Melissa Sommer (von links), Leah Hartmann und Paula Hirsch fanden heraus, dass Hände waschen besser als desinfizieren ist. Foto: Fritsch

Ob mit den perfekten Pommes, mit der Frage ob man Hände lieber waschen oder desinfizieren soll, einem Ölentsorgungsschiff oder Experimenten mit Mikroplastik – Die diesjährigen Teilnehmer bei "Jugend forscht" sind nicht nur Nachwuchsforscher, sondern beinahe Weltverbesserer. Im Jugendforschungszentrum Nagold präsentierte ein Teil von ihnen seine Experimente.

Nagold - Es ist Großkampftag für alle jungen Forscher und Forscherinnen aus Nagold und Umgebung. Unter dem Motto "Zufällig genial" findet zum 24. Mal der Regionalwettbewerb der Region Nordschwarzwald statt. Zum zweiten Mal in virtueller Form. Viele der Jugendlichen streamen ihren Versuch von zu Hause aus – fünf der jungen Forscher hat es aber ins Jugendforschungszentrum in Nagold verschlagen.

Xenia Werner, 17 Jahre und Malin-Carlotta Schütz, 16 Jahre, sitzen vor ihren beiden Tablet-PCs. Plötzlich kommt jemand in den Livestream. "Hallo? Hallo, hören Sie uns", fragen die beiden. Die zwei Jugendliche haben bei ihrem Versuch für "Jugend forscht" mit Soja-Milch experimentiert. "Soja vs Kuh – Molekularer Unterschied zwischen Milchprodukt und pflanzlicher Alternative", heißt ihr Versuch. "Unsere Idee ist ideal für den Alltag", erklärt Xenia. Bisher kamen noch nicht viele, um ihrer Präsentation zu lauschen. "Aber mal gucken", meinen sie und bleiben zuversichtlich.

Aus dem Nebenraum hört man währenddessen, wie fleißig präsentiert wird. Leah Hartmann, Melissa Sommer und Paula Hirsch haben sich in ihrem Experiment mit der Frage befasst, ob man seine Hände besser waschen, oder desinfizieren soll. Das Ergebnis? "Hände waschen ist am besten", so die drei. "Wenn man lieber desinfiziert, muss der Alkoholgehalt über 70%, aber unter 90% liegen." Für ihre Präsentation, haben sie sich entschieden ins Jugendforschungszentrum zu gehen. "Hier haben wir den Kühlschrank für unsere Reagenzgläser gleich da, zu Hause ist das so unpraktisch", erklären die 13-Jährigen. "Außerdem haben wir hier alle unsere Versuche gemacht."

Alles was gebraucht wird, sind Laptops und Webcams

Dass eine virtuelle Veranstaltung aber auch praktisch sein kann, zeigen die beiden Jungs der "Jugend forscht AG" des OHGs mit ihrem Pommes-Experiment. Connor Jamieson, 12 Jahre, sitzt allein im JFZ: Sein elf jähriger Partner Max Rist ist nämlich daheim, in Quarantäne. Sein PCR-Test war leider positiv. "Mir geht es aber gut, ich bin nicht mehr krank", sagt er und winkt auf dem Bildschirm. Bis jetzt liefe es gut bei den beiden. "Wir haben immer geschaut, wie viel Zuschauer die anderen haben. Im Vergleich zu den anderen, haben wir richtig viele", sagt Connor stolz. Schon tönt es wieder aus dem Laptop: "Hallo, könnt ihr mir das Rezept für die perfekten Pommes erklären", fragt eine Zuschauerin, woraufhin die beiden mit ihrer Präsentation starten.

Der diesjährige "Jugend forscht" Regionalwettbewerb ist quasi ein virtueller Chatraum. Zu den einzelnen Präsentationen, von denen viele auch zu Hause abgehalten werden, gelangt man per AlfaView: Hat man das Programm runtergeladen, kann man sich durch die einzelnen "Stände", beziehungsweise Präsentationen klicken. Die einzelnen Präsentierenden, warten derweil geduldig, bis sich jemand zu ihnen durchgeklickt hat. Die Technik dahinter ist dabei ganz unspektakulär. Mit Laptops, Tablets und Webcams ausgestattet, wird einfach losgelegt, sobald sich jemand zu ihnen einloggt.

Die Übertragung funktioniert aber nicht in allen Fällen einwandfrei. "Connor, ich glaube die Teilnehmer blicken es nicht richtig", sagt Max, der ja selbst nur virtuell zugeschaltet werden konnte. Ständig loggte sich ein Zuschauer ein – und wieder aus. "Ärgern die uns", fragt sich Max. "Die haben wahrscheinlich gerade ziemlich mieses Internet", entgegnet Connor. Aus dem Laptop klingen laute Störgeräusche.

Wasserverschmutzung – ein großes Thema

In kleinen Pausen spielen im untersten Stock auf dem Flur Amelie Felchle, Leyla Kermeli und Katerina Malachatka Tischkicker. Sie lachen und kichern laut. Die zwölf- und 13-jährigen Schülerinnen der Christiane Herzog-Realschule haben ein Ölentsorgungsschiff entworfen. Das an einen Katamaran erinnernde Boot saugt Öl auf dem Wasser auf, wie ein Staubsauger. "Ein Tropfen Öl verschmutzt so viel Wasser", beteuern die drei. Wenn man ihren Prototypen in groß nachbauen würde, könnten so die Weltmeere gereinigt werden, sind sie sich sicher.

Wasser vor Verschmutzung schützen, das will auch Luise Florentine Mast. In ihrem Experiment geht es um Mikroplastik. Was genau sie entwickelt und erforscht hat, das will sie aber nicht verraten. Ihr Forschungs-Ergebnis wurde nämlich beim Patentamt angemeldet. Bereits seit sie 16 Jahre alt ist forscht die Chemielaborantin in Ausbildung an der Arbeit – nun ist sie 18 und steht damit kurz vor dem Durchbruch. Beeindruckt zeigt sich auch Gerhard Feeß. "Mikroplastik ist ein absolut wichtiges Thema", findet der Bürgermeister von Altensteig, der sich zu Luise durchgeklickt hat. "Es ist großartig, welche Rahmenbedingungen das Jugendforschungszentrum bietet."

"Im Moment herrscht noch Flaute"

Ein bisschen enttäuscht ist Luise noch. "Wenn der Wettbewerb heute nicht virtuell wäre, würden viel mehr Leute an einem Stand stehen bleiben. Aber so dauert es, bis sich jeder durchklickt", gibt die 18-jährige zu bedenken. "Im Moment herrscht noch Flaute."

Nervös sind alle jungen Forscher im JFZ. Am Abend steht die Siegerehrung an, ebenfalls online. Wer letztendlich Regionalsieger wird, weiß noch niemand. Professor Uwe Klein, Leiter des Jugendforschungszentrums, kann nur geheimnisvoll schmunzeln: "Alle die im Moment hier sind, haben sicherlich einen Platz", freut er sich.