Für den Sozialminister des Landes, Manfred Lucha, ist die Aufarbeitung der Thematik Verschickungskinder eine Herzensangelegenheit, das versichert der FDP-Landtagsabgeordnete Niko Reith aus Donaueschingen. Foto: Gollnow

Kuren für Verschickungskinder gab es in vielen deutschen Kurstädten nach Ende des Zweiten Weltkrieges bis teilweise in die 1980er Jahre hinein. Man wendete zweifelhafte Methoden an und Kinder von damals gehen als Erwachsene heute damit an die Öffentlichkeit. Das Land startet nun ein Projekt zur wissenschaftlichen Aufklärung.

Bad Dürrheim - Vor einigen Jahren haben einzelne auf die Praktiken in Kinderkurheimen aufmerksam gemacht. Sie tauschen sich aus in Internetforen und es kristallisiert sich heraus, dass zwar nicht alle nur schlechte Erfahrungen gemacht haben, aber: Über Bestrafungen, Erniedrigungen und psychische Grausamkeiten berichtet eine ganz große Mehrheit – teilweise mit Traumata, die sie bis heute ins hohe Alter nicht losließen. Für das Kindersolbad beispielsweise gibt es eine eigene Internetgruppe, in der sich Betroffene austauschen können. Baden-Württemberg hat nun nach eigenen Angaben als einziges Bundesland über die Landesstiftung Geld bereitgestellt, um Licht in dieses dunkle Kapitel der Kurgeschichte zu bringen. Das Projekt ist beim Landesarchiv in Stuttgart angesiedelt, leitender Betreuer ist Christian Keitel, stellvertretender Abteilungsleiter im Landesarchiv, der seine Promotion in mittelalterlicher und neuerer Geschichte an der Universität Tübingen ablegte.