Die Stadt Schramberg stellt im Dezember ihr Konzept vor, wie in verschiedenen Krisensituationen reagiert werden soll. Foto: Riesterer

"Wir hoffen, dass wir das nie in der Praxis anwenden müssen. Aber wir müssen ein auf Schramberg angepasstes Konzept haben, falls der Ernstfall eintritt." Das ist die Ansage der Stadt zum Thema Notfall- und Krisenmanagement.

Schramberg - Wenn bald die Warn-Apps auf den Smartphones anschlagen oder die Sirenen der Kommune schrillen, dann muss das kein Notfall sein – vor allem, wenn es am Donnerstag, 8. Dezember, ist. Denn dann testen um 11 Uhr deutschlandweit die Kommunen am "Warntag 2022" wieder ihre Warnmittel. "Das wird gemacht, um zu schauen, ob im Ernstfall alle Bürger erreicht werden. 2020 beispielsweise hat es Abstimmungsschwierigkeiten bei der ›Nina‹-App gegeben. So etwas wird dann geprüft und verbessert", erklärt Matthias Rehfuß das Grundprinzip des Aktionstags.

Wie den Ernstfall bewältigen?

Für die Schramberger, so informiert der Fachbereichsleiter Recht und Sicherheit im Gespräch mit unserer Redaktion, ist dieses Thema am 8. Dezember sogar gleich doppelt präsent. An jenem Abend nämlich stellt die Verwaltung im Gemeinderat ihr Konzept zum Notfall- und Krisenmanagement vor. "Etwa seit Ende 2019 arbeiten wir dieses Konzept für Schramberg aus", erklärt Rehfuß. Darin geht’s nicht "nur" um die Alarmierung: "Wir haben auch geprüft, was unsere Notfall-Unterkünfte wären, wie verwaltungs-intern die Abläufe sein müssen, was unsere kritische Infrastruktur ist", gibt der Fachbereichsleiter einen kleinen Vorblick. Oder kurz: "Wo stehen wir in Bezug auf eine Krise und wie können wir sie bewältigen?"

Förderprogramm nach Ahrtal-Katastrophe

Auch wenn die Alarmierung nicht der einzige Bestandteil eines Krisenmanagements darstellt, so nimmt sie doch – wie beim Prinzip des Warntags erläutert – eine wichtige Funktion ein. Das bekannteste Beispiel dabei sind Sirenen. Solche werden am 8. Dezember in Schramberg allerdings nicht zu hören sein. Aber: War dieses Thema denn nicht mal im Gemeinderat? "Nach der Ahrtal-Katastrophe hat der Bund ein Förderprogramm aufgestellt, in dem Kommunen 50 Prozent für den Kauf von Sirenen erhalten haben", sagt Rehfuß. Zwischenzeitlich waren, wäre Schramberg in dieses Programm gekommen, zwölf bis 15 neue Sirenen im Gespräch. Wie gesagt: wäre.

Keine Zuschüsse mehr in Aussicht

"Weil wir an unserem Krisenmanagement seinerzeit bereits gearbeitet hatten, waren wir eigentlich recht früh mit einem gut ausgearbeiteten Antrag am Start", so Rehfuß. "Dennoch war das Programm sehr schnell überzeichnet." Das bedeutet: Angesichts der Bilder aus dem Ahrtal hatte sich damals quasi jede Kommune in Deutschland um dieses Programm bemüht – Schramberg kam wie viele andere wegen der schieren Anzahl von Antragstellern nicht zum Zug. Ein neues Förderprogramm für Sirenen stellt der Bund – Stand jetzt – nicht mehr in Aussicht, sagt der Fachbereichsleiter. "Wenn also Sirenen künftig ein Bestandteil im Schramberger Alarm-Mix sein sollen, dann werden wir sie wohl komplett selbst zahlen müssen."

Braucht es Sirenen?

Ob Sirenen nun in erwähntem Mix sein müssen, sei übrigens unter Menschen, "die sich viel mit Krisen beschäftigen", umstritten. "Es gibt sehr konträre Meinungen", sagt Rehfuß. Die einen sagen, Apps und Radio reichen – die Blaulicht-Institutionen könnten dann ja ebenfalls mit Lautsprecher-Fahrzeugen unterwegs sein. "Wenn wir jetzt aber von einem Starkregen nacht um 3 Uhr ausgehen, wo kein Radio läuft und viele ihr Handy im Flugmodus haben...", so der Fachbereichsleiter. "Ein Allheilmittel sind Sirenen sicher nicht. Aber sie sind nun mal das Instrument, mit dem in kurzer Zeit viele erreicht und darauf hingewiesen werden können, dass sie sich zumindest weiter informieren sollten."

Wie bei einer Versicherung

Es sei, wie wenn man als Privatperson eine Versicherung abschließt: Jede Kommune ist anders – in ihren Strukturen, Wegen, der Topografie. Den auf Schramberg zugeschnittenen Warn- und Krisenmix gelte es zu finden. "Dabei gilt es auch die Energiekrise zu beachten und dass die Welt nicht einfacher wird", so Rehfuß. Die Stadt werde ihr Konzept vorstellen und mit dem Gemeinderat ausarbeiten, "was wir letztlich wollen und was Sinn macht" – ob nun mit Sirenen oder nicht.