Das bisherige Klärbecken könnte nach der Stillegung nur noch als Regenrückhaltebecken dienen. Foto: Dold

Es ist ein Rest Tennenbronner Eigenständigkeit, der nun auch noch verschwindet: Die Kläranlage an der Berneck am Ortsausgang wird stillgelegt. Stattdessen wird bald eine Leitung zum Klärwerk Schramberg gelegt.

Schramberg-Tennenbronn - Auch wenn das nicht allen Ortschaftsräten schmeckte – es blieb kaum eine andere Wahl. Für eine Sanierung der maroden Kläranlage wären acht bis zwölf Millionen Euro fällig geworden, rechnete Tiefbauchef Konrad Ginter vor. Zuschüsse seien überdies keine zu erwarten. "Das ist nur bedingt eine Option", folgerte Ginter. Zudem sei auch das gereinigte Wasser noch belastet und somit werde die Schiltach belastet. Durch den Kanal erwartet die Stadtverwaltung eine Verbesserung der Fauna und Flora sowie der Gewässerökologie in der Berneck. "Außerdem muss dann kein Klärschlamm mehr von Tennenbronn nach Schramberg gefahren werden und der personelle Aufwand wird geringer", hob Ginter hervor. Peter Bösch hatte zuvor nachgehakt, was denn eine Ertüchtigung der Tennenbronner Kläranlage kosten würde.

Fördergelder von rund 50 Prozent in Aussicht

Konrad Ginter berichtete über den Sachstand: So sei die Kläranlage sehr sanierungsbedürftig. Ein Strukturgutachten habe einen Anschluss von Tennenbronn an die Kläranlage Schramberg als optimale Lösung ergeben – auch weil für den Bau eines Kanals durchs Bernecktal Fördergelder in Höhe von rund 50 Prozent fließen dürften. Insgesamt sei der Kanal günstiger als zunächst angenommen. Rund 4,2 Millionen Euro werden hierfür inzwischen veranschlagt, im Strukturgutachten war noch von 5,8 Millionen Euro die Rede.

Die gesamte Strecke von der bisherigen Tennenbronner Kläranlage bis zum Falkenstein in Schramberg – wo der Tennenbronner Kanal an das Schramberger Netz angeschlossen werden soll – sei vermessen und der Kanal geplant. Auch ein Baugrundgutachten wegen der vielen Felsen sei erstellt worden.

6,1 Kilometer Rohrleitungen

Der Kanal, so Ginter, werde neben der Straße geführt werden – und auch das Schmutzwasser von der Altenburg könne aufgenommen werden. "35 Liter können pro Sekunde durch das Kunststoffrohr fließen", sagte er. 6,1 Kilometer Rohrleitungen werden verlegt. Hinzu kommen 138 Schächte – aber alle neben der Fahrbahn. Diese muss einmal bei der Brücke nahe der Bachwirtschaft gekreuzt werden. Zudem werde in diesem auch gleich Glasfaserkabel verlegt, sagte Ginter.

Ökologisch sensibles FFH-Gebiet

Komplett ausgedient hat die Tennenbronner Kläranlage aber trotzdem noch nicht. So soll ein Regenrückhaltebecken als Puffer bei Starkregenereignissen dienen. Das Betriebsgebäude mit der Technik könne hingegen weg. Was mit der gewonnenen Fläche gemacht werde, vermochte Ginter noch nicht zu sagen. Schließlich sei man dort im ökologisch sensiblen FFH-Gebiet und nahe am Bach.

Die Maßnahme soll europaweit ausgeschrieben werden. Der Förderantrag soll im März 2024 gestellt werden und der Bau im Herbst 2024 erfolgen. Der Umbau der Tennenbronner Kläranlage soll dann als letzter Akt im Jahr 2026 erfolgen.

Das Bauwerk hat eine lange Geschichte, wie Robert Hermann vom Heimathaus auf Nachfrage berichtet. 1953 forderte das Gesundheitsamt den Bau einer solchen Kläranlage, berichtet er aus seinen Unterlagen. Im März 1958 wurde der Bau unter dem damaligen Bürgermeister Josef Kaltenbacher begonnen, bevor die Kläranlage am 25. November 1959 in Betrieb genommen wurde.