Für den Verein Schwarzwald Tourismus Kinzigtal gibt auch Jürgen Lauble vom Landhaus Lauble auf dem Fohrenbühl eine positive Stellungnahme ab und lobt die Umsetzung von Ideen. Foto: Schwarzwald Tourismus Kinzigtal

Auf viele Gäste aus Berlin – aber auch aus allen anderen Teilen Deutschlands, Europas und der Welt freut sich Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr "wie Bolle", nachdem der Verwaltungsausschuss den Beitritt Schrambergs zum Verein Schwarzwald Tourismus Kinzigtal empfohlen hat.

Schramberg - Für den Beitritt – die Mitgliedschaft gilt zunächst für drei Jahre – muss zwar Ende April noch der Gemeinderat zustimmen. Dies dürfte nach dem einstimmigen Votum aller Fraktionen im Verwaltungsausschuss aber gegeben sein.

In einer Videobotschaft zum Abschluss der Präsentation konnten Schwarzwald-Tourismus-Kinzigtal-Geschäftsführerin Isabella Schmider, ihre Stellvertreterin Assunta Finke sowie Vorsitzender und Wolfachs Bürgermeister Thomas Geppert, erfrischende Infos für die Gremiumsmitglieder präsentieren. "Wir freuen uns auf Sie", sagt darin Gutachs Bürgermeister Siegfried Eckert zum Abschluss und macht damit mit wenigen Worten deutlich, was die Vertreter des 2017 ins Leben gerufenen Vereins zuvor erläutert hatten: Schramberg ergänzt das Angebot der bislang zwölf Gemeinden mit rund 520.000 Übernachtungen durch seine Museumslandschaft mit einem "Indoor"-Angebot, sodass Schmider durch Schramberg "als starken touristischen Partner" auch Vorteile für die Gemeinschaft sieht.

Thomas Geppert freute sich, dass der Verbund mittlerweile "eine gewisse Strahlkraft entwickelt" habe, und damit eine gewisse Schlagkraft gegeben sei, was die Gemeinderäte der beteiligten Kommunen auch so sähen.

Anpassung des Tourismuskonzepts

Durch den höheren Etat des Vereins nach einem Eintritt Schrambergs könnten auch die Leistungen verbessert werden, so Schmider. Die Stadt müsste zunächst einen Beitrittsbeitrag von 19.000 Euro entrichten. Danach kämen jährlich neben einem Sockelbetrag rund 61.000 Euro anteilig nach der Zahl der konuspflichtigen Übernachtungen hinzu. Gleichzeitig soll mit der Erweiterung auch das Tourismuskonzept entsprechend angepasst werden. Allerdings sieht Schmider sowieso starke Überschneidungen zwischen Schramberg und den beteiligten Gemeinden des Kinzigtals, in dem "viele Klischees des Schwarzwald zur Realität" würden.

Der Verein mit Geschäftsstelle in Wolfach, so Assunta Finke, sei auf nationalen und internationalen Messen unterwegs, optimiere derzeit die Qualitätsoffensive und wolle den Bereich Familienferien und barrierefreie Ferien ausbauen. Natürlich sei auch Wandern ein wesentlicher Teil und "so würden wir uns freuen, wenn Schramberg beispielsweise ein Teil des Kinzigtalsteigs werden würde". Durch den Verbund sei es möglich, einzelne Themen so zu bedienen, wie es der Einzelne nicht leisten könne.

Finanziert werde die Arbeit zu 79 Prozent aus den kommunalen Haushalten der Gemeinden, die Ferienbetriebe leisteten sieben Prozent, der Rest seien sonstige Mittel. Durch den Beitritt Schramberg könnte das Werbebudget um 35.000 Euro gesteigert werden und es sei der Besuch einer weiteren Messe möglich, freute sich Schmider. Die touristische Infrastruktur selbst und das Stadtmarketing bleiben weiterhin kommunal, zudem die Kurtaxe und das Meldescheinwesen.

Reaktionen zum Beitritt

Thomas Brantner (CDU) sah es als "eine Bereicherung, wenn wir hier beitreten". Schramberg sucht seit vielen Jahren, wohin es sich anschließen könnte. "Wir gehören nicht zum Kinzigtal. Es könnte aber gut passen, es sind ja auch sechs Orte dabei, die nicht an der Kinzig liegen." Wissen wollte er, ob es hinsichtlich des Beitrags einen Unterschied gebe, wenn anstelle von Feriengästen Firmenbesucher die Betten füllten, wie dies in Schramberg stark der Fall sei. Und beim Logo mit dem Bollenhut wünsche er sich noch eine offenere Gestaltung, damit sich Schramberg "besser wiederfindet".

Übernachtungsgäste wie Arbeiter seien herausgerechnet, dies gelte für all diejenigen, die keine Gäste-Konuskarte erhielten. Allerdings hätten diese Gäste dann auch nicht das kostenfreie ÖPNV-Angebot. Je nach Gemeinde gebe es unterschiedliche Modelle auch hinsichtlich der Kurtaxesatzung.

Das stilisierte Bollenhut-Logo sah Schmider indes positiv. Es sei ein Prozess gewesen, zu dem Logo zu kommen. "Wir haben den Ursprung des Bollenhuts in unserem Gebiet. Es wäre schade, wenn wir dieses Pfund nicht spielen." Indes stamme er aber nur aus drei Gemeinden, deswegen seien die Elemente Berg und Tal mit verknüpft und eingebunden. Und die Berge würden auch zu Schramberg passen. "Wir profitieren vom Schwarzwald und dem Bollenhut. Und der Tourist aus den Niederlanden fragt nicht, wo die Kinzig liegt", meinte auch Dorothee Eisenlohr.

