Tobias Merkle (Orgelbaumeister, von links), Tudor Roberts (Mitarbeiter), Lennart Faustmann (ehemaliger Kantor), Johannes Rohlf (Orgelbaumeister) und seine Ehefrau Elisabeth. Foto: Faustmann

Orgelbauer haben ganze Arbeit geleistet: Ein ganz neuer Klang überraschte die Besucher bei der Kirchberg-Vesper.

Grund dafür war das Acht-Fuß-Fagott-Zungenregister. Der scheidende Kantor Lennart Faustmann ließ „seine geliebte Diva“ nochmals erklingen.

Erst 24 Stunden vor dem Einweihungstermin hatte Orgelbaumeister Tobias Merkle sein Werk vollendet. 47 Pfeifen wurden ausgetauscht und in die mitteltönige Stimmung justiert. Vom ersten Anspielen war Faustmann „entzückt und begeistert“, denn nun „schwätzt das Zungenregister genau so Schwäbisch wie die ganze Orgel“.

Juwel aus der Barockzeit

Kaum habe er vor vier Jahren die Kantorenstelle angetreten, habe er sich wegen eines Lochs im Blasebalg auf die Suche nach einem Orgelbauer machen müssen. Der Kontakt zum Orgelbauer Johannes Rohlf erwies sich als Glückstreffer, denn fortan kümmerte sich seine Werkstatt mit viel Sachverstand und Leidenschaft um dieses Juwel aus der Barockzeit.

Bei jeder Wartung habe Orgelbaumeister Merkle dem Instrument einen größeren, wärmeren Klang entlockt. Doch das Zungenregister passte einfach nicht in den Gesamtklang, es klang zu „norddeutsch“.

Ungeahnte Möglichkeiten

Die Forschung sei nicht weit genug fortgeschritten gewesen, erklärte Faustmann, als in den 80er-Jahren das aus heutiger Sicht unpassende Fagottregister eingebaut wurde. Der Konstrukteur des 18. Jahrhunderts habe dieses Register geteilt und einen Eindruck eines zweiten Manualregisters erweckt. Merkle habe nun seine Erfahrung bei der Renovierung der großen Orgel in Obermarchtal eingesetzt und mit einer geschickten Bohrung das Spiel mit dem Pedal ermöglicht und so eine ungeahnte Erweiterung geschaffen. Damit sei ein halbes Register dazu gekommen.

Von so viel Sachkenntnis und Begeisterung ließ sich Thomas Reutlinger aus dem Landesbetrieb Vermögen und Bau als Vertreter des Landes anstecken und konnte mit seinen Verbindungen zum Denkmalschutz die Finanzierung und den Umbau sichern. Faustmann nahm vor den Arbeiten eine Aufnahme des alten Registers auf, das er über Lautsprecher abspielte und setzte unmittelbar danach zu einer eigenen improvisierten Fanfare an. Der Unterschied war gewaltig. Viel reiner, klarer, wie blank geputzt erklang das Werk.

Unterschiedliche Stile

Um den Gesamtklang voll zur Wirkung kommen zu lassen, hatte Faustmann Improvisationen unterschiedlicher Stile erarbeitet. Eine französische Suite erging sich in den streng geregelten Tanzschritten zu höfischen Bällen. Strenger verhielt es sich dagegen in Deutschland, wie die „Partita super Lobet den Herrn und dankt ihm seine Gaben“ aufzeigte. Nach der Vorstellung eines Chorals folgten Orgelsätze mit verschiedenen Klangfarben. Italienisch-katholisch erklang in ehrfürchtiger Ruhe die „Toccata per l’elevatione“, wenn nach der Wandlung Leib und Blut Christi der Gemeinde gezeigt werden.

Die ungeteilte Bewunderung für diese Leistung zeigte sich in einem gut gefüllten Sammelkörbchen am Ausgang. Elisabeth Rohlf bat voller Bewunderung den scheidenden Kantor, mit seiner ausgezeichneten Orgelbegleitung eine Vesper auf ihrer Querflöte gestalten zu dürfen.