Frauen aus unterschiedlichen Ländern haben gelernt, sich in der hiesigen Gesellschaft zu integrieren. Foto: Stöß

Dass Integration gelingen kann, ist jetzt in Bad Liebenzell gezeigt worden. Besonders wichtig ist das Erlernen der deutschen Sprache.

Bad Liebenzell - Sieben Frauen mit Migrations-, teilweise mit Fluchthintergrund trafen sich seit fünf Monaten regelmäßig in Bad Liebenzell, um gemeinsam die deutsche Sprache zu lernen. Das gemeinsame Projekt des Diakonieverbandes Nordschwarzwald und der Erlacher Höhe machen dies möglich. Zum Jahresende endet diese Erfolgsgeschichte. Vielleicht öffnet sich für die sieben Frauen bald eine neue Türe, um den beschrittenen Weg, nämlich in Deutschland Tritt zu fassen, weiter zu gehen.

Das Projekt bestand, über den Sprachunterricht hinaus, aus fünf Bausteinen. Mit dem Ziel, den Frauen eine verbesserte Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen und durch erweiterte Bildung, Sprach- und Kompetenzerwerb den Arbeitsmarktzugang zu erleichtern.

Aus verschiedenen Ländern

Vor den Hoffnungshäusern in der Liebenzeller Hindenburgstraße steht ein Schilderbaum. Die Pfeile zeigen in Richtung Äthiopien (5271 Kilometer), Somalia (6122 Kilometer), Eritrea (4785 Kilometer) und Albanien (1237 Kilometer). Für die Frauen eine Erinnerung auf die alte Heimat. Die Diakonie und die Erlacher Höhe haben es sich auf verschiedenen Ebenen zur Aufgabe gemacht, den Menschen aus fernen Ländern zu helfen, sich zu integrieren. Dass das Erlernen der deutschen Sprache an erster Stelle steht, ist inzwischen unbestritten. Aus diesem Grund starteten die beiden Institutionen dieses Projekt, welches das Ministerium für Soziales und Integration Baden Württemberg aus Mitteln der Europäischen Union im Rahmen des Europäischen Sozialfonds (ESF) fördert.

Eigene Stärken erkennen

So fanden die lernbegierigen Frauen recht schnell zueinander. Und das mit sehr großem Eifer, was Erlacher-Höhe-Sprachlehrer Andreas Braun im Pressegespräch bestätigte: "Es ist eine Freude, mit einer solch hoch motivierten Gruppe zu arbeiten." Projektleiterin Birgit Riedel vom Diakonieverband Nordschwarzwald erklärte es so: Der Kurs bietet nicht nur das Erlernen der deutschen Sprache an. Die Frauen lernten, sich ihrer eigenen Stärken bewusst zu werden, um sich in fremder Umgebung ohne fremde oder familiäre Einflüsse frei zu bewegen und im Team zu arbeiten. Neben der Förderung von Sprache und Kommunikation erlernen sie Medien- und digitale Grundkompetenzen.

Bewerbungsmappe erstellt

Marc Spies von der Diakoniestelle Nagold berichtete, dass die Frauen gleichzeitig die Chance nutzten, sich mit dem Arbeitsmarkt zu befassen. Natürlich alles in einem niederschwelligen Rahmen; beginnend mit der Erstellung einer Bewerbungsmappe. Die Frauen erhielten stets situationsgerechte Beratungen und Informationen.

Ganz wichtig war, dass die Frauen Einblicke in gesellschaftliche Themen hierzulande gewannen. Sie lernten die Grundlagen politischer Bildung kennen. Somit Inhalte der gesellschaftlichen, sozialen, politischen und kulturellen Teilhabemöglichkeiten. Es wurde auch die Möglichkeit genutzt, sich untereinander näher kennenzulernen und sich gegenseitig zu verstehen. Projektleiterin Riedel wählte als Überschrift "die Stärken ausbauen". "Inzwischen bewegen sich die Frauen viel selbstbewusster in der Öffentlichkeit", so Riedel.

Dass diese Gruppe überhaupt entstehen konnte, dafür sorgten mehrere Beteiligte. Denn von alleine wäre, so ist zu vermuten, keine Frau an eine solche Gruppe herangetreten. Beispielsweise die städtische Flüchtlingsbeauftragte Diana Neubrand. Diese lobte bei dieser Gelegenheit die Stadt Bad Liebenzell: "Als ländliche Kommune eine solche Stelle zu besetzen, ist immer noch sehr selten." Nur so konnte sie Frauen, die Hilfe bei der Kommune suchten, das Angebot näher bringen und zur Teilnahme motivieren.

Auch Tobias Zinser von den Hoffnungshäusern Bad Liebenzell trug dazu beitragen, dass vier seiner Bewohnerinnen an dem halbjährigen Projekt teilnahmen. Das Projekt wurde landkreisweit schon in Calw, Altensteig, Haiterbach, Nagold und Neuenbürg auf die Beine gestellt.

Das Miteinander gepflegt

Das Fazit war positiv: Obwohl hier verschiedene Welten, sprich Religionen und kulturelle Hintergründe aufeinander prallten, haben die Frauen das Miteinander gepflegt. Sie haben sich gegenseitig unterstützt und einander geholfen, so der Nagolder Diakonie-Leiter Marc Spies.

Dass der Kurs für die Teilnehmerinnen jede Mühe wert war, zeigte die Anwesenheit von Dammi Aiayi. Die Nigerianerin wohnt in Heumaden. Das bedeutete, einmal wöchentlich mit dem Bus nach Calw und danach mit der Kulturbahn nach Bad Liebenzell zu reisen. Sie tat es nach eigenen Worten und wie ihrer Mimik zu entnehmen war "sehr gerne".