Die Gemeinde Enzklösterle sieht die derzeitige Schülerbetreuung „Heidelbärchen“ im Lesesaal der Festhalle als eine Zwischenlösung und strebt deren letztendliche Unterbringung in einem Neubau neben dem Schulhaus in Richtung des Pfarrgartens (unser Bild) an. Der Gemeinderat hat bereits im April dem Kauf des Grundstücks zum Preis von 12 414 Euro zugestimmt. Foto: Ziegelbauer

Im Gespräch mit unserer Redaktion äußert sich Sascha Dengler, der Bürgermeister von Enzklösterle, zur Pandemie, zu Impfungen und Finanzen. Und darüber, dass die Gemeinde keine unrealistischen Luftschlösser plant.

Enzklösterle - Noch in weiter Ferne ist das Ende von 2G-plus-Regelungen und Maskenpflicht. Das Jahr zwei der Pandemie ist mittlerweile vorbei. Die Corona-Krise hat auch auf die Kommunen heftige Auswirkungen. Im Gespräch mit unserer Redaktion äußert sich Enzklösterles Bürgermeister Sascha Dengler unter anderem zu den Herausforderungen für die Gemeinde.

Ende des vergangenen Jahres hatten viele Menschen die Hoffnung, dass die Corona-Pandemie 2021 ihren Schrecken verlieren und die Einschränkungen enden würden. Wird das Ihrer Meinung nach 2022 so weit sein?

Gegenfrage: Wann hält jeder einzelne von uns die Pandemie für beendet? Wenn alle geimpft sind? Wenn eine Herdenimmunität erreicht wurde? Wenn das Virus aus den Köpfen der Menschen verschwunden ist? Corona hat in den Vereinigten Staaten mittlerweile mehr Menschen getötet als die Spanische Grippe vor gut einem Jahrhundert. Damals hat der Erreger über zwei Jahre Angst und Schrecken unter der Weltbevölkerung verbreitet, bis er plötzlich weniger tödlich und schließlich aus der Wahrnehmung der Menschen verschwunden war. Zieht man Vergleiche zu heute, dann könnte man hoffen, dass sich das Virus 2022 mehr und mehr zurückzieht und unser altes Leben wiederkommen wird. Ob das wirklich so sein wird, das steht und fällt aber mit der Bereitschaft der Menschen, die aktuellen Maßnahmen zu dulden und/oder sich impfen zu lassen. Um das zu erreichen, müssen alle gegenseitig Überzeugungsarbeit leisten und auf die Umsetzung der Maßnahmen achten. Wenn sich Geimpfte und Ungeimpfte gegenseitig rhetorisch ins Abseits stellen und wir somit die Gesellschaft spalten, führt das nur zu einer Verhärtung der Fronten und nützt niemand.

Waren Sie selbst schon infiziert? Falls ja, wie haben Sie es überstanden und spüren Sie heute noch etwas davon?

Nein, meine Familie und ich hatten bislang Glück.

Welche Pläne haben die Pandemie, das Virus und die Einschränkungen in diesem Jahr in Ihrem Privatleben verhindert oder unmöglich gemacht?

Bestimmt einige, aber mittlerweile plant man auch nur noch unter Corona-Bedingungen. Die Geburtstage unserer beiden Kinder fielen jetzt bereits zum wiederholten Mal in die Hochphasen der Pandemie. Den zwei keine richtige Geburtstagsfeier mit zig Kindern und Ausgelassenheit bieten zu können, macht uns als Eltern schon traurig.

Mal abseits von Corona: Welche Projekte/Meilensteine fallen Ihnen als Bürgermeister als Erstes ein, wenn Sie an 2021 denken?

Neben allen infrastrukturellen Projekten, bei denen wir ordentlich Geld unter die Erde gebracht haben und der Weiterentwicklung im touristischen Bereich, natürlich unsere Schulbetreuung, die mehr und mehr wächst. Wir haben es durch wirklich harte Arbeit geschafft, ein Angebot zu schaffen, um das uns andere Kommunen beneiden. Aktuell können wir circa 50 Prozent der Grundschulkinder betreuen. Das ist klasse! Gerade im Hinblick auf die kommende Ganztagsbetreuung in der Grundschule ab 2026 und die Attraktivität der Gemeinde war das ein wahrer Meilenstein und wichtig für ein Enzklösterle der Generationen.

Und was steht in Ihrer Stadt/Gemeinde an größeren Projekten/Meilensteinen im Jahr 2022 an?

Das größte Projekt wird ein ausgeglichener Haushalt sein. Im Sparschwein muss es "rascheln" und nicht "kleppern". Das bedeutet, wir müssen konsequent an der Ertragslage arbeiten, aber ohne die Menschen über Gebühr zu belasten. Wenn das passt, können wir gemeinsam die Gemeinde weiterentwickeln. Konkret werden wir zum Beispiel die Planungen für das Areal Festhalle/Touristik und Grundschule mit Nachdruck weiter vorantreiben.

Welche Schwierigkeiten oder Herausforderungen warten 2022 auf Ihre Stadt/Gemeinde?

Grundsätzlich wird es nicht einfach sein, mit den uns zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln, die notwendigen Projekte und Maßnahmen zu finanzieren. Aber es ist machbar, wenn man überlegt handelt. Über das Jahr hinweg gibt es ein großes Aufgaben-SOLL aber nur ein kleines Einnahmen-IST. Wir sind ständig dabei, Prozesse und Abläufe zu optimieren, Potenzial an Zeit und Ressourcen freizulegen, um noch wirtschaftlicher und damit erfolgreicher zu arbeiten. Des Weiteren tut uns jeder Euro weniger an Umlagen gut und darum appelliere ich auch an die politischen Entscheidungsträger, die kleinen Kommunen nicht zu vergessen.

Wenn Geld keine Rolle spielen würde – welches Projekt würden Sie für Ihre Stadt/Gemeinde gerne in Angriff nehmen?

Ich habe es schon einmal gesagt: Würde die Gemeinde im Lotto gewinnen, würde ich sämtliche unterirdischen Versorgungsleitungen (Wasser, Abwasser) erneuern. Dann wäre da Ruhe.

Und da wir gerade beim Geld sind: Auf was muss Ihre Stadt und Gemeinde erst mal verzichten, weil sich dafür absolut kein Budget im aktuellen Haushalt finden lässt?

Das Schöne ist, dass wir uns keine unrealistischen Luftschlösser überlegen, die wir nachher einstampfen müssen. Von daher muss auch keines unserer geplanten Projekte gestrichen werden.

Wie stehen Sie einer Corona-Impfpflicht gegenüber?

Ich fände es gut, wenn sich möglichst viele impfen lassen, kann mir aber kaum vorstellen, dass eine Impfpflicht, die nicht mit einem Impfzwang verwechselt werden darf, viel bringt außer Ärger.

Sind Sie selbst geimpft?

Ja.

Und zum Abschluss noch ein Klassiker: Welchen guten Vorsatz haben Sie für 2022?

Ich habe mich da noch nicht festgelegt, aber etwas mehr Sport wäre sicher nicht verkehrt.