Mancherorts wird der Platz in Sachen Kinderbetreuung knapp. Foto: © JenkoAtaman - stock.adobe.com

In Sachen Kinderbetreuung gibt es immer etwas zu tun – da stellt die Stadt Calw keine Ausnahme dar. Beispielsweise steht schon jetzt fest: Mancherorts wird der Platz in den kommenden Jahren nicht ausreichen. Und auch Stellenbesetzungen sind in Zeiten von Fachkräftemangel nicht ganz einfach.

Calw - Immer die richtige Anzahl an Kinderbetreuungsplätzen vorzuhalten, ist nicht einfach. Denn ohne Glaskugel lässt sich der Bedarf, insbesondere der kommenden Jahre, nur schätzen. Thomas Seifert, Leiter der Abteilung Bildung bei der Stadt Calw, weiß das allzu genau. Unlängst stellte er die Planung in der Sitzung des städtischen Kultur- und Bildungsausschusses vor, der Gemeinderat segnete das Zahlenwerk wenig später ab.

Überblick

Zum 1. Januar 2022 wird es gemäß den Unterlagen der Stadtverwaltung 23 Kindertageseinrichtungen mit insgesamt 60 Gruppen in unterschiedlicher Trägerschaft (davon 18 Kitas mit 52 Gruppen in städtischer Hand) geben. Zusammengerechnet stehen damit 1108 Betreuungsplätze, davon 130 Plätze für Kinder vom ersten bis zum vollendeten dritten Lebensjahr, zur Verfügung. Weitere 22 Plätze in einer weiteren Gruppe hält der Waldorfkindergarten bereit; diese werden in der städtischen Planung allerdings nicht berücksichtigt, da hier zum teil auch Kinder aus umliegenden Gemeinden untergebracht seien.

Stand jetzt, erläuterte Seifert, sei der Betreuungsbedarf gedeckt. Perspektivisch werde aber bereits in nächster Zeit in Hirsau, auf dem Wimberg und in der Kernstadt mehr Platz gebraucht – und damit auch mehr Personal. Insgesamt sei die Stadt für das kommende Jahr indes "gut aufgestellt", so Seifert.

Innenstadt

In der Innenstadt wird sich im Laufe des Kindergartenjahres 2021/2022 einiges verändern. Der Kindergarten in der Bahnhofstraße soll voraussichtlich zum Jahresende geschlossen werden. Zumindest beinahe rechtzeitig – derzeit geht die Verwaltung davon aus, die Maßnahme bis März abschließen zu können – wird jedoch der Kindergarten Im Zwinger fertig. Die Einrichtung durchläuft derzeit eine umfangreiche Sanierung, durch die im Obergeschoss Platz für eine dritte Gruppe mit 23 Plätzen entsteht. Für den Betrieb wird mit 2,05 zusätzlichen Stellen gerechnet.

Insofern könne die Betreuungs-Nachfrage in der Kernstadt also bedient werden; da jedoch ein starker Jahrgang gewissermaßen in den Startlöchern stehe, könnte es ab dem Kindergartenjahr 2022/2023 eng werden.

Altburg/Weltenschwann/Speßhardt

Obwohl in Altburg, Weltenschwann und Speßhardt wohl alle dort gemeldeten Kinder auch einen Kindergartenplatz beanspruchen, stehen genügend Plätze zur Verfügung. Auch die Kleinkindbetreuung könne gestemmt werden. Die Einrichtungen vor Ort seien im laufenden und kommenden Kindergartenjahr gut belegt sein.

Alzenberg

In Alzenberg sind traditionell mehr Plätze belegt als es Kinder im Ort gibt. Das hängt damit zusammen, dass dort auch Jungen und Mädchen aus anderen Stadtteilen untergebracht sind. "Trotz der neuen Kindertageseinrichtung auf dem Wimberg werden auch weiterhin Eltern vom Wimberg das Angebot in Alzenberg in Anspruch nehmen", prognostiziert die Verwaltung.

Wimberg

Das Verwaltungsgebäude der Grund- und Werkrealschule Wimberg wird seit einiger Zeit zu einer neuen Kindertageseinrichtung umgebaut; die Eröffnung ist am 10. Januar vorgesehen. Diese soll zunächst Platz für 22 Kindergarten- sowie 10 Krippenkinder bieten. Vor allem durch Zuzüge im Bereich der Waldsiedlung wird das aber vermutlich nicht ausreichen. Für das Kindergartenjahr 2022/2023 plant die Stadt eine weitere Kindergartengruppe (22 Plätze) ein, hierfür sind 2,0 Personalstellen (ab 1. September 2022) zusätzlich vorgesehen.

