Die evangelische Pfarrerin Esther Kuhn-Luz wird am 18. September mit einem Gottesdienst in den Ruhestand verabschiedet. Foto: Siegmeier

Neun Jahre lang war Esther Kuhn-Luz Teil des Pfarrerteams der Evangelischen Kirchengemeinde Rottweil. Mitte September wird die beliebte Theologin in den Ruhestand verabschiedet.

Rottweil - Wenn Esther Kuhn-Luz von ihrer Arbeit erzählt, dann gerät sie schnell ins Schwärmen. Und auf die Frage, was ihr denn an der Rottweiler Pfarrstelle besonders gefallen hat, findet die Aufzählung fast kein Ende. Kurzum: Esther Kuhn-Luz ist Pfarrerin mit Leib und Seele, die den Blick aber immer, und ganz bewusst, auch auf die "Grenze von Kirche und Gesellschaft" gerichtet hat.

Gefängnisseelsorge gehörte zu den Aufgaben

So war sie seit 2016 beispielsweise Vorsitzende der Rottweiler Wärmestube, und die Gefängnisseelsorge fiel ebenfalls ihrem Aufgabengebiet zu. "Meine Stelle war ganz wunderbar, da ich so viel inhaltlich arbeiten und mich auf Themen einlassen konnte", sagt sie.

Wunderbar fand sie auch, dass die Ökumene in Rottweil "einen so großen Stellenwert" hat. So habe sie über viele Jahre in der Gefängnisseelsorge mit dem katholischen Gemeindereferenten Michael Leibrecht zusammengearbeitet, und bei der Erwachsenenbildung mit Frido Ruf von der Katholischen Erwachsenenbildung. "Die interreligiöse Zusammenarbeit ist ebenfalls sehr wertvoll", sagt sie nicht nur mit Blick auf die interreligiöse "Reihe Rottweiler Religionen", die es mittlerweile seit mehr als zehn Jahren gibt, sondern auch ganz konkret mit Blick auf die türkisch-islamische Gemeinde mit Mustafa Keskinsoy und die Israelitische Kultusgemeinde mit Tatjana Malafy an der Spitze. Mit allen habe die Zusammenarbeit sehr gut funktioniert und man dürfe auf eine Vielzahl gemeinsamer Veranstaltungen zurückblicken.

Sehr gerne gepredigt

"Ich habe auch immer sehr gerne gepredigt und Gottesdienst gefeiert. Gottesdienst ist für mich auch eine Art von Dialog", so Esther Kuhn-Luz. Die Predigerkirche sei dafür ein ganz besonderer Ort. "Da ist über die Jahrhunderte schon so viel gesungen und gepredigt worden. Der Raum ist erfüllt von ganz viel Kommunikation", sagt sie.

Derzeit räumt Esther Kuhn-Luz ihr Büro in der Oberamteigasse aus, erzählt sie. "Und dabei findet man natürlich eine ganze Menge, das einen selbst reflektieren lässt", sagt sie.

2013 kam sie von Stuttgart

Im Jahr 2013 kam Esther Kuhn-Luz nach Rottweil. Davor war sie acht Jahre lang Wirtschafts- und Sozialpfarrerin der Evangelischen Kirche in Stuttgart sowie Studienleiterin an der Akademie Bad Boll. Doch Rottweil war ihr vertraut, war sie doch bereits von 1991 bis zum Jahr 2005 Gemeinde- und Jugendpfarrerin in Schwenningen, bevor sie in den Großraum Stuttgart wechselte.

"Ich hatte als Sozialpfarrerin eine ganz andere Tätigkeit, da musste ich mich als Gemeindepfarrerin erst mal wieder einfinden. Das war ein komisches Gefühl, wieder als Anfängerin im Gemeindepfarramt", gibt sie lachend zu. Doch sie habe sich schnell in ihre Aufgabe eingefunden. Gut gefallen habe ihr von Anfang an die Ökumene. "Allein die Predigerkirche ist ja Ökumene durch und durch", sagt sie mit Blick auf die Rottweiler Stadtpfarrkirche, die einst dem katholischen Dominikanerkloster angehört hatte. Gut in Erinnerung sei ihr dabei das ökumenische Reformationsjubiläum.

Tolle Zusammenarbeit

Auch für den Ökumenischen Kirchentag in Rottweil hat Esther Kuhn Luz im Vorbereitungskreis mitgewirkt, und während der Veranstaltung auch als Moderation. Sehr genossen habe sie die "klasse" Zusammenarbeit im Pfarrerteam, aber auch mit Kirchenpflegerin Vera Poldafit und Kirchenmusikdirektor Johannes Vöhringer. "Es ist ein großer Luxus einen Kirchenmusiker zu haben, den die Kirchenmusik und auch das Gemeindeleben interessiert", lobt sie. Gemeinsam im Team Ideen zu entwickeln, das sei ihr immer wichtig gewesen.

Ruhestand als Zäsur

Doch im September heißt es nun Abschied zu nehmen von all diesen Gewohnheiten, von der Arbeit, von den Kollegen. Fällt das schwer? "Es fällt nicht ganz so schwer, weil es in vielen Bereichen wie der Erwachsenenbildung, oder auch in der Gefängnisseelsorge bereits Menschen gibt, die die Aufgabe übernommen haben. Ich selbst möchte mit meinem Ruhestand aber erst mal eine Zäsur machen. Neues kann nur dann entstehen, wenn man sich von Altem erst mal richtig trennt. Ich mache jetzt erst mal ein Sabbatjahr, werde meine Familie besuchen, die in aller Welt zerstreut ist und freue mich nun Zeit zu haben, für alles, was ich tue", so Kuhn-Luz.

Schon allein die Idee fühle sich gut an, freut sie sich. Gemeinsam mit ihrem Mann wird sie auch weiter in Rottweil leben. "Wir fühlen uns in dieser Stadt sehr wohl. Mir gefällt das kulturelle Leben. Hier lebt es sich einfach gut und wir haben hier sehr viele Freunde", so Kuhn-Luz. Der Abschiedsgottesdienst findet am Sonntag, 18. September, um 9.30 Uhr in der Predigerkirche statt.