Auch Mustafa Keskinsoy von der türkisch-islamischen Gemeinde überbrachte der scheidenden Pfarrerin Esther Kuhn-Luz gute Wünsche. Foto: Siegmeier

Mit einem feierlichen Gottesdienst in der Predigerkirche, viel Musik, guten Worten und auch einigen Tränen wurde die evangelische Pfarrerin Esther Kuhn-Luz in den Ruhestand verabschiedet.

Rottweil - "Neun Jahre lang gehörtest du zur schnellen Einsatztruppe und warst an allen Ecken und Enden der Stadt tätig. Ich weiß nicht, wie du all das immer unter einen Hut gebracht hast", würdigte Marco Schaffert, Kulturamtsleiter und Vertreter der Stadtverwaltung, das Wirken der evangelischen Theologin. Er dankte für ihre Präsenz und ihr Engagement und wünschte Esther Kuhn-Luz für den neuen Lebensabschnitt alles Gute.

37 Jahre lang Pfarrerin

Neun Jahre lang war Esther Kuhn-Luz in der evangelischen Kirchengemeinde Rottweil tätig (wir berichteten), insgesamt 37 Jahre lang wirkte sie als Pfarrerin der Landeskirche Württemberg, unter anderem als Sozial- und Wirtschaftspfarrerin. "Die Schnittstelle von Kirche und Gesellschaft war und ist ihr stets wichtig", betonte Dekanstellvertreterin Märit Kaasch und bezeichnete ihre Kollegin als "Wanderin zwischen den Zeiten".

In ihrem letzten Gottesdienst, der vom Chor der Predigerkirche unter Leitung von Johannes Vöhringer mitgestaltet wurde, predigte Esther Kuhn-Luz über Jesaja, Kapitel 12., das mit "Danklied der Erlösten" überschrieben ist. "Als ich das gesehen habe, musste ich lächeln", gab die Pfarrerin zu und sagte, dass sie sich bei aller Trauer darüber, dass der Dienst nach 37 Jahren nun zu Ende gehe, "auch ein wenig" erlöst fühle.

Glaube ein großes Glück

Es sei ein großes Glück, dass sie den Glauben an Gott seit ihrer Kindheit als etwas Erlösendes und Befreiendes empfinden könne. "Und die Erlösung liegt darin, dass es immer wieder einen neuen Anfang gibt. Und auch wenn nicht immer alles gut ausgeht, eröffnet uns die Hoffnungskraft doch neue Perspektiven", so Kuhn-Luz. "Ich empfinde großen Dank und ich habe in meinem Leben und als Pfarrerin viel Gutes erfahren", sagte sie.

Wegbegleiter, Freunde, Kollegen und unzählige Gemeindemitglieder kamen am Sonntag in die Predigerkirche, um "ihrer" Pfarrerin Lebewohl zu sagen. Die Bänke waren gut gefüllt.

Engagiert in der Erwachsenenbildung

23 Jahre lang engagierte sich Esther Kuhn-Luz im Bereich der Erwachsenenbildung, wofür ihr Markus Arnold, Vorsitzender des Erwachsenen-Bildungswerks seinen Dank und seine Anerkennung aussprach. "Du hast dich eingesetzt und erheblichen Anteil daran, dass die Erwachsenenbildung da ist, was sie ist".

Michael Becker, Vertreter der katholischen Erwachsenenbildung, hob die vielen Aktionen und Veranstaltungen hervor, die Kuhn-Luz mit dem langjährigen Leiter der katholischen Erwachsenenbildung, Frido Ruf, initiiert hatte. Als Besonderheit erwähnte er die "Rottweiler Reihe Religionen" und den damit verbundenen interreligiösen Dialog in Rottweil, der "eine wunderbare Sache" sei. Und auch Mustafa Keskinsoy von der türkisch-islamischen Gemeinde überbrachte gute Wünsche und dankte Kuhn-Luz für die gute Zusammenarbeit. "Wenn ich zurückblicke, kommt es mir vor, als wenn wir uns erst vor kurzem kennengelernt haben", so Keskinsoy.

Den ersten Kontakt habe es vor neun Jahren beim "Tag der offenen Moschee" gegeben und seither habe man in der "Rottweiler Reihe Religionen" vieles gemeinsam organisiert. Albrecht Foth, zweiter Vorsitzender des Kirchengemeinderates dankte der Pfarrerin ebenfalls für ihr langjähriges Wirken und Engagement.

Alle Schwierigkeiten gemeistert

Gabriele Waldbaur, Geschäftsführende Pfarrerin und Kollegin, ließ die vergangenen neun Jahre Revue passieren. "Vieles hat sich seither getan, vieles auch verändert. Aber du warst bei allen Schwierigkeiten und Herausforderungen immer voll und ganz dabei", betonte sie.

Und zum Abschied hatten Pfarrerin Annegret Künstel, Pfarrerin Gabriele Waldbaur und Kirchenmusikdirektor Johannes Vöhringer einen ganz besonderen Rap für Esther Kuhn-Luz vorbereitet, die im Anschluss nicht nur das letzte Wort hatte, sondern mit Blick auf die vielen guten Worte und Wünsche auch betonte, dass "Abschied eigentlich was ganz Tolles ist". So ganz müssen die Rottweiler auf Esther Kuhn-Luz auch künftig nicht verzichten, deutete sie an. Denn sie und ihrer Mann Albrecht Luz werden auch weiterhin in Rottweil wohnen, und Ideen für die Zeit nach dem Sabbatjahr gibt es bereits reichlich.