Nils (links) und Leo experimentieren für einen Antrieb aus Haushaltsprodukten für ihr Raketenauto. Foto: Schölzel

Die Jugend-forscht-AG des Otto-Hahn-Gymnasiums formt aus neugierigen Kindern kleine Forscher. Und vielleicht Gewinner des diesjährigen Regionalwettbewerbs Nordschwarzwald. Auch dieses Jahr sind sechs der AG-Teilnehmer beim Wettbewerb vertreten. Die Vorbereitungen laufen und alle sind schon ganz aufgeregt auf ihren (virtuellen) Auftritt Ende nächster Woche.

Nagold - Wie werden Pommes aus dem Ofen besonders knusprig? Wie stellt man umweltfreundliche Farbe her? Kann man ein Auto mit Natron antreiben? Antworten auf diese Fragen haben die Schüler des OHGs im Rahmen der Forscher-AG gefunden. Mit ihren Experimenten nehmen sie am Jugend-forscht-Wettbewerb teil.

 

Chemie, Physik und Biologie sind nicht nur trockene Naturwissenschaften. Auch im alltäglichen Leben finden diese Anwendung. Zum Beispiel in der Küche, beim Kartoffeln kochen. Das haben Max Rist und Connor Jamieson eindrucksvoll bewiesen. Die beiden elf- und zwölfjährigen Schüler haben sich demnach gefragt, warum selbst gemachte Pommes aus dem Backofen eigentlich immer so lätschig sind. Dafür muss es doch eine Lösung geben, dachten sie sich und experimentierten mit verschiedenen Kartoffelsorten, von mehlig bis zu festkochend, Stärkegehalten und Pommesgrößen. Während ihres Experiments hantierten die jungen Forscher mit den unterschiedlichsten Forschungsmethoden: So stellten sie einen Fragebogen auf, welche der Kartoffeln das beste und schmackhafteste Resultat erzielte. Dabei prüften Max und Connor die Erdäpfel auf Herz und Niere, oder besser gesagt auf Geruch, Konsistenz, Geschmack und Aussehen. "Mittels des Schulnotenprinzips", wie Max erläutert, wurde dann der Sieger determiniert. Ein bisschen Essig im Kochwasser, ist übrigens auch ein Muss. "Das entzieht die Stärke", erklärt Connor.

Umweltfreundliche Farben und flotte Autos

Evangeline Mahle und Matz von Ascheraden, beide elf Jahre alt, forschen an Malfarben. Ganz ohne Chemie. "Das fanden wir wichtig, denn vor allem für kleine Kinder ist das einfach nicht gut. Die verschlucken Farben ja auch mal gern. Außerdem sind chemische Farben umweltbelastend", begründet Evangeline. So haben die beiden aus Brennnesseln, Birke, Petersilie, Johannisbeeren und Kürbissen Farbe hergestellt. Das beste Ergebnis erzielte jedoch ein schönes, saftiges Dunkelrot aus der Himbeere.

Nils Böhringer und Leo Kirschlager, elf und zwölf Jahre alt, tauchen bei ihrem Versuch in die Physik ein. Sie forschen an einem Antrieb aus Haushaltsprodukten für Ihr Raketenauto, dem "Coke Racer 3000". Im Schulunterricht hatten sie bereits zuvor mit Brausetabletten experimentiert. "Das Rückstoßprinzip hat uns sehr fasziniert und wir lieben beide Lego", erläutert Nils die Idee für den Versuch. Der "Coke Racer 3000" ist ein aus Legosteinen gebautes Konstrukt, mit einer Colaflasche aus Hartplastik. Als die beste Zusammensetzung, erwies sich ein Mix aus Natron, Zitronensäure und Wasser. Mit dieser Mischung wird das Raketenauto bis zu 75 km/h schnell und hätte sogar noch mehr drauf: "Mit ein bisschen Optimierung könnten wir auch die 80 km/h auf 100 Meter knacken", ist sich Nils sicher.

Ein Berichtsheft muss auch geschrieben werden

"Im Unterricht läuft hier nichts", berichtet Anna Ensslen, betreuende Lehrerin der AG. Alle Forschungen liefen in der Freizeit, zusätzlich. Die Teilnahme am Wettbewerb ist für die Schüler durchaus ein Aufwand: Zu der geleisteten Forschungsarbeit, muss noch ein Berichtsheft verfasst werden. Schlussendlich wartet der Wettbewerb. Für das Schreiben des Berichtsheftes hätten sie aber regelmäßig Hilfe von ihrem Lehrer bekommen, wirft Evangeline ein.

Den Aufwand gescheut, hat keiner der sechs Schüler. Alle finden es toll, bei dem Wettbewerb mitmachen zu dürfen. "Hier dürfen wir etwas Großes machen, bei etwas Großem dabei sein", sagt Evangeline. "Es ist total gut, von Forschern umgeben zu sein, die im gleichen Alter sind wie wir", findet Nils im Hinblick auf den Wettbewerb. Ob alle bereits schon nervös und aufgeregt sind? Von den Schülern kommt nur ein beherztes und kräftiges Nicken.

Die Vorbereitungen laufen

An der Jugend-forscht-AG am OHG können alle Schüler und Schülerinnen der sechsten Klasse teilnehmen, die eine besondere Begabung für den naturwissenschaftlichen Bereich vorweisen. Die Teilnahme am Wettbewerb selbst, ist für diese freiwillig. Seit Schuljahresbeginn laufen bereits die Vorbereitungen. "Bis zu den Herbstferien werden den Schülern die Grundlagen beigebracht, in den Herbstferien beschäftigen sie sich dann mit der Ideenfindung für ihr Projekt und im Dezember bis Januar arbeiten sie an ihrer Ausarbeitung", berichtet Ensslen. Darauf folgt dann die Vorbereitung zum Wettbewerb, in der sie sich jetzt befinden. Fleißig wird an den Präsentationen für die Online-Veranstaltung geübt. Diese auswendig zu lernen, kommt für die jungen Wettbewerbs-Teilnehmer übrigens nicht in Frage. Auch Karteikarten als Gedankenstütze sind verpönt. Frei sprechen ist angesagt.

Auch Eltern werden miteinbezogen

So ganz weiß aber niemand, was auf sie zukommen wird. "Welche Fragen uns da von der Jury gestellt werden, das wissen wir nicht", sagt Matz. Deshalb wird so gut wie möglich versucht, sich von zu Hause aus auf alle Eventualitäten vorzubereiten: "Wir präsentieren das immer unseren Eltern und fragen ständig, ob sie etwas nicht verstanden haben", meint Evangeline und kichert: "Meine Mutter dreht langsam durch, sie hat das ganze schon zig-mal gehört."

Teilnehmen am Wettbewerb, werden die meisten der Schüler übrigens von zu Hause aus. Alternativ stehe ihnen das Jugendforschungszentrum zur Verfügung, meint Ensslen. "Wir werden sogar mit Mikrofonen und Lautsprechern für den Vortrag ausgestattet", freut sich Evangeline. Den digitalen Rahmen des diesjährigen Wettbewerbs finden die Schüler cool, immerhin sind sie in den letzten Pandemie-Jahren zu echten Videochat-Profis geworden.

Dennoch sind sie sich einig: In Präsenz wäre es auf jeden Fall noch viel schöner.