Sopransolistin Alice Fuder singt zusammen mit den Männerstimmen der Rottenburger Domsingknaben. Foto: Eyckeler

Es waren alles andere als harmoniefordernde Vorzeichen, unter denen die Geistliche Adventsmusik der Domsingknaben stand.

Rottenburg - Erst musste Domkantor Robert Kopf das Programm aufgrund der kalten Temperaturen im Dom – seit Wochen gibt es Probleme mit der Steuerung der Heizung – abändern. Ursprünglich geplant waren Auszüge aus dem Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns mit Orchester. Das Problem: Die aktuell herrschende Kälte im Dom konnte den sensiblen Instrumenten nicht zugemutet werden. Und dann schlug auch noch die Grippewelle im Chor zu, sodass die Männerstimmen letztlich ohne Domsingknaben auftreten mussten.

Erfrischender Adventsmix

Dennoch gelang es den Akteuren am Wochenende, einen bunten erfrischenden Adventsmix quer durch die musikalischen Epochen anzubieten. So startete der Chor seine Adventsmusik kirchenmusikalisch mit dem Psalm 24 "Den Herrn gehört die Erde" – unterlegt mit Lesungen, vorgetragen von den Domsingknaben, die von der Grippewelle noch verschont geblieben sind.

Vertraute Melodien

Die Gäste, die der Kälte im Dom trotzten, wurden nicht nur zum Zuhören eingeladen, sondern durften bei Adventsliedern wie "Komm du Heiland aller Welt" oder "Es kommt ein Schiff geladen" mit dem Chor im Wechsel mit agieren. Die Zuhörer konnten so die ihnen vertrauten Melodien singen, während die Männerstimmen auf Kompositionen von Domkantor Kopf zurückgriffen. So bekamen die altbekannten Werke einen völlig neuen Klang.

Beinahe schon triefend vor Romantik – absolut im positiven musikalischen Sinne – wurde es beim vierstimmigen Männersatz des Ave Maria von Gabriel Fauré. Begleitet wurden die Männerstimmen von Georg Oberauer aus Hailfingen, der übergangsweise die Aufgaben des Rottenburger Domorganisten übernimmt und sich schon nach kurzer Zeit in die Herzen vieler Rottenburger gespielt hat.

Sopranistin Alice Fuder singt

Den Part der Barock-Epoche – nicht wegzudenken in der Advents- und Weihnachtszeit – übernahm Sopranistin Alice Fuder in beeindruckenderweise. So etwa mit der Arie "Nur ein Wink von seinen Händen" aus dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Mit ihrer Stimme könnte sie den Rottenburger Dom womöglich doppelt und dreifach ausfüllen. Sie dosierte jedoch genau richtig und sorgte mit zwei weiteren Arien – darunter "Er weidet seine Herde" von Georg Friedrich Händel – für eine kurzweilige Stunde, die mit dem Stück "Die Könige" des deutschen Komponisten Peter Cornelius aus dem 19. Jahrhundert abgerundet wurde. Nach rund 50 Minuten hatten die Besucher dann genug – von der Kälte, nicht von den warmen Klängen.