Emil Jo Homolka vor fünf Jahren in seinem Wohnhaus in Königsfeld. Foto: Vaas Foto: Schwarzwälder-Bote

Emil Jo Homolka stirbt nach langer Krankheit / Glockenspiel und Bärenbrunnen in St. Georgen bekannte Werke

Von Dieter Vaas

Königsfeld. Im Alter von 85 Jahren ist nach langer Krankheit Emil Jo Homolka gestorben. Der Pädagoge und Künstler war weit über die Grenzen und der Region hinaus bekannt. Seine Plastiken und Zeichnungen sind in Europa und selbst in den USA zu sehen.

Ein, zwei Jahre wollte er Erfahrungen mit Schülern sammeln und dann in die Erwachsenenbildung. Doch er blieb an den Zinzendorfschulen. Als zweites von fünf Kindern kam, Emil Johannes, den seine Frau und alle Freunde nur Jo nannten, am 16. Juni 1925 in Stuttgart zur Welt. Schon früh hatte er den Drang, "etwas selbst zu machen". Eigentlich ging er gleich in seiner Nachbarschaft auf das altsprachliche Karls-Gymnasium. Doch schon als Zwölfjähriger besuchte er auch die Kunstakademie und lernte so nebenbei "alle möglichen Handwerke". Mit 14 wurde er zudem Hilfspolizist und ging mit Erwachsenen auf Streife.

Beim Arbeitsdienstbereits kreativ

Als 17-Jähriger kam er zum Arbeitsdienst nach Offenburg und durfte sich kreativ betätigen. Dies brachte ihm einen Preis und Sonderurlaub ein, ersparte ihm zudem drei Tage "Bau", weil er es mit seinem Dienst nicht so genau genommen hatte. An der Front in Frankreich wurde der 18-Jährige an beiden Beinen schwer verwundet. Bei einer Notoperation ohne Narkosemittel mussten ihn sechs Mann festhalten. Seither führt eine Arterie übers Schienbein, was ihn manchmal sportlich einschränkte. Die Verwundung rettete ihm andererseits das Leben, denn von seiner Einheit blieb nur der Tross übrig.

In der Gefangenschaft betätigte er sich als Mosaikleger für einen amerikanischen General, was ihm einige Vorteile einbrachte. In einem Gefangenenlager lernte er den Bruder des Feldmarschalls Rommel kennen. Erst von ihm erfuhren er und seine Kameraden die Wahrheit übers Dritte Reiche. Eine Welt brach für die jungen Leute zusammen.

Als 1946 Emil Jo Homolka aus der Gefangenschaft heim kehrte, nahm er ohne lange zu überlegen sein Studium an der Kunstakademie in Stuttgart auf. Einer der Professoren war Karl Hils, Homolkas früherer Kunsterzieher und Werklehrer. Nach zehn Semestern sollte er dessen Lehrstuhl übernehmen. Doch zuvor waren Erfahrungen mit Schülern gefragt.

Als designierter Kunstprofessor

Und so ging er zur Probe nach Königsfeld, wo er 1936 einen Schullandheimaufenthalt verbracht hatte. Emil Jo Homolka baute die ganzen Werkstätten der Zinzendorfschulen auf. Als diese nach der geplanten Dienstzeit nicht fertig waren, wurde aus dem Bildhauer und designierten Kunstprofessor ein Lehrer, der bis zu seinem Ruhestand 1988 dieser Bildungseinrichtung treu blieb.

In den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts erhielt Emil Jo Homolka gleich zweimal den Kunstpreis der Jugend, damals eine der bedeutendsten Auszeichnungen überhaupt. Dies brachte ihm bis ins hohe Alter Aufträge ein. "Er musste sich um nichts kümmern. Allerdings konnte er kaum ausstellen, die Auftragsarbeiten wurden zur ständigen Ausstellung", erinnert sich seine Frau Uta. Zuerst waren es die Kirchen, dann die Kommunen und schließlich Privatleute, die sich für seine Werke interessierten.

Plastiken und Zeichnungen waren seine Haupttätigkeiten. Aber auch Wandteppiche hat er entworfen. Zum Einsatz kamen die verschiedensten Materialien – außer Stein. Handwerker waren für Emil Jo Homolka immer dann tätig, wenn er aus Papier oder Wachs das Kunstobjekt fertigte und es von ihnen hergestellt wurde.

Eines seiner bekanntesten Werke ist das Glockenspiel in St. Georgen. Fürs Bergstadt-Rathaus fertigte er eine Bronzescheibe mit dem Ritter Georg. Am Bärenplatz steht sein Bärenbrunnen. Auch der Taufdeckel in der Lorenzkirche stammt aus seiner Werkstatt. Vor dem Mathilde-Papst-Haus ist eine Handplastik von ihm zu sehen. In der Markus-Kirche in Villingen ist fast alles von dem Königsfelder Künstler. Viel war er in früheren Jahren in Berlin vertreten. So manches seiner Werke dort erwies sich als begehrtes Diebesgut. Für die Firma Winkler verarbeitete Homolka Formteile zu 40 abstrakten Werken. Seine Kunst steht oder hängt auch in Frankreich, der Schweiz, den USA und in Polen. Seine größte Plastik – eine Trennwand in einer ehemaligen Kaserne – befindet sich in Tübingen in der Bundesforschungsanstalt für Virenerkrankungen und wiegt rund 100 Tonnen.

Bronzekreuz in Aussegnungshalle

In Königsfeld sind abstrahierte Turner an einer Wand der Grund- und Hauptschule zu bewundern. In der Aussegnungshalle in Buchenberg hängt ein Kreuz, das in Aluminium vorgesehen war, aber in Bronze gegossen wurde.

Emil Jo Homolka hinterlässt seine Frau Uta, zwei Söhne, eine Tochter und sechs Enkel. Die Trauerfeier beginnt am Donnerstag, 16. Dezember, um 13.30 Uhr im Kirchensaal der Brüdergemeine am Zinzendorfplatz. Anschließend erfolgt die Beisetzung auf dem Gottesacker.