Die Beamten der Spurensicherung in ihren weißen, fusselfreien Anzügen untersuchten den Fundort der Leiche. Foto: Schwarzwälder-Bote

Polizei geht von Gewaltverbrechen aus und richtet Sonderkommission ein / Todesursache noch unklar

Von Harald Rudolf und Karl Kovacs

Offenburg. Grausiger Fund in Offenburg: Gestern um 11 Uhr ist in dem Wettbüro "Tipico" in der Ritterstraße eine Frau tot aufgefunden worden. Die Polizei geht von einem Gewaltverbrechen aus. Der Bereich war bis spät in den Nachmittag abgesperrt. Eine Sonderkommission ermittelt. Laut einer Pressemitteilung der Polizeidirektion Offenburg und der Staatsanwaltschaft wies die Frau schwere Verletzungen auf. Ein Kunde hatte kurz vor 11 Uhr das Wettbüro aufgesucht und die 23-jährige Beschäftigte blutüberströmt und leblos auf dem Fußboden gefunden. Für die Frau kam jede Hilfe zu spät.

Was zu den Verletzungen geführt hat, ist noch völlig unklar. Die ermittelnden Behörden schließen ein Gewaltverbrechen nicht aus, wie Karen Stürzel, Pressesprecherin der Offenburger Polizeidirektion, gegenüber unserer Zeitung bestätigte. Der oder die Täter konnten unerkannt flüchten. Eine heiße Spur gibt es nicht. Die Polizei hat die 30-köpfige Sonderkommission "Tipico" eingerichtet.

Noch Stunden nach Entdeckung der Leiche war die Straße vor dem Wettbüro mit rot-weißen Flatterbändern abgesperrt. An beiden Absperrungen stehen je zwei Polizisten. Während die Beamten der Spurensicherung in ihren fusselfreien, weißen Schutzanzügen immer wieder aus dem Wettbüro kommen und zu ihrem Dienstfahrzeug gehen, verhören Kriminalbeamte die allmählich heimkehrenden Anwohner. Eine junge, geschockte Frau wird in einem Polizeiwagen vernommen.

Das Wettbüro, in dem früher ein Teppichhandel betrieben wurde, liegt ebenerdig in einem vierstöckigen Haus, in dem sich viele Büros und Geschäfte befinden, darunter eine Zeitarbeitsfirma, zwei Sprachschulen, eine Arztpraxis und ein Finanzdienstleister. Das Haus ist nach Aussage eines Nachbarn erst kürzlich verkauft worden. Das Wettbüro hat angeblich erst seit sechs Wochen einen neuen Besitzer.

Dubiose Typen sind ein- und ausgegangen

Viele Anwohner wussten bis um 11 Uhr nicht, dass es überhaupt ein Wettbüro in der Ritterstraße gab. Von 11 bis 23 Uhr hat es geöffnet, auch samstags und sonntags. "Viele dubiose Leute sind dort aus- und eingegangen", sagt Winfried Heffner, der ein Reformhaus in der Ritterstraße betreibt. Autos mit ostdeutschen und osteuropäischen Kennzeichen hätten oft vor dem Haus geparkt. Er kann sich vorstellen, dass es sich bei der Tat um einen Raub handelte. Besonders am Wochenende, wenn auf die Samstags- und Sonntagsspiele in den Fußballigen Europas getippt wird, ist dort viel los.

Zahlreiche Bewohner der Straße versammelten sich vor der Absperrung am Eingang des Ritterhaus Museums, das erst kürzlich von Nashorndieben heimgesucht wurde. Früher sei die Gerberstraße ein Brennpunkt gewesen, jetzt wohl die Ritterstraße, sagt ein Passant. Von beiden Tatorten aus ist das Offenburger Polizeirevier gut zu erkennen. Keine 100 Meter ist es von dem Wettbüro entfernt.

Nach ersten Ermittlungen war die Frau kurz vor 11 Uhr gerade dabei, das Geschäft zu öffnen. Das eigentliche Tatgeschehen allerdings ist noch völlig unklar, auch einen Raubüberfall können Staatsanwaltschaft und Polizei nicht ausschließen. Zur Klärung der Tatumstände und der Todesursache wurden Rechtsmediziner hinzugezogen.

Zur Unterstützung der Ermittlungen bittet die Polizei um Hinweise unter Telefon 0781/2 10.