "Schließlich geht es um ein sensibles Thema", meint Rau dazu. Unabhängig von den Kontrollen rät der Dezernatsleiter den Waffenbesitzern im Übrigen, sich Gedanken zu machen, ob sie ihre Waffen überhaupt noch benötigen. Bei der Waffenbehörde können diese auch kostenlos abgegeben werden.