Dieses Frühchen hat die Kinderhilfe Rumänien in eines ihrer Kinderhäuser aufgenommen. Foto: Kirchmann

Verstört, unterernährt, vernachlässigt: Immer wieder erhält Vorsitzende Edith Kirchmann Berichte von schlimmen Kinder-Schicksalen, so auch jüngst wieder.

Es gibt immer wieder Zufälle, von denen man glaubt, dass sie gar nicht sein können. So auch beim Hechinger Hilfsverein „Kinderhilfe Rumänien“. Edith Kirchmann, Vorsitzende des Vereins, erhielt unverhofft den Anruf einer ehemaligen Bewohnerin eines Kinderhauses.

Ein Mädchen wirkte besonders traumatisiert

Es sei ihr ein Bedürfnis gewesen, sich für die langjährige Hilfe des deutschen Vereins persönlich zu bedanken. Sie brauchte auch die Adresse ihres ehemaligen Patenonkels, um sich auch bei ihm zu bedanken. Gleich tauchten die Erinnerungen an diese Person auf: Die Anruferin kam als Fünfjährige mit ihren drei älteren Geschwistern in ein Familienhaus, berichtete sie Kirchmann. Die Kinder wirkten damals sehr verstört. Die leibliche Mutter habe sie oft in ihrer Hütte alleingelassen. Brot hätte sie dann auf dem Tisch gelassen und Tür wie auch Fenster nach draußen verschlossen. Geschlafen habe man auf dem Boden. Ein Mädchen wirkte besonders traumatisiert. Sie hatte Probleme mit dem Kauen. Alles, was sie zu essen bekam, verschlang sie einfach. Danach kamen sie in die Einrichtung der Kinderhilfe in Rumänien.

Auch die Geschwister haben sich gut entwickelt

Heute ist die ehemalige Bewohnerin 30 Jahre alt, verheiratet und arbeitet seit acht Jahren privat als Pflegerin in Deutschland. Sie berichtete kurz, wie es ihren Geschwistern geht, die alle nach wie vor in Rumänien leben. Sie hätten sich gut entwickelt bis auf die junge Dame mit den damaligen Kauproblemen. Kurz nach diesem Telefonanruf erhielt Kirchmann schon die nächste Nachricht, dass gerade ein Säugling in einem Familienhaus aufgenommen wurde. Er sei etwas über zwei Monate alt, ein Frühchen mit einem minimalen Gewicht von knapp drei Kilogramm. Die noch minderjährige Mutter habe bereits zwei weitere Kinder zur Welt gebracht. Vor einigen Wochen kam bereits ein anderes Kleinkind in dieses Kinderhaus, das bis dahin im Gefängnis mit der Mutter lebte. Dieses Kleinkind sei völlig falsch ernährt worden und wiege mit fünf Monaten bereits acht Kilogramm.

Verein unterstützt neun Familienhäuser

In diesem Familienhaus sind nun fünf Kinder untergebracht, die von Pflegeeltern Tag und Nacht versorgt werden. Die drei bisherigen Kinder sind behindert und ihre geistige Entwicklung entspricht nicht ihrem Alter. Der Verein Kinderhilfe Rumänien hat primär die Aufgabe, die neun Familienhäuser wie auch das Therapiezentrum im Schuss zu halten. Die laufenden Kosten gehen ebenfalls zum Teil auf Rechnung des deutschen Vereins. Der Staat bezahlt laut Kooperationsvertrag die Gehälter des Pflegepersonals und trägt die Hauptverantwortung. Täglich müssen Probleme zwischen Behörden, Personal und Verwaltung besprochen und gelöst werden.

Während in Hechingen am Schmotzigen die Fasnet beginnt, fliegt Kirchmann wieder nach Rumänien, um den persönlichen Kontakt mit den Angestellten, Behörden, Personal und den Kindern zu pflegen.

Verein sucht Helfer

Praktikanten
Der Verein sucht laufend Personen, die mithelfen können und wollen. Rumänische Kenntnisse sind nicht unbedingt erforderlich. Vielleicht gibt es auch junge Menschen, die sich vorstellen können, eine Zeit lang als Praktikant in Rumänien tätig zu werden. Bei Interesse: Adresse: info@kinderhilfe-rumaenien.org