Ralf Rückert (Freie Liste) sah Schramberg "bisher wenig präsent". Er unterstütze den Beitritt. Zum Bollenhut- Design meinte er: "Was gibt es Besseres, als wenn man diesen mit drin hat?" und die Schiltach fließe ja in die Kinzig. Als wichtig sah er die Medienpräsenz an. Er fragte zudem nach der Möglichkeit einer Schwarzwaldkarte, wo mehrere Angebote mit reingenommen werden könnten. Eine kostenfreie Gästekarte sei lange im Gespräch gewesen. Weil aber nicht durchgängig im Jahr Gäste kämen, sei dies eher schwierig. Das Thema könne mit Schramberg aber nochmals aufgerollt werden, da dann ein ganz anderes Angebotsportfolio vorhanden sei. Eine Kaufkarte sei allerdings immer abgelehnt worden, weil andernorts die Absätze dafür nicht allzu hoch seien. Dies lohne eher dann, wenn es Attraktionen gebe wie den Europa-Park.

Er lobe selten, sagte Jürgen Reuter (Aktive Bürger) und meinte, der Verein sei "mit dem besten Logo unterwegs". Man befinde sich "im gleichen Kulturraum" und das sei es auch, was die Kooperation so interessant mache. Dabei gehe es nicht nur um die Auswärtigen, sondern auch um die Menschen, die hier lebten. "Wir überschreiten eine Grenze in einen anderen Landkreis und öffnen uns Richtung Straßburg. Das ist eine Dimension, die mir sehr gut gefällt."

Tanja Witkowski (SPD/Buntspecht) schloss sich dem Lob an. Es sei "alles sehr stimmig und authentisch, wir haben ganz viele Synergieeffekte und Verbindungselemente. Wenn wir alles zusammenbringen, haben wir alle eine gute Zukunft vor uns".

So gesehen: Jetzt soll es doch gen Baden gehen

Rottweil? Quellenland? Ferienland? Nationalparkregion? Nein, das Kinzigtal soll es jetzt sein, in das sich Schramberg touristisch einbetten will. Alleine ist die Stadt nämlich nicht stark genug, um im Haifischbecken Tourismus bestehen zu können. Lange vorbei sind die Zeiten, in denen jeden Mai ein Sonderzug aus dem Rheinland Besucher zur Rhododendron-Blüte im Stadtpark regelrecht ausspuckte. Die Burgen haben heutzutage in Zeiten globaler Touristenstroms auch ihre Alleinstellung verloren. Was bietet die Hohenschramberg schon im Vergleich zum Heidelberger Schloss oder der Hohkönigsburg im Elsass? Da gilt es kleinere Brötchen zu backen und durch gezielte Werbung die Besucher, vor allem Familien, mit dem zu locken, was sie in dicht besiedelten Gebieten nicht mehr haben: Ferien auf dem Bauernhof in einem Wald- und Naturgebiet, das Erholung bietet. Da passt das Kinzig- und benachbarte Gutachtal auch gut zu Schramberg – zumal die Nachbarorte Schiltach, Schenkenzell und sogar Lauterbach schon länger diesen Schritt gegangen sind. Und ob da in Schramberg tatsächlich jemand mit einem Kirnbacher Bollenhut rumgelaufen ist, ist weniger wichtig. Die Nostalgie passt, zumal allenthalben der Schwarzwald so vermarktet wird. Ein Besuch in den verschiedensten Andenkenläden und Geschäften wird dies bestätigen.

Dass im Gemeinderat allerdings der Gedanke aufkommt, bei einem Beitritt zu der Tourismusgemeinschaft Kinzigtal das bestehende Logo mit dem Bollenhut Schramberg-spezifisch anzupassen, das ist schon etwas kühn. Vier Jahre mit dem Beitritt zu warten, erst mal zu schauen, wie sich alles entwickelt hat und dann sofort alles in die eigene Richtung zu drängen? Das kann nicht gehen und wäre auch nicht in Ordnung. Aber negativ für die Stadt ist dieses Markenzeichen Bollenhut sicher nicht, von daher ist dies auch mehr als verschmerzlich.

Ansonsten müsste die Uhrenstadt im mittleren Schwarzwald halt wieder selbst auf die Suche gehen und andere überzeugen, bei Schramberg mitzumachen. Das hat ja auch eine Weile mit den "Gastlichen" funktioniert, die 1975 als "Gastliche Fünf" begonnen hatten, aber einige Jahre später nach einem Ausstieg von Aichhalden nur noch vier waren. Und heute nach der Eingemeindung Tennenbronns wären es sogar nur noch drei. Aber wo suchen? Freudenstadt und Rottweil sind selbst stärker und passen von der Ausrichtung her nicht in eine Tourismus-Werbegemeinschaft mit Schramberg. Da wäre die Fünftälerstadt mehr außen vor als im Kinzigtal. Und in Zeiten, in denen viele vorher bereits ihre Ziele im Internet aussuchen und buchen, muss die alte Touristiker-Weisheit, dass sich die Betten in Schramberg und Tennenbronn erst dann füllen, sobald im Kinzigtal kein einziges mehr frei ist, auch nicht mehr unbedingt gelten.

Es ist ja auch nicht das erste Mal, dass Schramberg mit den Touristikern aus dem Kinzigtal gemeinsame Sache macht. War dies vor Jahren aber noch unter dem Namen Werbegemeinschaft Kinzigtal fast ein Mammutgebilde von Loßburg bis zum Brandenkopf, ist die Einheit mittlerweile deutlich kleiner. Da könnte sich Schramberg schon wohlfühlen. Und vielleicht findet sich nach ein paar Jahren Mitarbeit ja auch ein Platz für ein klitzekleines Uhrenzahnrädchen im Logo.