Ein Stand, an dem ein koreanisches Gerät mit Ionenenergie, Infrarotwellen und Permanentmagnetwellen das Wohlbefinden einer Besucherin stärken soll. Foto: Schwarz/Monika Schwarz

Nachhaltigkeit in der Medizin war das Motto des inzwischen 144. ZAEN-Kongresses im Kur-und Kongresszentrum Freudenstadt.

25 Aussteller und rund 500 Teilnehmer aus den Reihen der Ärzteschaft besuchten den fünftägigen und zweimal pro Jahr stattfindenden ZAEN-Kongress in Freudenstadt. ZAEN steht für Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin. Das Motto „Nachhaltigkeit“ stand im Mittelpunkt.

Naturheilkundlich orientierte Mediziner nutzen den Kongress alljährlich nicht nur dazu, um sich zu informieren und auszutauschen, sie nutzen ihn auch für die Fort-und Weiterbildung. „Sie alle fühlen sich in Freudenstadt jedes Mal sehr wohl“, betont Geschäftsführerin Constance Nolting. Der Kongress gelte im Bereich der Naturheilkunde aufgrund der praxisnahen Ausbildung auch als die beste „Ausbildungsstätte“ insgesamt, die sich landesweit mit der Thematik befasse.

Fünf verschiedene Säulen

In verschiedenen Vorträgen wurde das Nachhaltigkeitsthema direkt aufgegriffen. Dabei ging es unter anderem um „nachhaltige Phytotherapie“, aber auch um Themen wie den nachhaltigen Berganbau von Arzneipflanzen, um nachhaltige Medizin in der Pädiatrie und um nachhaltige Ernährung.

Da die Naturheilkunde auf fünf Säulen fußt – nämlich der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde), der Ordnungstherapie (ausgewogene Lebensführung), der Ernährungstherapie, der Hydrotherapie (Wasseranwendungen) und der Bewegungstherapie (Ausdauertraining) –, war das Angebot an Seminaren und Vorträgen auf dem Kongress entsprechend groß. „Naturheilverfahren sind per se schon nachhaltig angelegt“, betont Nolting. Rund 60 000 Ärzte im Land setzten neben der Schulmedizin auch auf naturheilkundliche Verfahren. Ziel des Zentralverbands der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin sei es, diese Verfahren noch stärker in den Fokus zu rücken und damit die ebenfalls wichtige Schulmedizin zu ergänzen.

Stärkung des Immunsystems

„Wir haben nämlich auch in der Naturheilkunde jede Menge an Werkzeug zur Verfügung“, sagt Nolting. Von daher ist es aus ihrer Sicht ärgerlich, dass während der Corona-Pandemie einseitig auf das Impfen gesetzt wurde, während die Stärkung des Immunsystems eine untergeordnete Rolle gespielt habe. Auch bei Long Covid sei es wichtig, mit neuen Ansätzen zu arbeiten. Betroffene Patienten seien oft sehr belastet, da sie das medizinische Problem und die Tragweite gar nicht einschätzen könnten. In einer solchen Situation sei es wichtig, viel mit dem Patienten zu kommunizieren. Auch Methoden wie die Hypnose, bei der sich der Patient gewissermaßen öffne, gehörten deshalb viel stärker unterstützt.

Früher seien Hausärzte noch in die Häuser gegangen und hätten dort das Umfeld angeschaut, um Rückschlüsse auf die Krankheit zu ziehen. Heute bleibe dafür nur eine kurze Zeitspanne in der Praxis, weil der Arzt ein längeres Gespräch überhaupt nicht abrechnen könne. Von daher sei verständlich, wenn Patienten in solchen Fällen zu Heilpraktikern wechselten.

Verfahren ohne Anerkennung durch die Wissenschaft

Als erfreulich bezeichnet Nolting hingegen den Zulauf, den die Neuraltherapie in diesem Jahr auf dem Kongress erfahren habe. Es handelt sich dabei aber ebenfalls um ein Verfahren ohne Anerkennung durch die Wissenschaft. „Bedienen müssen wir uns aus der ganzen Kiste“, sagt Nolting und verdeutlicht damit einmal mehr, dass sie Naturheilkunde und Schulmedizin nicht als ein „entweder oder“, sondern als zwei sich ergänzende Bereiche betrachtet werden sollten, um nachhaltige Erfolge zu erzielen.