Wird das "WABE"-Projekt auf dem Lindenhof umgesetzt? Der Gemeinderat hat entschieden. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Der Schock sitzt tief: Die geplante Kita auf dem Lindenhof wird deutlich teurer als erwartet. Der Gemeinderat entschied am Dienstag darüber, ob das Projekt begraben wird. Dabei gingen die Meinungen weit auseinander.

Oberndorf - Die Baukosten sind explodiert: 9,2 anstatt 4,9 Millionen Euro – der Gemeinderat wollte in seiner November-Sitzung noch nicht über die Zukunft des Projekts entscheiden. Stattdessen sollten die Verantwortlichen von der "WABE", dem Kita-Träger, erklären, wie es zu diesem drastischen Anstieg gekommen ist.

Falschen Preis weitergereicht

Am vergangenen Dienstag waren daher Marcel Graff, Joachim Naumann und Hermann Nottorf per Videokonferenz zugeschaltet. Florian Fluck, Geschäftsführer von Fluck Holzbau (Blumberg), stand als Generalunternehmer ebenfalls Rede und Antwort.

Man sei von der Preissteigerung selbst schockiert gewesen, gaben die Vertreter der "WABE" zu. Die ursprüngliche Kostenschätzung stammt noch aus April 2021. Seitdem zeige die Preisspirale in der Baubranche immer weiter nach oben. Ein Fehler sei der "WABE" dennoch unterlaufen, gibt Marcel Graff zu: Man habe nur den Nettopreis an die Stadt weitergeleitet. Die 4,9 Millionen waren schon damals zu niedrig. Nachdem das Angebot der Firma Fluck Holzbau vorlag, habe man Vergleiche angestellt. "Der Preis ist nicht überhöht, das ist einfach die derzeitige Lage in der Baubranche", so Graff.

Belastung für den jährlichen Haushalt

Das Projekt wird über eine jährliche Betriebskostenumlage aus dem Ergebnishaushalt der Stadt finanziert. Diese hat sich durch die gestiegenen Kosten um rund 400 000 Euro pro Jahr erhöht und liege nach derzeitiger Berechnung bei 675 000 Euro.

7,4 Millionen Euro sind für den Bau vorgesehen. Hierbei besteht Kostensicherheit, da diese Zahl auf genauen Berechnungen beruht. Allerdings müsse man noch in diesem Jahr Nägel mit Köpfen machen, um diesen Preis zu halten, so Fluck. Die restlichen 1,8 Millionen entfallen auf die Kita-Ausstattung und die Außenanlage. Diese Zahlen beruhen derzeit aber noch auf Schätzungen, so die "WABE"-Vertreter.

Einsparpotenzial?

Einige Fragen drehten sich darum, wie man Kosten einsparen könnte. "Bei einer Neuausschreibung kann man nicht erwarten, dass die Preise sinken werden", so Naumann. "Diese Vorstellung ist etwas illusorisch."

Einsparungen bei der Effizienzhaus-Klasse – der Bau soll KfW-Standard 40 haben – würde nur Ersparnisse in Höhe von 50 000 bis 70 000 Euro bringen, erklärte Fluck. Angesichts der steigenden Energiekosten und möglicher KfW-Förderungen für ein Effizienzhaus 40, riet er davon ab, an dieser Stellschraube zu drehen. Die Kita soll zum Kindergartenjahr 2023/24 mit zwei Gruppen an den Start gehen. Laut Fluck ein Vorhaben, dass zwar ambitioniert aber realisierbar sei.

Kritik wird laut

Aus dem Gremium gab es teils scharfe Kritik. Im März 2020 habe die "WABE" die Zusage bekommen, führte Wolfgang Hauser (CDU) aus. Geplant war, zum derzeitigen Kita-Jahr bereits an den Start zu gehen. "Es wird aber noch nicht mal gebaut." Das Prozedere ziehe sich zu lange hin und sei undurchsichtig. Seine Fraktion werde das Vorhaben mehrheitlich ablehnen. Peter Gaberle (CDU) ging noch weiter: "Wir haben keinen Einfluss auf den Bau, müssen aber bezahlen. Das ist eine Verschwendung von Steuergeldern."

Robin Jackl (FWV) zeigte sich enttäuscht. Er hatte eine detaillierte Auflistung der Kostenpunkte erhofft. Er kritisierte die mangelnde Transparenz. Die Darstellung der "WABE" sei unglücklich gewesen, so Dieter Rinker (FWV). In Zukunft erwarte er mehr Sorgfalt und Transparenz. Die Meinungen in der FWV-Fraktion gehen auseinander, so Rinker. Die Schilderungen von Florian Fluck zu den Kostensteigerungen und den Planungen habe ihn persönlich allerdings überzeugt.

Entscheidung gefallen

Die SPD-Fraktion stellte sich geschlossen hinter dieses Projekt. "Es fehlen eine Menge Kita-Plätze. Hier haben wir die Möglichkeit insgesamt 114 zu schaffen", so Ruth Hunds. Warten würde aufgrund der steigenden Preise keinen Sinn machen. Man dürfe keine Zeit verlieren.

Aufgrund der hohen Nachfrage sprach sich auch die Verwaltung dafür aus, das Projekt anzugehen. Wenn man den Eltern erklären müsse, warum ihr Kind kein Kita-Platz bekommt, werde man auf diejenigen Verweisen müssen, die das Projekt abgelehnt haben, so Bürgermeister Hermann Acker.

Am Ende stimmten 14 Stadträte dafür, das Projekt mit der "WABE" weiter zu verfolgen. Acht waren dagegen. Die "WABE" soll laut Beschluss den Generalunternehmer mit dem Bau beauftragen.