Die Johanneskirche auf dem Kloster Kirchberg zieht viele Besucher mit ihrem seltenen Kleinod an.
Die barocke Johanneskirche wurde um 1688 auf den Grundmauern der Vorgängerkirche erbaut. Diese stammt aus der Zeit der Klostergründung im 13. Jahrhundert. Mit der barocken Orgel birgt sie ein wertvolles, seltenes Kleinod. Es verbindet Kirche und Nonnenempore und verleiht der Kirche ihr heutiges Aussehen.
Im 18. Jahrhundert angeschafft
Das Kloster Kirchberg wurde 1245 dem Dominikaner- Orden unterstellt. Rasch zum bedeutendsten Dominikanerinnenkloster der Region geworden, zeichnete es sich durch ein blühendes musikalisches Leben aus mit Zinken, Gamben und Gesang.
Im 17. Jahrhundert bestand der Wunsch der Nonnen nach einem „Organum samt Hochaltar“. Dieses Instrument wurde dann vermutlich zwischen 1735 und 1745 angeschafft und begeistert heute mehr denn je mit seiner besonderen Ausdruckskraft für alte Musik.
Kenner gewährt Einblicke
Eine Orgel muss klingen, deshalb hat sie an der Empore ihren richtigen Ort gefunden. Sie ist mit einem janusköpfigen Doppelprospekt ausgestattet, also einem Gehäuse mit zwei verschiedenen Ansichten. Dem Kirchenschiff zugewandt ist der Prachtprospekt mit den handgeschnitzten Pfeifenfeldern, mit Blattgold verziert und den vier Engeln in Kreuzform.
Der rückwärtige Prospekt mit Hochaltar auf der Nonnenempore, einfacher gehalten, zeigt den auferstandenen Jesus von Engelsköpfen umgeben. Er beherbergt die kleinen Orgelpfeifen. Es sind also zwei Orgeln in einem Instrument. Bei einer „Orgelbegehung“ gewährte Lennart Faustmann als Kenner und Könner sachlich fundierte Einblicke in die Mechanik und das Klangvermögen.
Kraftvoller Klang
Mit nur elf Registern zählt sie zu den kleinen Orgeln. An eindrucksvollen Hörbeispielen von meditativer Flöte über festliche Orgel bis zur majestätischen Klangkrone vermittelte Faustmann ein besonderes Klangerlebnis. Der Klang erfüllt kraftvoll das Kirchenschiff.
Jedes Register zeigt eine ideale Klangeigenschaft und jede Pfeife klingt im großen Kirchenraum anders in der Empore. Von Anfang an für den liturgischen Gebrauch konzipiert, ist sie jedoch extrem wandlungsfähig.
„Sensible Kontaktaufnahme“ erforderlich
In ihrer Laudatio für die Kirchbergorgel schreibt Kirchenmusikdirektorin Beate Kruppke aus Berlin: „Durch die Stimmung ist diese Orgel wunderbar geeignet für die Darstellung alter Musik“, besonders für Orgelwerke aus dem deutschen und niederländischen Raum des 16. und 17. Jahrhunderts, aber auch Barockwerke des 18. Jahrhunderts können mit viel Farbe, Kraft und Brillanz dargestellt werden. „Jedoch verlangen der geringe Pedalumfang, die Einmanualigkeit und die gemäßigte Mitteltönigkeit vom Spieler eine sensible Kontaktaufnahme mit diesem Instrument“.