Den Umbau des Waldes unterstützen: Das möchte der Bund mit einem Förderprogramm. Foto: © Smileus - stock.adobe.com

Mit einem Förderprogramm unterstützt der Bund derzeit Kommunen beim klimagerechten Umbau des Waldes. Der Gemeinderat Neuweiler entschied sich in seiner vergangen Sitzung gegen das Programm. Zu viele Bedingungen sind noch unklar.

Die Zuschüsse des Förderprogrammes bringen viele Bedingungen mit sich. Zwölf Kriterien müssen erfüllt werden. Ebenso gilt das Windhundprinzip. Das bedeutet: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. In der letzten Sitzung des Gemeinderates ging es um die Frage, ob man den Antrag stellen wolle.

Das Förderprogramm Bei der Auseinandersetzung mit den Kriterien konnte der Gemeinderat auf das Wissen von Inge Hormel, Leiterin der Abteilung Forstbetrieb und Jagd beim Landratsamt Calw, und Neuweilers Forstrevierleiter Stefan Rückert zugreifen.

Aufgrund der vielen unterschiedlichen Wälder sei es ein sehr hoher Anspruch ein Förderprogramm für das ganze Land zu definieren, erklärte sie einleitend. „Das Programm ist für viele Waldbesitzer ein Kompromiss und passt im Einzelfall auch nicht immer“, sagt sie.

Die Kriterien Elf der Kriterien müssen für zehn, eines für 20 Jahre erfüllt werden. Kriterien eins bis drei beschäftigen sich mit der Naturverjüngung. Dies sei in Neuweiler laut Inge Hormel gegeben. Es soll zudem auf eine standortheimische Bepflanzung geachtet werden. Unklar sei aber noch, was als standortheimisch durchgeht. Kein Problem ist laut Fachfrau die Bedingung, dass ein Bestand mindestens fünf bis sieben Jahre alt sein muss, bevor er geräumt wird.

Kriterium vier fordert, dass auf Schadflächen bis 0,3 Hektar nichts angepflanzt werden darf. „Das sind Flächen, die zufällig entstehen, also durch Sturm, Dürre oder Käfer“, verdeutlicht Hormel. Bisher konnten kleine Schadflächen bepflanzt werden. Der in Kriterium fünf geforderte Erhalt und die Erweiterung der Baumvielfalt sei in Neuweiler erfüllt.

Probleme gibt es nach Aussage von Hormel bei Kriterium sechs und sieben, die sich mit dem Totholz beschäftigen. So dürfen keine geplanten Flächen geschaffen werden, die größer als 0,3 Hektar seien. Bei Schadflächen die größer sind, dürfe das Holz genutzt werden. Jedoch müssten zehn Prozent der Holzmenge als Totholz auf der Fläche verbleiben. Noch unklar ist, um wie viel Totholz es sich handelt und wie sich der optische Eindruck des Waldes damit verändere.

Ein größeres Problem stellt auch Kriterium acht dar. Hier geht es um die Kennzeichnung und den Erhalt von mindestens fünf Habitatbäumen je Hektar, die Lebensräume für andere Pflanzen und Tiere bieten. Die Kennzeichnung von insgesamt 8170 Bäume soll innerhalb von zwei Jahren erfolgen. Die Frage ist dabei, wer diese Bäume kennzeichnen solle, so Hormel.

Frage nach Personal und Mehraufwand

Kriterium neun, die Neuanlage für Rückegassen, wird bereits erfüllt. Bei Bedingung zehn, dem Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutzmittel, ist nicht sicher, ob auch das Kalken der Wälder dazuzähle, erklärt Hormel. Ebenso unklar ist Kriterium elf, bei dem es um die Wasserrückhaltung gehe. Kriterium zwölf besagt, dass die natürliche Waldentwicklung auf fünf Prozent der Fläche für 20 Jahre ausgeweitet werden müsse. Derzeit sind 2,3 Prozent stillgelegt. Durch die Umsetzung müsste Neuweiler weitere 44 Hektar stilllegen.

Für die ersten zehn Jahre errechnete Hormel eine jährliche Fördersumme von 114 000 Euro. Für die nächsten zehn Jahre wären es noch einmal 4400 Euro pro Jahr. Der kalkulierte Aufwand läge aufgrund der Holzpreisschwankungen in den 20 Jahren zwischen 280 000 und 480 000 Euro. Nicht abzuschätzen sei der erhöhte Aufwand für die Revierleitung und die Maßnahmen der Wasserrückhaltung.

Die Diskussion Für Gemeinderat Bernd Greule handelt es sich bei der Förderung trotz aller Widerlichkeiten um eine gute Sache. „Wir haben eine Verantwortung für unseren Wald und den Klimaschutz.“ Klar sei, dass Forstrevierleiter Stefan Rückert dann Unterstützung brauche.

Der Revierleiter selbst stellte sich der Förderung neutral gegenüber. „Es kommt ein Riesenpaket Arbeit auf uns zu“, sagt er. Doris Hammann sprach sich gegen das Programm aus. „Es geht für mich nicht, dass man etwas überstülpt, was teilweise noch unklar ist“. Rainer Dörich würde den Antrag stellen und schauen, ob sich ein paar der unklaren Sachen noch klären. Anderer Ansicht ist Jochen Lörcher: „Ich denke, dass wir unseren Wald gut bewirtschaften und das ohne Förderung schaffen.“ Auch Bürgermeister Martin Buchwald sprach sich gegen das Programm aus. Am Ende entschied sich der Gemeinderat bei zwei Gegenstimmen gegen den Förderantrag.