Hirsau

Auch die Einwohnerzahl von Hirsau dürfte wegen größerer Bauvorhaben in absehbarer Zeit ansteigen – und mit ihr der Betreuungsbedarf. 23 Reihen- und drei Doppelhäuser sind zwischen Uhland- und Panoramastraße geplant, auf dem Gelände der Gärtnerei Märkle, die sich verkleinert. Hinzu kommen 42 Wohnungen, verteilt auf zwei Mehrfamilienhäuser, die an der Liebenzeller Straße entstehen sollen. "Deshalb, und wegen der vergleichsweise hohen Betreuungsquote bei den unter Dreijährigen, sieht die Verwaltung für das kommende Kindergartenjahr Bedarf für eine zusätzliche Kindergartengruppe", heißt es in den Unterlagen.

Ob diese jedoch einen Platz innerhalb eines bestehenden Kindergartengebäudes findet sowie ob ein An- oder Neubau irgendwo möglich wäre, müsse noch geprüft werden. Oberbürgermeister Florian Kling erklärte jedoch, dass es sicher nicht einfach wäre, einen geeigneten Platz für ein entsprechendes Bauvorhaben zu finden – und stellte die Frage in den Raum, ob sich ein Betreuungsplatz zwingend immer "vor der eigenen Haustür" befinden müsse. Für den Ausbau der Betreuung werden voraussichtlich 2,0 Stellen zusätzlich erforderlich, diese sind ab September 2022 im Stellenplan aufgeführt.

Stammheim

Das Betreuungsangebot in Stammheim wurde im vergangenen Kindergartenjahr ausgebaut; konkret gibt es dort inzwischen 30 Ganztages-Betreuungsplätze mehr (20 im Kindergarten-, zehn im Krippenbereich). Allerdings handelt es sich nicht um neue Plätze, sondern um eine Verlagerung des innerstädtischen Angebotes der Eduard-Conz-Straße in die Kinderdorfstraße 7. "Dennoch konnte die Auswahl an unterschiedlichen Betreuungsangeboten in Stammheim erweitert werden, da im vergangenen Jahr in der Kindertageseinrichtung Kinderdorfstraße eine zeitgemischte Kindergartengruppe neu in Betrieb ging", erklärt die Verwaltung. In diesem und im kommenden Kindergartenjahr sei der Bedarf in Stammheim voraussichtlich gedeckt.

Holzbronn

In Holzbronn zahlt sich die 2019 umgesetzte Gruppenerweiterung (Ausbau von 22 auf 33 Plätze) nach wie vor aus. Der Bedarf ist gedeckt.

Heumaden

Eine vergleichsweise starke Nachfrage nach Betreuungsplätzen für Kleinkinder besteht in Heumaden. Die Krippengruppe im Katholischen Kindergarten, die im vergangenen Jahr in Betrieb ging, trägt aktuell dazu bei, dass der derzeitige Bedarf erfüllt werden kann. Überhaupt gilt der Stadtteil als gut versorgt. Neben zwei städtischen Kindertageseinrichtungen gibt es zwei weitere in kirchlicher Trägerschaft.

Personal

Nicht ganz rosig sieht es indes noch immer in Sachen Personal aus. Durch den voraussichtlich steigenden Betreuungsbedarf müssen in der Kernstadt, in Hirsau und Wimberg zusammengerechnet 6,05 Stellen besetzt werden. Um besondere pädagogische Aufgaben, "die über die alltägliche Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern hinausgehen", erfüllen zu können, sind zudem 14 pädagogische Fachkräfte bei der Stadt angestellt, die für insgesamt 30 Sprachfördergruppen zuständig sind. 180 Kinder "mit einem nachgewiesenen Sprachförderbedarf" nutzen dieses Angebot. Um die Nachfrage bewältigen zu können, rechnet die Stadt mit einem benötigten Zuwachs in Höhe von 3,0 Vollzeitstellen. Keine einfache Aufgabe "bei einem nahezu leer gefegten Arbeitsmarkt", wie es vonseiten der Verwaltung heißt. Zumal es den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz zu erfüllen gelte, der zudem qualitativ hochwertig sein und durch entsprechende Betreuungszeiten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleisten soll.

Fest steht in diesem Zusammenhang vor allem eines: Komplett kann die Stadt diesen Ansprüchen derzeit nicht gerecht werden. Und so bleibt es bis auf Weiteres dabei, dass die Ganztagesbetreuung nur 45 statt 50 Stunden pro Woche umfasst. Diese Regelung war im Februar in Kraft getreten, Anlass war bereits damals der Fachkräftemangel gewesen.