Neben der politischen Diskussion war auch der Rollstuhlparcours sehr gefragt und die „Tester“ waren teils erstaunt, wie schwierig es doch ist, mit Rollstuhl oder Rollator ein Hindernis zu überwinden. Foto: Siegmeier

Die „sorgenden Gemeinde“ und behindertengerechte Toiletten waren Thema beim inklusiven Politikergespräch. Bei der Veranstaltung „Mit Politikern ins Gespräch kommen“ gab es viel zu erleben.

Abseits vom Trubel des Blaulichttags und des verkaufsoffenen Sonntags hatten die Aktionsgemeinschaft GIEB und die Projektgruppe „Gemeinsam lernen“ am Sonntag unter dem Stichwort „Politik für alle“ auf den Münsterplatz eingeladen.

Hier gab es bei der Veranstaltung „Mit Politikern ins Gespräch kommen“ Tische und Bänke zum Verweilen, aber auch zum Diskutieren. Auch wenn die Tischgespräche zunächst zögerlich in Gang kamen, nahmen sie über den Nachmittag umso mehr an Fahrt auf.

Sylvia Gmelin, Projektkoordinatorin der kreisweiten Aktionsgemeinschaft GIEB, die von den Trägern der Behindertenhilfe und dem Landkreis finanziert wird, begrüßte die Gäste. GIEB steht für Gestalten, Informieren, Erleben und Beteiligen.

Ohne Hürden ins Gespräch kommen

Zur letzten Bundestagswahl war die Reihe „Politik für alle“ gestartet worden. „Mit der heutigen Veranstaltung wollen wir Politik im Alltag, beziehungsweise im eigenen Lebensumfeld sichtbar und greifbar machen“, erklärte Gmelin. Es gehe darum, dass Menschen mit und ohne Behinderung Kommunal- und Landespolitiker kennen lernen, mit ihnen ins Gespräch kommen und erfahren können, was die verschiedenen Aufgaben sind. Ergänzend zu den Gesprächsrunden gab es ein vielfältiges Rahmenprogramm mit Sinnesparcours, Rollstuhlparcours sowie den Auftritt einer Tanzgruppe.

Stimme für Menschen mit Behinderung

Auch Oberbürgermeister Christian Ruf stattete der Veranstaltung einen Besuch ab. „Dieses besondere Ereignis bringt Menschen aus der Kommunalpolitik und Menschen mit Behinderung zusammen, um in einem ungezwungenen Rahmen ihre Gedanken, Erfahrungen und Wünsche auszutauschen. Unsere Stadt legt großen Wert auf Inklusion und Chancengleichheit, und dieses Forum ist ein weiterer Schritt in Richtung einer inklusiven Gesellschaft, in der jeder Einzelne die Möglichkeit hat, aktiv an politischen Entscheidungen teilzuhaben. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Menschen mit Behinderungen eine Stimme haben und gehört werden, wenn es um die Gestaltung unserer Kommunalpolitik geht. Ihre einzigartigen Perspektiven und Erfahrungen bereichern unser Verständnis und tragen zu einer gerechteren und inklusiveren Gesellschaft bei“, betonte Ruf in seinem Grußwort und informierte zugleich auch darüber, dass Ruth Gronmayer am Mittwoch erneut zur Behindertenbeauftragten der Stadt bestellt werde.

Gemeinsam Barrieren abbauen

Barrieren abzubauen und eine offene Plattform für den Austausch zu schaffen, war Ziel der Veranstaltung. Es bestand die Möglichkeit, Anliegen und Wünsche an die politischen Entscheidungsträger heranzutragen.

Bösingens Bürgermeister Peter Schuster schilderte bei der Frage, was er als Kommunalpolitiker schon für Barrierefreiheit getan habe, dass es in Bösingen eine konkrete Strategie gibt. Das Konzept der „sorgenden Gemeinde“ hat zum Ziel, insgesamt barrierefreier zu werden, „auch um älteren Mitbürgern eine gute Zukunft vor Ort zu ermöglichen“, so Schuster. Bürgermeister Rainer Betschner aus Fluorn-Winzeln berichtete vom Einbau einer behindertengerechten Toilette im Rathaus, und Gemeinderätin Gabriele Schneider aus Rottweil vom Umbau der Bushaltestellen in der Königstraße.

Was, wenn Treppengeländer fehlt?

Die Menschen mit Behinderungen schilderten ihre ganz konkreten Alltagsprobleme bei fehlenden Geländern an Treppen, nicht vorhandene Aufzüge oder den Schwierigkeiten im Winter, wenn kein Räumdienst kommt.

Von Politikerseite wurde dafür geworben, sich an Kommunalpolitik aktiv zu beteiligen. Die inklusive Band „Simply Luckies“ sorgte zum Abschluss für Stimmung.