Fronleichnam ist in Baden-Württemberg und einigen anderen Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag. Der Hintergrund dieses Hochfestes im Kirchenjahr der katholischen Kirche ist den meisten aber kaum noch bekannt. Was wird an dem Hochfest gefeiert? Und seit wann gibt es Fronleichnam?
Da Fronleichnam immer am 60. Tag nach dem Ostersonntag stattfindet, variiert das Datum dieses Feiertags. Das Hochfest der katholischen Kirche fällt aber immer auf einen Donnerstag – in diesem Jahr auf den 30. Mai.
In einigen Bundesländern wie Baden-Württemberg ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag. Im Mittelpunkt dieses Hochfestes zehn Tage nach Pfingsten steht das Abendmahl – auch Eucharistie oder Kommunion genannt.
Was bedeutet Gegenwart Christi in den Gestalten von Brot und Wein?
An Fronleichnam feiern katholische Christen die Gegenwart von Jesus Christus in den Gestalten von Brot und Wein in besonderer Weise, indem eine in einem Gottesdienst geweihte Hostie in einer Monstranz (einem gottesdienstlichen Schaugefäß) bei einer Prozession durch die Straßen getragen wird.
Warum ist mit Fron-Lichnam ein lebendiger Leib gemeint?
Das Wort Fronleichnam stammt aus dem Mittelhochdeutschen: „Fron“ bedeutet „Herr“, „Lichnam“ meint den lebendigen Leib. Die Einführung des Festes geht auf eine Vision der Augustiner-Nonne Juliane von Lüttich (1191 bis 1258) zurück.
Im Traum sah die Ordensfrau der Überlieferung zufolge den Mond, der einen sichtbaren dunklen Fleck aufwies. Sie deutete dies als Zeichen dafür, dass der Kirche ein Fest zu Ehren der Eucharistie fehle.
Bischof Robert von Lüttich führte das Fest für sein Bistum im Jahr 1246 ein. 1264 legte Papst Urban IV. fest, Fronleichnam jeweils am zweiten Donnerstag nach Pfingsten zu feiern. Papst Johannes XXII. (1316-1334) sorgte dafür, dass das Fest in der gesamten abendländischen Kirche gefeiert wurde.
Welche Bedeutung hat Fronleichnam für Protestanten?
Die Protestanten empfanden das Fest lange als „gegenreformatorische Machtdemonstration“. Vor allem in konfessionell gemischten Gebieten kam es immer wieder zu Spannungen.
Seit es christliche Gemeinden gibt, wird das Abendmahl gefeiert. Als Danksagung (von griechisch „eucharistéo“) ist es eine der grundlegenden Ausdrucksformen des christlichen Glaubens. Alle Kirchen sehen in ihm eine Erinnerungsfeier an das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern vor seiner Verhaftung und Kreuzigung. Allerdings wird das, was im Abendmahl geschieht, und die Weise, wie Christus darin gegenwärtig ist, theologisch sehr unterschiedlich gedeutet.
Gibt es eine Gemeinschaft im Abendmahl?
Die Katholische Kirche spricht von der Eucharistie, in der die Gläubigen die Kommunion empfangen (von lateinisch „communio“, Gemeinschaft). Durch die Einsetzungsworte des Priesters im Hochgebet wird das Brot zum Leib und der Wein zum Blut Christi gewandelt (die sogenannte Transsubstantiation - Wesensverwandlung).
Der Reformator Martin Luther war der Auffassung, dass Christus in Brot und Wein körperlich zugegen ist (die sogenannte Realpräsenz). Nach reformiertem Verständnis (Hulderych Zwingli, Jean Calvin) ist das Abendmahl nur ein Zeichen (Symbol) für die Gegenwart Gottes.
Die evangelischen Kirchen sprechen statt von Eucharistie von Abendmahl, um den Zusammenhang der Feier mit dem letzten Mahl Jesu deutlich zu machen. Während in der katholischen Kirche die Eucharistie fester Bestandteil eines jeden Gottesdienstes ist, feiern Protestanten das Mahl weniger häufig, aber wenigstens einmal im Monat.
Was bedeutet: „Ich bin das Brot des Lebens“?
In der Bibel wird das Brot als symbolische Nahrung verstanden, die nicht nur den Leib, sondern auch die Seele nährt und stärkt. „Ego sum panis vitae“ – „Ich bin das Brot des Lebens“ – sagt Jesus von sich im Neuen Testament (Johannesevangelium Kapitel 6, Vers 35). Christus, der Gesalbte, ist der Mittler zwischen Himmel und Erde, Schöpfer und Mensch, der inkarnierte Sohn Gottes, der als lebendiges Brot vom Himmel kommt.
Seinen Höhepunkt hat diese Brot-Symbolik im christlichen Abendmahl, in dem das Brot den Leib des auferstandenen Christus, das heißt seine reale Gegenwart in der Welt und die Gemeinschaft mit ihm im Abendmahl, darstellt.
Info: Tanzende Teufel – Fronleichnam in Venezuela
Diablos Danzantes
Bei den traditionellen Fronleichnam-Prozessionen in Venezuela ziehen als Teufel verkleidete Menschen durch die Straßen. An dem im spanischsprachigen Raum Corpus Christi genannten Feiertag werden die farbenfroh maskierten „Diablos Danzantes“ (tanzende Teufel) an verschiedenen Orten des südamerikanischen Landes am Donnerstag (30. Mai) unterwegs sein.
Zeichen der Buße
Erwachsene und Kinder verkleiden sich an Fronleichnam als Teufel und tanzen zum Zeichen der Buße rückwärts, während ein Angehöriger der katholischen Kirche die heiligen Sakramente vorwärts trägt – so ist der Brauch in Venezuela. Am Höhepunkt der Feierlichkeiten ergeben sich die maskierten Teufel vor den Sakramenten und symbolisieren so den Sieg des Guten über das Böse.
Teufels-Prozession
Die Prozession der „Tanzenden Teufel“ wurde 2012 als kulturelle Ausdrucksform in die „Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ der Unesco aufgenommen. Die Tänzer (Promeseros) sind der Unesco zufolge lebenslang Mitglieder einer Bruderschaft, die diese Tradition weitergibt. Zu den bekanntesten Prozessionen gehört jene der Stadt San Francisco de Yare im Bundesstaat Miranda im Norden des Landes. Dort wird in diesem Jahr das 275-jährige Bestehen der „Diablos Danzantes de Yare“ gefeiert. „Der Tanz ist das Gefühl der Freude und Hoffnung, die wir tagtäglich aufbauen“, sagte der römisch-katholische Erzbischof von Caracas, Kardinal Baltazar Enrique Porras Cardozo.