Ulf Siebert könnte man auch den Rosenflüsterer nennen. Foto: Dagmar Kötting

Ulf Siebert ist nicht nur Beirat Beirat bei der Deutschen Rosengesellschaft, sondern auch der „Rosenmann vom Kirchberg“. Hier in Renfrizhausen hat er ein Paradies geschaffen.

„Nächstes Jahr will sie klettern“, sagt Ulf Siebert und zeigt auf eine Rose vor dem Kirchberger Klosterladen. „Im Winter muss man einfach ein paar Drähte zur Regenrinne spannen und dann kann sie über die ganze Fassade ranken. Wenn die ganze Wand rot wäre, das wäre doch toll. Das sieht dann irgendwann aus wie im Märchen.“

Die Rose, die Ulf Siebert so in Begeisterung versetzt, heißt Sympathie. Vor zwei Jahren hat er sie gepflanzt, so wie die Meg daneben. „Die Meg ist sehr bienenfreundlich, blüht die ganze Saison über und bringt ganz dicke Hagebutten. Da freuen sich im Winter die Vögel.“

Vor sechs Jahren das erste Mal da gewesen

Vor der Ackerbauschule vom Berneuchener Haus Kloster Kirchberg in Sulz macht Siebert den nächsten Stopp auf seiner Rosenexkursion über das Klosterareal. Er zeigt auf ein weiteres der stacheligen Exemplare: eine Kartoffelrose, wie man sie von der Nord- oder Ostsee kennt, duftend und in pinkrot.

Vor sechs oder sieben Jahren, erinnert sich Ulf Siebert, war er zum ersten Mal auf den Kirchberg gekommen. Bei einem Besuch in Haigerloch hat er wandernd die Region erkundet.

Er setzte sich in den Klostergarten des Tagungs- und Einkehrhauses und fühlte gleich die Besonderheit des Ortes. „Nennen Sie es Zufall oder Schicksal. Es sollte wohl so sein“, sagt er lachend.

Ein unschlagbares Angebot

Bei seinen Streifzügen durch das Klosterareal entdeckte er viele verschiedene Rosen und er fand Plätze, an denen noch mehr Rosen gepflanzt werden könnten. Irgendwann hatte der Rosen- und Gartenkenner – Ulf Siebert ist Beirat bei der Deutschen Rosengesellschaft und veranstaltete acht Jahre lang das Rosenfest in seiner Heimatstadt Tübingen – ein Dutzend Rosenstöcke übrig und klopfte bei den Verantwortlichen des Berneuchener Hauses an.

Sein Kompaktangebot: „Ich bringe die Rosen, pflanze sie an geeigneter Stelle und schneide sie auch. Für den Rest der Pflege sorgt das Haus mit seinen Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen.“

Kaum eine Pflanze verloren

Mehr als 60 neue Rosenpflanzen hat Ulf Siebert in den vergangenen Jahren so auf dem Kirchberg heimisch gemacht. Die Lorbeeren dafür will er sich aber nicht alleine aufs Haupt setzen. „Mein Kompliment gilt den vielen helfenden Händen, die den Klostergarten über die Jahreszeiten hinweg auf einem so guten Niveau halten, das ist nicht zu unterschätzen. Kaum eine der von mir frisch gepflanzten Rosen haben wir die letzten zwei trockenen Sommer verloren. Da gab es fleißige Helferlein, die umsichtig gegossen haben, denen gilt mein großer Dank.“

Vor der Oberen Scheuer hat Ulf Siebert dieses Frühjahr ein neues Rosenbeet angelegt und auch an der Urnenbegräbnisstätte, dem Kolumbarium, unterhalb der Johanniskirche, pflanzte der leidenschaftliche Hobby-Gärtner zahlreiche Stöcke, darunter eine weiße Rose mit dem so passenden Namen Eden.

Mehr als 50 Sorten

Erst vor kurzem hat der 67-Jährige eine Auflistung aller Rosensorten im Kloster Kirchberg zusammengestellt. Mehr als 50 verschiedene sind es, und sie tragen so klangvolle Namen wie Aloha, Wild Edric, Schöne Maid, Black Forrest, Elbegold, Roter Korsar oder Lichtkönigin Lucia.

„Die Liste ist aber nicht ganz vollständig“, erzählt Ulf Siebert, der sich mittlerweile auch im Trägerverein des Tagungshauses im Kloster Kirchberg, dem Verein Berneuchener Haus, engagiert.

„Einige der bereits vorhandenen Rosen konnte ich bisher leider noch nicht bestimmen. Da muss ich zum Beispiel noch schauen, ob sie Hagebutten tragen im Herbst oder nicht. Aber 98 Prozent der herrlichen Rosen auf dem Kirchberg haben nun einen Namen.“

Von der Mode zur Gastronomie

Buchhändler hat er ursprünglich gelernt und dann Jura studiert. Dann zog es ihn in die Modebranche, er hatte eine eigene Boutique, stand selber auf dem Laufsteg und veranstaltete Modenschauen.

Als ihm eine Lokalität angeboten wurde, wechselte er schließlich in die Gastronomie. Nachdem er über 20 Jahre lang das Café Schöne Aussicht in Tübingen betrieben hatte – zwischendurch engagierte er sich auch in der Regionalpolitik, war mehr als zehn Jahre als Gemeinderat aktiv und ist heute noch Kreisrat – übernahm er mit einem Partner vor sechs Jahren das Hofgut Rosenau in Tübingen.

Führung zum Thema Rosen

Am 1. Mai, zum diesjährigen Klosterfest im Berneuchener Haus, hat Ulf Siebert zum ersten Mal einen poetischen Rosenspaziergang angeboten. Wie groß das Interesse war, hat ihn selbst überrascht.

Auf dem Weg durch das Klosterareal gab er nicht nur sein geballtes Rosenwissen zum Besten, sondern würzte den Rundgang mit poetischen Einlagen und philosophischen Gedanken zum Thema Rosen. Ein ganz besonderer Spaziergang, auf den ganz bestimmt weitere folgen werden.

Bald ein Paradies

Mittlerweile hat sich Ulf Siebert aus seinem Auto einen Spaten geholt und dazu eine Rose, die heute ihre neue Heimat finden soll. Der Reichspräsident Hindenburg, eine rosafarbene, intensiv duftende alte Rosensorte, wird oberhalb des Stillen Gartens ihren neuen Standort bekommen, gleich zwei Meter neben einer Albertine, über die Ulf Siebert sagt: „Der gefällt der Platz hier, sie schiebt schon kräftig über die Mauer.“

Nachbar auf der anderen Seite ist eine Rose namens Bobby James. „Der soll mal bis hinunter in den Stillen Garten ranken. Was es hier im Kloster zu sehen und zu riechen gibt, ist beachtlich. Wenn wir jetzt noch zwei Jahre warten, entsteht ein Rosenparadies.“